Bau:Neubau billiger als Sanierung

Ergebnis einer Studie zur Zukunft der Puchheimer Schulturnhallen überrascht die Kreisräte

Von Gerhard Eisenkolb, Puchheim

Soll der Landkreis die Dreifach- und Einfachturnhalle des Gymnasiums und der Realschule Puchheim nur sanieren oder soll er mit einem relativ geringen finanziellen Mehraufwand gleich zwei neue, größere Halleneinheiten bauen? Mit dieser Frage ist der Kultur- und Sportausschuss des Kreistages in seiner jüngsten Sitzung konfrontiert worden. Die Kreisräte baten sich Bedenkzeit aus, auch mit dem Hinweis auf einen fehlenden Zeit- und Finanzierungsplan. Sie müssen nämlich erst noch das unerwartete Ergebnis einer Machbarkeitsstudie verkraften. Nach dieser liegen die Kosten für Sanierung und den kompletten Neubau zwischen 10 und 12 Millionen Euro. Eine solche in diesem Ausmaß unvorhergesehene Ausgabe würde den Schuldenstand des Landkreises um 20 Prozent erhöhen.

Ursprünglich war der Landkreis als Sachaufwandsträger der beiden weiterführenden Schulen von viel niedrigeren Kosten ausgegangen. Für die Sanierung sind deshalb gerade mal 3,3 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Landrat Thomas Karmasin (CSU) zeigte sich deshalb vom Volumen "überrascht". Er sprach von einem "gigantischen Batzen" Geld. Zudem ist nicht geklärt, ob angesichts der relativ geringen Differenz zwischen den Neubau- und Sanierungskosten die Regierung von Oberbayern überhaupt noch dazu bereit ist, bei einer Entscheidung für die Sanierungsmaßnahmen Fördermittel bereitzustellen. Solche Maßnahmen werden nur noch dann bezuschusst, wenn sie erheblich billiger sind als ein Neubau. Die Verwaltung wies darauf hin, dass das Landratsamt bei der Regierung angefragt habe, ob eine Hallensanierung bezuschusst werde. Die Chancen, hierfür Geld zu bekommen, seien gering, so die Prognose von Günter Sigl, dem Leiter des Schulreferats.

Für Hans Thurner (FW) ist die Tendenz klar. Die Kreisräte hätten wohl keine andere Wahl, als sich für zwei Neubauten zu entscheiden, sagte er. Um zu ergänzen: Ihm sei es lieber, dafür mehr Geld auszugeben und die einer Sanierung verbundenen Risiken wie höhere Kosten und weitere Reparaturen zu vermeiden.

In einer Machbarkeitsstudie schätzte ein Architekturbüro die Kosten für eine neue Dreifach- samt neuer Zweifachturnhalle auf 12,1 Millionen Euro. Dafür bekämen die beiden Schulen jedoch nicht nur zwei nagelneue Sportstätten, sondern auch noch eine große Versammlungsstätte, die zudem auch noch Vereine nutzen könnten. Das Angebot an solchen Veranstaltungsräumen ist in Puchheim nicht gerade üppig. Zudem müssen sich Realschule und Gymnasium bisher bei Veranstaltungen mit der Aula begnügen, in der die Verhältnisse sehr beengt sind.

Die billigste der drei Varianten würde laut Kostenschätzung nur zehn Millionen Euro kosten. Für diesen Betrag wäre die Dreifachhalle zu sanieren und die kleinere Einfachhalle neu zu bauen. Allerdings mit dem Risiko, dass bei den Arbeiten Schäden an den grundwasserdichten Wannen der vier Halleneinheiten entstehen könnten. Diese Variante A beinhaltet jedoch den Verzicht auf die zusätzliche Nutzung als Versammlungsraum.

Auch bei Variante B würde die 40 Jahre alte Dreifachturnhalle nur saniert. Als Neubau würde aber keine Einfachhalle entstehen, sondern eine Doppelturnhalle, die auch als Versammlungsraum dienen könnte. Sollten beide Hallen, wie in Variante C vorgesehen, neu gebaut werden, kann der Landkreis bei Gesamtkosten von etwa 12 Millionen Euro mit Fördermitteln in einer Gesamthöhe von 3,7 Millionen Euro kalkulieren. Damit wäre das für den Landkreis unterm Strich wohl die billigste Lösung.

Die Landkreisverwaltung spricht sich in der Sitzungsvorlage übrigens für Variante C aus. Die angeführten Vorteile wie der bessere Hochwasserschutz, Barrierefreiheit und das Risiko der Haltbarkeit der bereits bestehenden wasserdichten Hallenwannen würden die Mehrkosten rechtfertigen. Da nicht beide Hallen gleichzeitig abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden können, würde eine Entscheidung für diese Variante jedoch die längste Bauzeit nach sich ziehen.

Die Nutzer der beiden Hallen, nämlich Schulen und Vereinen, erfahren zurzeit, wie notwendig größere Sanierungsmaßnahmen sind. Die beiden Puchheimer Sportstätten mussten vorsorglich gesperrt werden, weil auf dem Dach eine undichte Stelle entdeckt worden war, auf der sich Wasser sammelte. Zuvor standen beide Hallen ein Jahr lang nicht zur Verfügung, weil sie als Notquartier für Flüchtlinge benötigt worden waren. Auch nach dem Auszug der Asylbewerber stehen kleinere Reparaturen an.

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