Bad Tölz:Töchter und Söhne jener Zeit

Thomas Mann Jahr

Klaus und Erika durften auf abschüssigen Strecken im Leiterwagen sitzen. Wenn es flach wurde, mussten die Geschwister Monika und Golo schieben.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Kinder sausten den "Leiterwagerlweg" bis zur Nockhergasse hinunter

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Auf dem Weg von der Villa an der Heißstraße in die Stadt nahmen die Kinder von Thomas Mann immer gerne einen Leiterwagen mit. Sonderlich gerecht ging es dabei offenbar nicht zu: Klaus und Erika setzten sich auf den abschüssigen Strecken in das Gefährt, wenn der Weg flach wurde, mussten die kleineren Geschwister Monika und Golo schieben. "Das ging so bis zur Nockhergasse", erzählt Martin Hake vom Historischen Verein Bad Tölz. Die Touren auf dem "Leiterwagerlweg" kommen im Buch "Kind dieser Zeit" von Klaus Mann vor.

Dabei passierten die Geschwister zunächst das Prinz-Luitpold-Genesungsheim an der Bairawieser Straße, das heute die sanierungsbedürftige Von-Rothmund-Schule der Lebenshilfe beherbergt. Für den Bau, der 1911 begann und drei Jahre später beendet wurde, bettelte die Stadt um Spenden, weil das Geld nicht reichte. Sie wurde auch bei Thomas Mann vorstellig, der sich nicht lumpen ließ. 200 Mark gab der Schriftsteller für das Genesungsheim - eine großzügige Summe, wie Hake erklärt.

Wenig später kamen Klaus und Erika, Monika und Golo auch am Hotel und Café am Wald an der Austraße vorbei, das noch immer besteht. Wenn die Familie Mann in ihrer dreistöckigen Villa keinen Platz mehr für Gäste hatte oder vielleicht auch nicht haben wollte, empfahl der Schriftsteller ihnen wärmstens eine Übernachtung in diesem Hotel. Zum Beispiel in einem Brief an den Schriftsteller Ernst Bertram, wie Hake erzählt.

Auch in der Literatur hat das Haus seinen Niederschlag gefunden, wenngleich nicht bei Thomas Mann. Das Café Am Wald ist ein Schauplatz der frühen "Kindernovelle" von Klaus Mann.

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