Begegnung der Kulturen in Germering:Sari meets Lederhose

Erst die Feier, dann die Prüfung: Im Festzelt mischen sich beim Internationalen Abend die vielen Sprachen und Kulturen Germerings.

Karl-Wilhelm Götte

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Germering: Volksfest // Abend der Begegnung

Quelle: region.ffb

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Sich auf Deutsch zu verständigen, ist für Kabir Kamin kein Problem. Er kam schon 1995 aus Afghanistan nach Deutschland und arbeitet seit sechs Jahren im Bayerischen Hof in München als Raumpfleger. Beim "Internationalen Fest" am Vorabend des Unterpfaffenhofener Volksfestes, das in Germering als "Begegnung der Kulturen" gefeiert wird, macht Kabir Kamin Fotos vom Auftritt der großen "Mukule"-Gruppe auf der Bühne. Viele Frauen, bunt in Landestracht gekleidet, singen im voll besetzten Festzelt die "Mukule"-Hymne vom gemeinsamen Deutsch-Lernen.

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"Heute ist das Fest", sagt Kabir Kamin. "Und morgen früh am Samstag ist die Sprachprüfung." Er legt mit einigen anderen Migranten, die bei "Mukule" zwei, drei Jahre lang einen Sprachkurs besucht haben, seine so genannte B1-Prüfung in Deutsch ab. Das ist der obligatorische Sprachtest, der auch für eine Einbürgerung benötigt wird. "Mukule" ist ein Verein und steht für multikulturelles Lernen und Leben im Landkreis Fürstenfeldbruck. Hauptaktivität des Germeringer Vereins ist das Angebot von Deutschkursen.

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"Wir haben vor drei Jahren klein angefangen", erzählt Silke Kögler, die Leiterin von Mukule. "Damals waren es acht Teilnehmer, heute sind es 50 in vier Kursen", sagt sie mit einigem Stolz. Organisiert werden die Deutschkurse, die in Germering auch die VHS anbietet, im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge nach dem Integrationsgesetz von 2005, das Sprachkurse für Zuwanderer auch verpflichtend vorsieht. "Deutsch ist der Schlüssel zu allem", betont auch Feri Erschadi-Zimmermann. Die SPD-Stadträtin kam 1976 aus dem Iran nach Deutschland und weiß um die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen, um in einem neuen Land Fuß zu fassen.

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Auch der Arbeitskreis Asyl bemüht sich seit vielen Jahren darum, im Asylbewerberheim am Starnberger Weg den etwa 70 dort lebenden Menschen Deutsch beizubringen. "Häufig scheitert es an der Vorbildung", sagt Siegfried Schomburg, der den AK Asyl leitet. Stolz ist Schomburg jedoch auf die Zwillingsmädchen Ruky und Moona aus Togo, die mit ihrer Mutter seit acht Jahren im Asylbewerberheim leben und inzwischen die Hauptschule und die Realschule besuchen. In Germering wohnen aktuell 4600 nichtdeutsche Bürger. Die größte Gruppe kommt aus der Türkei (742), dicht gefolgt von Zuwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien (741), sowie Österreichern (489) und Italienern (403). Österreicher und Italiener haben naturgemäß kaum Integrationsprobleme.

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Italiener tauchen auch bei den Sprachkursen selten auf. "Die größte Gruppe sind türkische Zuwanderer, gefolgt von Kosovo-Albanern", erzählt Silke Kögler. Insgesamt kommen Menschen aus 13 Nationen zu den Kursen. "Mukule" macht es besonders Frauen mit kleinen Kindern leicht und bietet parallel zum Sprachkurs eine Kinderbetreuung an. Kögler, die in der Kirchenschule Räume nutzen kann, klagt aber über Raumnot. Zu wenige Schulleiter seien in Germering bereit, Räume für Deutschkurse zur Verfügung zu stellen. Dabei hat der Germeringer Stadtrat eigens 2009 einen Integrationsplan beschlossen. Und die Stadt beschäftigt seit Juli 2010 mit Manuel Leupold sogar eine Integrationsfachkraft. Auch das Internationale Fest, das seit vielen Jahren am Vorabend des Volksfestes stattfindet, hat inzwischen eine 25-jährige Tradition und wurde einst auf Anregung des türkischen Zuwanderers Metin Demirbas mit organisatorischer Unterstützung von Sozialamtsleiter Bruno Didrichsons aus der Taufe gehoben.

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Moderator Dieter Kuttenberger präsentierte am Freitag vielfältige Unterhaltung. Neben der "Mukule"-Foklore trommelten und jonglierten Schüler der Kleinfeldschule und eine vietnamesische Tanzgruppe trat mit bunten Fächern auf. Die Flamenco-Gruppe "Allegria" des TSV Unterpfaffenhofen-Germering und "Pizza Grande", eine neapolitanische Musikgruppe, rundeten das Programm ab. Kabir Kamin hat von allen Fotos gemacht, auch von seinem fünfjährigen Sohn Nahid und seiner dreijährigen Tochter Sanil. Der anstehenden Deutschprüfung sieht er gelassen entgegen. Der 35-Jährige will mit dem Sprachkurs sein Deutsch verbessern, um auch auf dem Arbeitsmarkt voranzukommen. Seine Frau Palwascha hat bereits eine Prüfung absolviert und bereitet sich auf die nächste vor. Einen deutschen Pass will Kabir Kamin nicht. "Den brauche ich nicht", sagt er. Seine Begründung: "In meinem Herzen bin ich Afghane."

© SZ vom 12.07.2010/sonn
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