Bahnlinie durch Gröbenzell:Umstrittener Lärmschutz

Die Gröbenzeller SPD kritisiert den Bau hoher Wände entlang der Gleise, die quer durch den Ort führen. Sie fordert die Gemeinde auf, mit der Bahn nach anderen Lösungen zu suchen.

Andreas Ostermeier

Nachdem ein Anlieger der Bahnstrecke durch Gröbenzell Klage gegen die Errichtung der Lärmschutzmauer erhoben hat, ist das Bauwerk jetzt auch politisch umstritten. SPD-Gemeinderat Peter Falk fordert die Gemeinde auf, "alternative, innovative sowie deutlich weniger ortsbildbeeinträchtigende und kostengünstigere Lärmschutzmaßnahmen" zu prüfen. Der wegen der Klage verschobene Beginn der Arbeiten böte aus Sicht der SPD-Fraktion einen Anlass "für eine Revision der geplanten Maßnahmen", heißt es weiter in dem Antrag, den Falk am Montag an Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) geschickt hat.

Lärmschutz

Bürgermeister Dieter Rubenbauer (rechts) bei einem Ortstermin wegen des Lärmschutzes an der Bahnstrecke.

(Foto: Günther Reger)

Rubenbauer sieht allerdings keine Notwendigkeit für eine Überprüfung. Die Bahn habe für die Lärmschutzwände entlang der Güterverkehrsstrecke sowie auf der Südseite der Gleise durch Gröbenzell Baurecht. Das solle sie auch wahrnehmen, sagte der Bürgermeister am Dienstag zur SZ. Auf ihr Baurecht macht auch die Bahn in einer Stellungnahme aufmerksam. Gleichzeitig lehnt sie eine neuerliche Diskussion über die Wände ab. Ein Sprecher betonte, dass das Unternehmen nicht vorhabe, ein neues Plangenehmigungsverfahren zu starten, in dem die "in einem jahrelangen Abstimmungsprozess von der Gemeinde erteilten Zustimmungen erneut zur Diskussion" gestellt würden.

Rubenbauer sagte zu Falks Forderung nach einer Revision, über einen Schallschutz für die Anlieger der Bahnstrecken sei seit dem Jahr 2004 gesprochen und verhandelt worden. Nun müsse etwas geschehen. Auch ein möglicher Rechtsstreit zwischen dem klagenden Anlieger und der Bahn ist für den Bürgermeister kein Grund, den Lärmschutz zu überdenken. Die Klage beziehe sich nur auf einen kleinen Teil der Mauer - und diese Auseinandersetzung überlasse er den Juristen, sagte Rubenbauer.

Neben der Klage führt Falk für seine Forderung aber auch noch andere Gründe an. So führe die Errichtung von hohen Wänden zu "einer irreversiblen Zerschneidung und einer erheblichen Verschandelung" von Gröbenzell. Zudem könne das von der Gemeinde gewünschte Farbkonzept für die Wand "nicht realisiert" werden. Und auch die "planerische Lücke" an der Bahnbrücke über die Freyastraße stört Falk. Auf Kosten der Gemeinde müsse hier die Fußgängerbrücke verschoben werden, moniert er. Rubenbauer betont dagegen die Verbesserungen, die in den Gesprächen mit der Bahn erzielt worden seien. So werde die Wand an manchen Stellen durch Gabionen, mit Steinen gefüllte Drahtkörbe, ersetzt. Im Programm der Bahn seien solche Mauerelemente nicht vorgesehen, sagte der Bürgermeister.

Lärmschutzwände entlang bereits bestehender Bahnstrecken werden aus einem Sonderbudget bezahlt. Einen Anspruch auf Bauwerke, die Schutz vor Zuglärm bieten, hat eine Kommune nicht. Nur bei Neubauten von Strecken muss die Bahn auf Lärmschutz achten. Das ist auch ein wichtiger Unterschied zu den Diskussionen in Bamberg, auf die Falk in seinem Antrag verweist. Dort gibt es Widerstand gegen zwei neue Gleise für den Schnellzugverkehr und hohe Lärmschutzwände durch die Stadt, die den Status eines Weltkulturerbes besitzt.

Falk und die SPD-Fraktion stehen aber mit ihrem Vorstoß nicht alleine da. Auch die frühere Grünen-Gemeinderätin Katja Raths ist unzufrieden mit der gefundenen Lösung für den Lärmschutz. In einem Leserbrief, der am Dienstag in der SZ abgedruckt worden ist, nennt sie die Schallschutzmauer die "größte Bausünde" in der Geschichte der Gemeinde Gröbenzell. Raths fordert statt der Errichtung einer Wand, dass die Güterzüge langsamer fahren und mit neuer Technik ausgerüstet werden sollten. So gibt es "Flüsterbremsen", durch die die vorhandenen und Lärm produzierenden Bremssysteme ersetzt werden könnten. Doch eine Umrüstung sämtlicher Waggons würde die Bahn sehr viel Geld kosten.

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