Architektur:Fürstenfeldbruck im Wandel

Moderne Architektur oder hässliche Betonklötze? Besonders beim Citypoint gehen die Meinungen der Bürger auseinander

Von Kevin Schrein

Bruck: UMFRAGE - Architektur in Bruck

Die Neubauten hinter dem Café Brameshuber werden künftig das Stadtbild mitprägen.

(Foto: Johannes Simon)

Dieser Kontrast bleibt niemandem verborgen. Die Hauptstraße in Fürstenfeldbruck. Vorne das unter Denkmalschutz stehende Café Brameshuber, ein Farbtupfer in der ohnehin bunten Straße. Dahinter ein moderner Wohnhausblock, knalliges Orange, hohes Mauerwerk, eine glatte Fassade ohne Balkone. Ein Kontrast, den eine Leserin, die sich an der SZ-Aktion "Was Fürstenfeldbruck bewegt" beteiligt hat, unerträglich findet. Das neue Wohnhaus sowie das Citypoint-Gebäude würden die Innenstadt verschandeln, sagt sie, Betonkästen seien das.

Über Geschmack lässt sich streiten. Keine Frage. Aber sind diese auffälligen Gebäude nötig? Immerhin unterscheiden sie sich in Form und Größe erheblich von den angrenzenden Bauten und fallen den Passanten unweigerlich auf. "Diese Gebäude spiegeln die Zeit wieder, in der sie gebaut wurden", sagt Stadträtin Gabriele Fröhlich. "Sie sind die Sprache des jeweiligen Jahrzehnts." Laut Fröhlich kritisierten Bewohner in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts auch die Abkehr von den Schnörkelbauwerken hin zu einer klareren Formsprache. "Aber auch daran haben sich die Menschen nach einiger Zeit gewöhnt", erinnert Fröhlich.

Trotz ihres Appells an die schöpferische Freiheit der Architekten ist Fröhlich mit dem ein oder anderen Bau in Fürstenfeldbruck nicht ganz zufrieden. Das Citypoint-Gebäude beispielsweise halte seine Architektursprache nicht durch, weil jedes Eck anders aussehe, kritisiert sie. Auch die Gestaltung der Treppenaufgänge passe nicht zum Gesamteindruck des Gebäudes, klagt sie. "Insgesamt sieht das aus wie ein eingeflogenes Ufo." Den neuen Wohnhäusern hinter dem Café Brameshuber bringt Fröhlich schon etwas mehr Liebe entgegen, "wobei keine Balkone und die Farbe natürlich Geschmackssache sind", sagt sie.

Etwas kritischer blickt Susanne Poller, Kreisheimatpflegerin im Landkreis Fürstenfeldbruck, auf die Architektur: "Bei mir schlagen da zwei Herzen in der Brust, wenn ich das neue Wohnhaus sehe", sagt sie. Auf der einen Seite müsse der Investor Geld verdienen und so bauen, dass der Gewinn maximiert werde, sagt sie. "Auf der anderen Seite stehe das davor stehende Gebäude unter Denkmalschutz, das hätte der Investor etwas mehr beachten - und sein Gebäude dementsprechend treffender bauen können." Auch die Architektur des Citypoint-Gebäudes findet nicht Pollers Segen. Doch zumindest die Innenraumgestaltung mit den verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten findet die Kreisheimatpflegerin gelungen.

Durch neue Bauten wie das Wohnhaus und Citypoint-Gebäude hat sich Stadtbild in den vergangenen Jahren insgesamt sichtbar verändert, da ist sich Poller sicher. "Und es wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verändern." Von einem teils völlig uneinheitlichen Stadtbild will sie aber nicht reden. Wie einige Ortschaften nahe München, die durch Zuzüge kein einheitliches Bild mehr besitzen, werde Fürstenfeldbruck auch in ein paar Jahren nicht aussehen, "das gibt die Innenstadt nicht her", ist sich Poller sicher.

Stadtbaurat Martin Kornacher kann die ganze Aufregung nicht verstehen. "Es ist zeitgemäß, dass der Gesetzgeber dem Bauherren viel Freiraum bei der Gestaltung seines Gebäudes lässt", sagt er. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt sind dadurch begrenzt. "Wir können das Volumen des Gebäudes festlegen. Wer sich an der Farbe stört, muss sich an den Investor wenden", sagt Kornacher. Wenn der Bürger außerdem ausreichend Möglichkeiten zum Einkaufen wolle, brauche es dafür eben auch ein großes Gebäude, merkt Kornacher an - und fügt hinzu: "Viele Beschwerden gab es wegen des Citypoint-Gebäudes oder dem Wohnhaus hinter dem Café Brameshuber bislang nicht."

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