Besuch bei der Tafel:Ran an die Champignons

Seidl bei der Tafel

Uschi Homann (links) hat gut lachen - die Leiterin der für Puchheim und Eichenau zuständigen Tafel kann auf die Unterstützung einer befristeten Hilfskraft (Bürgermeister Norbert Seidl) setzen.

(Foto: Günther Reger)

Mehr als hundert Puchheimer und Eichenauer werden hier mit kostenlosen Lebensmitteln versorgt. Norbert Seidl greift selbst mit an und sortiert Pilze aus. Der Bürgermeister sucht bei der Warenausgabe das Gespräch mit den Kunden und lobt das Engagement der 40 ehrenamtlichen Helfer

Von Johanna Pfaffenzeller, Puchheim

Eine schmale Treppe auf der Rückseite des Bürgertreffs führt in drei kleine Räume. Jeden zweiten Donnerstag bildet sich davor eine lange Schlange, denn die Tafel von Puchheim und Eichenau gibt dort Nahrungsmittel an Bedürftige aus. Jeder, der im Besitz eines Tafelausweises ist, kann sich dort gratis Obst, Gemüse und manchmal auch Fleisch sowie Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Mehl oder Reis abholen. An einem Donnerstag im Dezember schaut Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl vorbei, um mitzuhelfen, mit Kunden zu sprechen und sich Einblicke zu verschaffen, so wie er es jeden Monat in einer der sozialen Einrichtungen der Stadt macht.

In einer grünen Schürze und mit Plastikhandschuhen steht Seidl hinter der Essensausgabetheke und überreicht einer schwangeren Frau einen Salatkopf. Hinter ihm steht ein Regal, gefüllt mit Obst und Gemüse. Gemeinsam mit mehreren Mitarbeitern der Tafel gibt er zwei Stunden lang Essen aus, nachdem er zuvor bereits beispielsweise beim Aussortieren von Champignons geholfen hat. "Es ist eine sehr wichtige Einrichtung, denn traurigerweise sind einige Leute wirklich darauf angewiesen", sagt Seidl. Ohne Orte wie diesen gehe es leider nicht.

Mehr als 50 Menschen kommen während der Öffnungszeiten und packen Lebensmittel in die mitgebrachten Taschen, Rucksäcke, Handwagen und Kinderwagen. Die meisten holen aber nicht nur Nahrung für sich selbst, sondern oft auch für bedürftige Personen in ihrem Umfeld, so Uschi Homann, eine der Verantwortlichen der Tafel. Die Lebensmittel stammen aus Märkten und Geschäften im Umkreis. Gut 40 freiwillige Mitarbeiter hat die Tafel, sie kümmern sich abwechselnd um die Ausgabe. Danach wird aufgeräumt und die haltbaren, übrig gebliebenen Lebensmittel werden eingelagert. Der Platz, so Homann, reiche dafür aber nicht. Die Räume sind eng, auch deshalb kann immer nur ein Teil der Kunden die Tafel besuchen: Sie werden in vier Gruppen mit vier unterschiedlichen Farben aufgeteilt. Für jede Farbe ist eine halbe Stunde Ausgabezeit vorgesehen. Die Reihenfolge wechselt dabei jedes Mal, so dass jeder die Möglichkeit hat, auch einmal als erstes Lebensmittel zu bekommen. Seidl weiß, dass die Räume keine dauerhafte Lösung sein können. Er hofft, dass sich in der Folge von Neubauprojekten die Lage etwas entspannt und die Tafel dann bald in größere Räume umziehen kann.

"Ich finde es sehr schön, dass er heute da ist und den Ablauf und die Arbeit hier mitbekommt", findet Homann. Auch sei es ansprechend für die Kunden, da man ihnen so zeige, dass man sich um sie bemüht. Alle kennen den Bürgermeister und sehen, wie er ihnen hilft. "Es ist gut, dass sich der Bürgermeister Zeit nimmt und ein offenes Ohr für uns hat", findet auch Michael Zierke. Der 48-Jährige kommt seit August regelmäßig und holt für sich und seine Freundin Lebensmittel ab, denn ohne diese würde der Sozialhilfeempfänger kaum über die Runden kommen. "Der gegenseitige Umgang hier ist toll, denn alle begegnen sich auf Augenhöhe", sagt Seidl anerkennend. Jetzt wisse er, wie viel Arbeit die Mitarbeiter hier leisten. Bereits am frühen Morgen müssen die Waren mit Kühlautos abgeholt und sortiert werden.

Lebensmittel, bei denen das vorgegebene Verbrauchsdatum überschritten worden ist, dürfen nicht mehr ausgegeben werden. Sofern allerdings nur das weniger verbindliche Mindesthaltbarkeitsdatum leicht überschritten ist, ist es gesetzlich erlaubt, die Ware noch zu vergeben. "Heute hatten wir Sushi da, bei denen heute das Verbrauchsdatum abgelaufen ist, die mussten wir natürlich gleich wegwerfen", erzählt Homann.

An Weihnachten hatten die Tafelmitarbeiter zusätzlich noch eine Überraschung parat, jedes Kind bekam ein Geschenk. Zwei Kindergärten und mehrere Firmen hatten Spielzeuge verpackt und zur Verfügung gestellt. Und die Puchheimer Apotheke hatte in ihrer Filiale einen Baum aufgestellt, an dem rosa und blaue - jeweils sinnbildlich für weiblich und männlich - Papierherzchen hingen. Auch das Alter war darauf vermerkt. Die Kunden konnten sich ein Herz mitnehmen, ein passendes Geschenk besorgen und abgeben. Mit diesem System waren alle Geschenke gekennzeichnet und konnten von den Mitarbeitern entsprechend an die Kinder verteilt werden.

Seit elf Jahren arbeitet Uschi Homann schon ehrenamtlich bei der Tafel, denn sie hilft gerne. Norbert Seidl lobte ihr Engagement und auch das ihrer Mitarbeiter. Denn, so der Bürgermeister, ohne die freiwilligen Helfer "würde es nicht funktionieren". Hilfe sei wichtig, denn nicht alle Bürger schaffen es alleine.

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