Bahnhofskiosk:Tickets im Döner-Laden

Bahn will Gröbenzeller Kritikpunkte und Anregungen prüfen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Und sie bewegt sich doch: Nachdem der Gemeinderat eine Veränderungssperre verhängt und mehrere Parteien Unterschriften gesammelt haben gegen den geplanten Döner-Verkauf im ehemaligen Bahnhofskiosk, hat die Bahn die Gemeinde Gröbenzell kontaktiert. Und ein paar Wogen geglättet. Es soll laut Bahn keinen Alkoholausschank und auch keine 22 Sitzplätze am S-Bahnhof geben. Den Fahrkartenverkauf und die Regelung zur Nutzung der Toiletten will die Bahn "wohlwollend prüfen", wie Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und sein Stellvertreter Martin Runge (Grüne) am Donnerstagabend den Gemeinderäten berichteten.

"Es hat sich tatsächlich was getan, die Bahn hat sich gemeldet", sagt Schäfer. Zuvor hatte der Kämmerer über ein Jahr versucht die Bahn zu kontaktieren; die Kommune wollte den Kiosk kaufen oder pachten. Ohne Erfolg. Dann erfuhr man im Rathaus, dass der Konzern einen neuen Pächter für den alten Bahnhofskiosk gefunden hat und der dort einen Döner-Laden aufmachen will, den vierten in Gröbenzell.

Runge brachte damals eine Skizze der Bahn mit von dem umgebauten Raum mit 22 eingezeichneten Sitzplätzen. Die Skizze trieb Spekulationen über Alkoholausschank und Glücksspielautomaten voran. Gefördert wurden diese Überlegungen durch das Wissen um die Höhe der Pacht: Die Gemeinde hatte nämlich zwischenzeitlich mit der Deutschen Bahn verhandelt, wollte die "Apothekerpreise" (Runge) für die Pacht aber nicht zahlen. Die Bahn hält sich übrigens bedeckt, was die Höhe der Pacht anbelangt. Ein Bahnsprecher widerspricht allerdings den Vorwürfen aus dem Rathaus zur fehlenden Kommunikation.

"Es war alles ein Missverständnis", erklärt der Bürgermeister. Weder Alkoholausschank noch Glücksspiel seien dort geplant, nächste Woche komme ein Bahnvertreter nach Gröbenzell, um vor Ort über die Toilettenbenutzung und den Einbau einer Lüftungsanlage für den Kiosk zu reden. Die Gemeinde, die am Bau des Kiosks in den 1970er Jahren beteiligt war, möchte erreichen, dass die WCs wieder benutzt werden können und am Kiosk Fahrkarten sowie Reisendenbedarf verkauft werden.

"Letztlich war es wohl richtig, was wir gemacht haben", resümiert Runge über die jüngsten Schritte des Gemeinderates und den Erfolg, dass sich die Bahn nun endlich gemeldet hat. Er verweist auf die Tatsache, dass die Gemeinde seit dem Bau des Kiosks mit der Bahn vertraglich verbunden ist. "Wir haben gute Argumente, beteiligt zu werden", bekräftigt er den Wunsch der Gemeinderäte nach Information und Mitsprache.

Zum Gerücht über die 22 Sitzplätze, die laut einem Bahnsprecher niemals für den Kiosk vorgesehen waren, berichtet Runge, die Bahn habe diese Zeichen auf der Skizze als "raumfüllende Elemente" abgetan. "Sie wissen ja, wie groß der Kiosk ist", sagt Runge voll Ironie. Als er dann berichtet, dass über der ganzen Skizze "Gastraum" stand und ihm das kein Gesprächspartner der Bahn erklären konnte, bricht im Gremium lautes Gelächter aus. Insgesamt jedenfalls ist der Vizebürgermeister verhalten optimistisch, in vollem Bewusstsein, worauf es ankommt: "Wir müssen drauf bauen, dass die Bahn sich weiter bewegt."

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