Baseball in Gröbenzell:Pitcher, Batter und Catcher

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Der Pitcher wirft auf den Batter, und das möglichst so, dass der Schlagmann den Ball nicht optimal trifft. (Foto: Günther Reger)

Die amerikanische Sportart hat in Gröbenzell eine Heimat gefunden. Die Männermannschaft ist erfolgreich in die Saison gestartet

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Mit Baseball verbinden die allermeisten Deutschen nicht viel. "Ami-Sport" sagen die einen, "stinklangweilig" meinen die anderen. Ältere Menschen erinnern sich noch an das deutsche Brennball, das vor 50 Jahren in den Schulen gespielt wurde und immerhin spannernder als Völkerball war. Die Mitglieder und Mannschaften des Gröbenzeller Baseballclubs finden Baseball gar nicht langweilig. "Ich finden es sehr abwechslungsreich: die Spieler müssen laufen, werfen und fangen", sagt Karin Sturm, die Chefin der Bandits und versucht ihre Begeisterung für diesen Sport dem Frager zu vermitteln. "Bandits - solche Vereinsnamen haben Baseballvereine. "Der Name ist nicht ganz so schrecklich", meint Sturm, "andere Namen sind viel schlimmer." Übersetzt gäbe es noch die Wildschweine, die Hornissen, die Schnecken oder die "Atomics", wie der heutige Gegner aus Garching heißt.

Doch nicht nur die Atomics sind heute da. Auch Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer steht bereit. Zur Saisoneröffnung soll der Rathauschef den "First Pitch" absolvieren. Das ist der erste Ball, den Schäfer als "Pitcher" auf den Batter, den Schlagmann, wirft, der auf dem "Mount" steht. Dahinter will der Catcher den Ball fangen. Der Catcher trägt Helm, Brustprotektor und Tiefschutz, wie alle Spieler. Der Wurf aus 18 Metern Entfernung muss so geschickt erfolgen, dass dem Batter kein guter Schlag gelingt, schon gar nicht einen "Homerun". Der Homerun ist ein weiter, für die gegnerische Mannschaft unerreichbarer Schlag auf die Zuschauertribüne. "In Gröbenzell fliegt der Ball dann bald hundert Meter weit, manchmal aufs Nachbargrundstück, wo die Pferde weiden", erzählt Sturm und lacht. Die amerikanischen Begriffe sind Standard im Baseball. Pitcher, Batter, Catcher, Base, Homerun und Mount. Der Mount, der Schlagplatz des Batters, ist der Hügel. Der wird unbedingt benötigt und kostet viel Geld. "Wir hatten vor dieser Saison einen künstlichen Hügel", brichtet Sturm, "der hatte uns mehr als 3000 Euro gekostet." In diesem Jahr hat der Gröbenzeller Bauhof den 50 Zentimeter hohen Mount errichtet. Dazu wurde eine Menge Lehm herbeigeschafft und rotes Ziegelmehl drüber gestreut. "Die Unterstützung der Gemeinde ist prima", schwärmt Sturm, die seit knapp zwei Jahren Abteilungsleiterin bei den Bandits ist.

Die Gemeinde halte ihren Platz im Ballpark an der Wildmoosstraße in Schuss. Mit einem eigenen Baseballplatz gehören die Bandits ganz eindeutig zu den privilegierten Baseballclubs in Bayern. Die Bandits gibt es seit 1989. Damals schlossen sie sich die Gröbenzell Blue Caps und die Puchheim Hornets zusammen. Die Bandits kommen auf sechs Teams. Mannschaften der Herren, Damen, Junioren, Jugend und Schüler existieren. Die Herren spielten einst in der Regionalliga. "Das war vor meiner Zeit, davon schwärmen die heute noch", erzählt Karin Sturm. Jetzt sind die Männer zwei Spielklassen tiefer angekommen. Das Ziel ist der Aufstieg in die Bayernliga. Gegen die Atomics-Reserve machten die Bandits mit einem Sieg im ersten Spiel einen ersten Schritt in diese Richtung. Die Saison ist aber erst im August zu Ende.

Die Frauenmannschaft ist im Umbruch, weil einige Spielerinnen altersbedingt aufgehört haben. Sturm, die über ihren Sohn zum Baseball kam, betreibt gezielte Nachwuchsarbeit in allen Gröbenzeller Grundschulen. "Da sind wieder einige Kinder hängen geblieben", bilanziert sie. Mit ihren Multivan transportiert Sturm die Jugendteams. Ihr Sohn spielt nach sechs Jahren mittlerweile in der Juniorenmannschaft. Sturm sicher: "Ich glaube, ich habe nur zwei Spiele versäumt." Die 49-jährige Gröbenzellerin spielt selbst kein Baseball: "Ich treffe den Ball schon und habe auch einen ziemlichen Wumms, aber mein Knie macht beim Laufen Probleme." Deshalb spielt sie auch nicht in der BBQ-Mannschaft. Das ist das "Barbecue"-Team, die Freizeit- oder Seniorenmannschaft.

Bürgermeister Schäfer hat inzwischen mit seinem dreijährigen Enkel Xaver trainiert. "Papa, schön hinstellen und locker werfen", empfahl Sohn Korbinian, der ehemalige Regionalligaspieler, noch. Schäfer gelingt dann mit lädierter Schulter ("Ich kann kaum einen Bierkrug heben") ein mittelprächtiger Wurf. Besser waren da Ceremonial First Pitches von US-Präsidenten oder von Sängerin Mariah Carey, die im Internet zu besichtigen sind. Nach Schäfers Wurf stellen sich die Bandits und die Reserve der Atomics in ihren Uniformen zum Landesligaspiel auf, was 10:6 für Gröbenzell ausging.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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