Berufsschule in Bruck:Marode Gebäude, alte Maschinen

Die Berufsschule in Fürstenfeldbruck entspricht nicht mehr den Anforderungen eines zeitgemäßen Unterrichts. Nun denken Kreisräte und Landratsamt sogar über einen Neubau nach.

Heike A. Batzer

Beim Anblick des dreißig Jahre alten Modells einer Metallverarbeitungsmaschine haben die Berufsschüler oft lachen müssen. Mittlerweile wurde das betagte Gerät von einer modernen Fünf-Achsen-Simultan-CNC-Fräsmaschine abgelöst. Veraltete Maschinen und überholte Standards gibt es immer noch an vielen Stellen in der Fürstenfeldbrucker Berufsschule. Zwischen der Ausstattung, die die Auszubildenden in ihren Betrieben kennen lernen, und derjenigen an der Schule, "liegen Welten", weiß Andrea Reuß, die seit vier Jahren Leiterin der Berufsschule ist. Vieles sei nicht mehr funktional, entspreche nicht mehr geltenden pädagogischen Konzepten und erschwere das Lernen.

Berufsschule FFB

Tür auf zum Lehrerzimmer: Andrea Reuß, Leiterin der Berufsschule Bruck.

(Foto: Günther Reger)

Freilich hat die Schule nicht nur wegen neuer Unterrichtsmethoden Renovierungsbedarf, auch an der Bausubstanz nagt der Zahn der Zeit. Schon 2009 wurde der 1955 an der Hans-Sachs-Straße in Fürstenfeldbruck errichteten und Anfang der achtziger Jahre erweiterten Berufsschule in einem internen Gutachten der größte Sanierungsbedarf aller 17 weiterführenden Schulen im Landkreis zugeschrieben - nach dem Fürstenfeldbrucker Viscardi-Gymnasium. Danach aber wurde die Schule wieder hintangestellt. Seit 2003, erzählt Andrea Reuß, werde ihr zugesichert, dass die Berufsschule als nächste an der Reihe sei. Nun hofft sie auf das Jahr 2013.

Auch im Kreisbauamt hat man die über eine Sanierung entscheidenden Kreisräte darüber informiert, dass "in vielen Ausbildungsbereichen der Berufsschule Fürstenfeldbruck die Durchführung einer zeitgemäßen Ausbildung nicht mehr gewährleistet ist". Die neuen Lehrpläne verlangen, dass der fließende Wechsel zwischen praktischem und theoretischem Unterricht dadurch möglich wird, dass beide Bereiche in einem Raum untergebracht werden. Noch ist das an den wenigsten Stellen umgesetzt. Die Friseurlehrlinge haben einen solchen Raum, die IT-Berufe auch.

Das Labor für die Elektroberufe indes befindet sich in einem eigenen langen und schmalen Raum. Schüler und Lehrer müssen dazu aus dem Klassenzimmer gegenüber, in dem der Theorieunterricht stattfindet, hin- und herwechseln. Doch die Klassenräume sind mit einer Durchschnittsgröße von 65 Quadratmetern zu klein, um sogenannte integrierte Fachräume daraus zu machen. Von solchen aber profitierten alle Schüler, erklärt Schulleiterin Reuß, weil sich der Lehrer in ein und demselben Raum um die schwächeren Schüler kümmern könne, während sich die besseren Schüler selbständig an die Lösung der praktischen Aufgaben machen könnten.

Nach der Jahrtausendwende war damit begonnen worden, Kompetenzzentren an den Berufsschulen zu gründen. Fürstenfeldbruck hatte damals die Holz verarbeitenden sowie die Bauberufe verloren, dafür die zukunftsträchtigen IT-Berufe wie Informatik- oder Systemkaufmann oder Fachinformatiker für Systemintegration und Anwendungsentwicklung hinzubekommen. Insgesamt werden Auszubildende aus 15 Berufen in Fürstenfeldbruck unterrichtet.

Weil aber in der näheren Umgebung, so in Landsberg, Dachau und München, die Berufsschulen gerade saniert werden oder bereits wurden, müsse "Fürstenfeldbruck am Ball bleiben", sagt Andrea Reuß, "sonst nehmen die uns Schüler weg". Auch Ausbildungsbetriebe monierten immer wieder Defizite in der Ausstattung, Eltern schalteten sich in die Diskussion um den schulischen Standard allerdings - anders als an Gymnasien und Realschulen - nur selten ein. Insgesamt besuchen etwas mehr als 2000 Berufsschüler die Brucker Einrichtung, täglich sind rund 500 vor Ort. Knapp sechzig Prozent stammen aus dem Landkreis.

In diesem Jahr wollen die Kreisräte darüber befinden, wie es mit der Berufsschule weitergehen soll. Kürzlich haben sie die Gebäude in Augenschein genommen und seither "ist auch ein Neubau scheinbar kein Horror-Szenario mehr", glaubt Axel Schuhn, Leiter der Abteilung Hoch- und Tiefbau im Landratsamt. Eine Generalsanierung inklusive energetischer Ertüchtigung, ein Neubau am bisherigen Standort, ein Neubau andernorts oder gar auf dem frei werdenden Fliegerhorstgelände - alles wird nun untersucht und schließlich auch eine Kostenfrage sein. Die Kosten für einen Neubau an einem neuen Standort könnten sich auf bis zu 40 Millionen Euro belaufen.

Der Zustand der bestehenden fünf Gebäudeteile ist teilweise sehr schlecht. Der Dachstuhl wird von einem Provisorium abgestützt, im dreigeschossigen Glasbau dringt Wasser ein. Korrosion, Auflösungserscheinungen am Estrich und Durchfeuchtung ganzer Bauteile sind die Folge. Die Außenbeleuchtung gilt als irreparabel. In den beiden unterm Dach untergebrachten Klassenzimmern ist die Temperaturregulierung schwierig. Die Häuser sind nicht barrierefrei, einen Aufzug gibt es nur im Hauptgebäude. Ständig sind Handwerker im Haus, um das Notwendigste instand zu setzen: Einige Toiletten wurden erneuert, Deckenpaneele aufgerissen und die Kabelanschlüsse darunter den Vorschriften des Brandschutzes angepasst.

"Hier kann man nichts mehr mit Mehrarbeit und Verschönerungen auffangen", sagt Axel Schuhn. Zwar ist es nicht mehr ganz so eng, seit Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) im Jahr 2008 aus dem Berufsschulgebäude ins Schulzentrum am Tulpenfeld umgezogen sind, dennoch belegen sie übergangsweise immer noch zwei Klassenzimmer. Die Berufsschule selbst muss sich mit einer Wanderklasse behelfen.

Auch das Szenario einer Schließung der Fürstenfeldbrucker Einrichtung hat Reuß für die Kreisräte durchgespielt. Aber die Gastschulbeiträge, die der Landkreis dann bezahlen müsste, sind hoch. Bis zu 2500 Euro würden dann jährlich pro Schüler fällig. Nicht nur der finanzielle Aspekt spreche dafür, die Berufsschule fit zu machen für die Zukunft. Auch die Betriebe siedelten sich dort an, wo sie Fachkräfte fänden, sagt Andrea Reuß. Zwei Drittel der Berufsschüler haben heute Abitur oder mittlere Reife, viele entscheiden sich erst für eine Berufsausbildung und möglicherweise erst später für ein Studium. So wie Schulleiterin Reuß. Sie hat vor ihrem wirtschaftspädagogischen Studium eine Berufsausbildung als Bankkauffrau gemacht.

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