Auf Brucker Straßen:Wildunfälle nehmen zu

An jedem fünften Verkehrsunfall im Landkreis Fürstenfeldbruck sind Tiere beteiligt. Vor allem Wildschweine sind immer öfter die Auslöser eines Unfalls.

Stefan Salger

Morgens und am frühen Abend wird es gefährlich. Dann kreuzen sich immer häufiger die Wege von Kraftfahrzeugen und Wildtieren. Das Ergebnis sind schwere Unfälle, die nicht immer mit Blechschaden abgehen. Denn wer es mit einem Rehbock oder einem Wildschwein zu tun bekommt, der kann froh sein, wenn er ohne schwere Verletzungen davon kommt. Die Zahl solcher Wildunfälle hat 2012 im Landkreis Fürstenfeldbruck im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen. Das geht aus der Verkehrsbilanz hervor, die die Polizei vorgelegt hat.

Wildwechsel

Die Polizei verzeichnet eine steigende Zahl von Wildunfällen.

(Foto: Günther Reger)

Der Landkreis ist dabei mit seinen im vorigen Jahr verzeichneten 559 Wildunfällen (2011 waren es noch 485) keine Ausnahme. So verzeichnete Freising ein ähnlich sprunghaftes Wachstum, in Starnberg wurde sogar ein Plus von 40 Prozent verzeichnet, während die Landkreise Dachau und Erding vergleichsweise glimpflich davonkamen. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord gab es einen Anstieg um fast 16 Prozent. Bei rund 9500 Unfällen wurden elf Personen sehr schwer verletzt. Insgesamt ist mehr als jeder fünfte registrierte Unfall ein Wildunfall.

Verletzungen und materielle Schäden sind nicht immer die Folge eines Zusammenpralls, sondern oftmals eines missglückten Ausweichmanövers. Wie im Falle einer Autofahrerin aus Emmering Die 31-Jährige war vor etwa drei Monaten am späten Nachmittag kurz hinter der östlichen Landkreisgrenze unterwegs, als plötzlich ein Tier vor ihr auf die Fahrbahn lief. Der Fahrerin gelang es zwar, dem Tier auszuweichen, doch verlor sie dabei die Kontrolle über ihr Fahrzeug und kam von der Straße ab. Das Auto überschlug sich mehrmals im angrenzenden Feld. Am Fahrzeug entstand Totalschaden, die Frau selbst hatte Glück und kam mit kleineren Blessuren davon.

Seit einigen Jahren wird versucht, das Queren von Wildtieren durch technische Maßnahmen zu begrenzen. So wurden im Landkreis Fürstenfeldbruck, vor allem aber im Nachbarlandkreis Dachau, zylinderförmige Reflektoren an die Begrenzungspfosten montiert. Werden sie in der Dunkelheit von den Autoscheinwerfern angestrahlt, so leuchten sie blau und sollen dadurch das Wild abschrecken. "Es gibt Hinweise, dass das funktioniert" so Forstdirektor Hans-Jürgen Gulder. Bei den Rehen stelle sich nach einer gewissen Zeit aber auch ein Gewöhnungseffekt ein.

Besonders stark zugenommen haben die Unfälle mit Wildschweinen. 2011 waren im nördlichen Oberbayern noch 252 Wildschweine angefahren worden, 2012 waren es 408 Tiere. Einem Kollegen sei vor drei Wochen morgens um 6 Uhr ein stattlicher Keiler vor die Stoßstange gelaufen, so Gulder. "Aus dem Scheinwerferschatten, der hatte gar keine Chance mehr zu reagieren."

Mehr als 200 Wildschweine sind von den Jägern 2011 geschossen worden, mehr Rotten gibt vor allem im Landkreis-Westen. "Die Wildschweine fühlen sich wie im Paradies", hat Kreisjagdberater Rainer Grüter einmal gesagt. Weil die Bauern mehr Mais anbauen, findet das Schwarzwild beste Bedingungen vor. Milde Winter wie 2011/2012 tragen nach Gulders Einschätzung zum Wachstum bei. Den Jägern möchte Gulder nicht die Schuld an der Zunahme der Wildunfälle zuschieben, auch wenn die Tierbestände in den letzten Jahren gewachsen seien: "Es wird auch mehr geschossen." Es gebe eben schlicht keine Wunderwaffe. Gulder selbst fährt auf vielen Landstraßen "nicht schneller als 70 oder 80 Kilometer pro Stunde".

Deutlich abgenommen hat die Zahl der Verkehrstoten. Kamen 2011 noch zehn Menschen auf den Straßen im Landkreis ums Leben, so waren es 2012 noch fünf. Im Januar 2012 hatte sich ein 60-Jähriger mit seinem Kleintransporter auf der B 471 bei Fürstenfeldbruck überschlagen, nachdem er nach links von der Fahrbahn abgekommen und gegen eine Lärmschutzwand geprallt war. Im Krankenhaus erlag er seinen schweren Verletzungen. Die Gesamtzahl der Unfälle stieg von 4330 auf 4543 und liegt damit in etwa im Trend von Oberbayern Nord. Auch die Zahl der Verletzten ist im Landkreis leicht angestiegen: von 874 im Jahr 2011 auf 903 im vergangenen Jahr. Etwa auf Vorjahresniveau lagen die Zahlen der Unfallfluchten (1125) und der Schulwegunfälle (12).

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