Berühmter Autor:Mehr als nur Tigerenten

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Das Jexhof-Museum widmet sich in einer Sonderausstellung dem Leben und Werk des Zeichners und Illustrators Janosch. Gezeigt werden auch Werke aus einer frühen abstrakten Phase

Von Peter Bierl, Schöngeising

Einige Generationen dürften inzwischen mit den Geschichten vom kleinen Bären, dem kleinen Tiger, Günter Kastenfrosch und der Tigerente aufgewachsen sein. Dass sich das Werk von Janosch nicht in diesen Bilderbüchern erschöpft, zeigt die neue Sonderausstellung "Vom Ammersee nach Panama" im Jexhofmuseum. Präsentiert werden frühe Gemälde, Illustrationen, Grafiken und Zeichnungen, dazu Romane und Theaterstücke. Einen Schwerpunkt bildet die Biografie des Künstlers, der rund zwei Jahrzehnte im nahen Greifenberg lebte. Dabei bleiben ein paar Ungereimtheiten.

So hat Janosch erzählt, er sei von der Münchner Kunstakademie als unbegabt abgewiesen worden. Tatsächlich fanden sich dort Unterlagen, wonach er dort einige Jahre studierte. Der Künstler ist in der Ausstellung mit einem Video präsent: Er hält ein paar Blätter mit Grüßen von Teneriffa, seinem Panama, in die Kamera. Eigens angefertigt hat er eine Radierung im Tigerenten-Stil, darauf ist ein kleines Haus mit der Aufschrift "Jexhof" zu sehen.

Die umfangreiche Zusammenstellung von Objekten und Informationen zu Leben und Werk dürfte ziemlich einmalig sein, wurde Janosch bislang doch vor allem als Künstler in Galerien gezeigt. Sämtliche Exponate sind Leihgaben von Art 28, einer Agentur in Tübingen. Die Ausstellung haben Museumsleiter Reinhard Jakob, der Volkskundler Anton Reinhardt sowie die Künstlerin Ruth Strähhuber konzipiert.

Janosch kam als Horst Eckert in der Stadt Hindenburg in Oberschlesien zur Welt. Den Vornamen erhielt er, weil seine Eltern Horst Wessel, den Helden der SA, bewunderten. Die ersten drei Jahre lebte er bei seinen Großeltern, eine Zeit, die er als Paradies beschrieb. Bei den Eltern erlebt er anschließend die Hölle. Der Vater war Alkoholiker, die Mutter sowie der Pfarrer verprügelten den Buben. Er litt unter den hohen Erwartungen der ehrgeizigen Eltern, die aus dem Bergarbeitermilieu in die Mittelschicht aufgestiegen waren. Der Vater brachte es zum Textilhändler.

Die traurige Kindheit hat im Werk Janoschs Spuren hinterlassen. Der Erfolg der Bären und Tiger dürfte damit zusammenhängen, dass sie ein Lebensgefühl von Unabhängigkeit und Freiheit vermitteln, mit dem sich Kinder identifizieren können und das sie ermutigt, die Welt auf eigene Faust zu erkunden. Öfter taucht als Motiv auch ein kleiner Vogel auf, der größer und stärker wird und sich am Ende durchsetzt, etwa im "Böllerbam", einem von der 68er-Revolte inspirierten Kinderbuch mit antimilitaristischer Botschaft.

Die Ausstellung beginnt mit dem ältesten Werk von Janosch aus dem Jahr 1949, das ein großes Haus im Grünen darstellt. Es folgen Gemälde aus einer frühen, abstrakten Periode, während Janosch die Textilfachschule in Krefeld besuchte. Reinhardt verweist auf den starken Einfluss von Verlegern, die Janoschs Talente erkannten und ihn förderten, etwa Georg Lenz, der ihn zu einem ersten Kinderbuch überredete, der Geschichte von Valek dem Pferd, das mit nicht kolorierten Zeichnungen ausgestattet war.

Sie bilden einen Kontrast zu den bunten und großflächigen Illustrationen etwa des "Böllerbam". Gezeigt werden außerdem Radierungen mit bayerischen Wirtshausmotiven zu Herbert Rosendorfers "Herberge zum irdischen Paradies", Sprüche und Zeichnungen aus der Wondrak-Reihe sowie Verweise auf seine Romane wie "Cholonek" aus dem Jahr 1970 oder "Der Sandstrand" mit stark autobiografischen Zügen. Sie spielen allesamt in Oberschlesien. Erst 1977 wandte sich der Künstler der Radierung zu, ein Jahr später erschien das Panama-Buch. Die Ausstellung schließt mit zwei großen selbst gebastelten Tigerenten eines jugendlichen Fans.

Die Ausstellung "Janosch: Vom Ammersee bis Panama" ist bis 11. Februar im Jexhof zu sehen.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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