Ausstellung:Brucker Meisterwerke

In ihrer Jahresausstellung nähern sich die Mitglieder der Künstlervereinigung zwei historisch wichtigen Maltechniken und zeigen dabei, auf welch hohem Niveau sie sich bewegen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Zwei klassische Maltechniken stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Mitgliederausstellung der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck. Das Lavieren - also das Eintönen von Zeichnungen durch stark verdünnte Tusche, ähnlich der Aquarellmalerei - erlebte seine Hochphase im Klassizismus. Beim Schummern werden Schattierungen nicht schraffiert, sondern mit einem Grafit- oder Kohlestift großzügig vermalt - eine Technik, der sich bereits die Renaissancemeister Leonardo da Vinci und Michelangelo bedienten. Nun also hat die Künstlervereinigung diese beiden Techniken zu ihrem Thema gemacht. Dass es sich dabei nicht um reine Fingerübungen für die Mitglieder handelt, macht die Ausstellung in der Sparkasse schnell deutlich.

Stark malerisch, dabei aber den Fokus auf die koloristische Wirkung legend, nähert sich Stephanie von Hoyos mit "Blau siegt" der Thematik. Dazu hat sie verschiedenfarbige Kreiden in kräftigen Strichen aufgetragen, verwischt, verschummert, sie dadurch aufgelöst und danach wieder aufgetragen. Die gleiche Liebe zur Farbe, wenn auch etwas kühler, zeigt Ingrid Redlich-Pfund mit den Werken "Auenland I - IV". Sie beschränkt sich auf die Farben Gelb und Rot, die unscharfen Bilder erinnern an ein Flimmern der Luft über einem Lagerfeuer. Verehrer der "Herr der Ringe"- Trilogie könnten in zwei der Bilder, angeregt durch den Titel, sogar den Schicksalberg erkennen. Mit der weiblichen Form beschäftigt sich die 1946 in Paris geborene und seit vielen Jahren zum Brucker Künstlerkreis gehörende Monique Marxreiter. Ihr Bilderzyklus "Teresa" zeigt den Körper in allen Variationen: barock, dynamisch, schwungvoll. Dabei wagt sie es, die Möglichkeiten der Mal- und Zeichentechnik bis zu deren Grenzen auszureizen.

Einen Blick ins Innere des Menschen wagen die Bilder von Christiane Neuberger. Ihre 15 Porträts, montiert auf drei Wandstelen, wirken wie Lehrbeispiele verschiedener Stile und aus unterschiedlichen Epochen - von akademischer Härte bis zu verschwimmender Leichtheit.

Die Ausstellung bietet aber auch Gelegenheit, sich mit Künstlern des Landkreises zu beschäftigen, die fast im Verborgenen, aber mit großer Beharrlichkeit an ihrem Werk schaffen. Petra Bergner zum Beispiel, 1941 in München geboren, Landkreis-Kunst- und Henrik-Moor-Preisträgerin, zeigt eine Reihe von hervorragenden Zeichnungen und Malereien. Ihre lavierten Rohrfederzeichnungen der Serie "Flußlandschaft" zeigen urwaldhaftes Gestrüpp wie es in etwa in den Amperauen zu finden ist. Zu den Urgesteinen der Künstlervereinigung gehört die Eichenauerin Henriette Hense. In hoher malerischer Qualität zeigt sie in ihren lavierten Bleistiftzeichnungen Krieg und Frieden, dargestellt durch zwei Kätzchen, die einmal fauchend aufeinander losgehen und dann friedlich nebeneinander in einer weichen Decke schlummern. Besonders schöne, wenngleich ganz anders geartete Bleistiftzeichnungen, präsentiert der Puchheimer Hans Fuchs. Seine am abstrakten Expressionismus orientierte Bildsprache entfaltet in "2015 I-III", drei klaren Öl- und Wachsstiftzeichnungen, ihre ganze Kraft.

Auch zwei Skulpturen sind in der Ausstellung zu sehen. Ulrike Spangenberg zeigt eine Wandplastik mit dem Titel "Inkognito" aus handgeschöpftem Zellstoff, der auf Draht angebracht und geschummert koloriert ist. Es entsteht der Eindruck einer massiven Tierhaut. Helga Conings "Potemkinscher Wald" erweckt auf den ersten Blick den Eindruck einer malerischen Waldkulisse, erst bei näherer Betrachtung wird die Täuschung deutlich. Und so ergänzen die Skulpturen die gezeigten Zeichnungen und Gemälde zu einer mehr als gelungenen, künstlerisch hochwertigen Ausstellung.

Ausstellung "Schummern und Lavieren", Kundenzentrum der Sparkasse, Hauptstraße 8, Fürstenfeldbruck, zu sehen bis zum 8. Januar 2016.

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