Arbeitsmarkt:Beste Bedingungen für den Karrierestart

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Beim 40. Berufsinfomarkt der Sparkasse in Fürstenfeldbruck wird klar, dass qualifizierte und motivierte Bewerber von Ausbildungsbetrieben umworben werden. Achtklässlerin Jasmina Maier interessiert sich für die Polizei - während ihre Eltern eher für einen Bürojob plädieren würden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der goldene Boden wäre schon da, auch wenn er sich manchmal erst auf den zweiten Blick erschließt: Etwa 40 Ausbildungsbetriebe haben sich am Sonntag beim 40. Berufsinfomarkt der Sparkasse vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass Schulabsolventen es eigentlich so gut haben wie noch nie - sie können auswählen unter einem breiten Spektrum, das von klassischen Handwerksberufen wie Schreiner oder Bäcker bis hin zum Verwaltungsmitarbeiter oder auch zum Polizist oder Soldat reicht. Bei der Veranstaltung im Brucker Verwaltungszentrum wurde deutlich, dass es in vielen Bereichen Nachwuchsmangel gibt und qualifizierte sowie vor allem motivierte Schulabgänger umworben werden. Die Gründe für den Lehrlingsmangel in vielen Branchen sind vielfältig: Sehr viele, vermutlich zu viele junge Menschen streben an die Hochschulen. Andere scheuen zum einen Schichtarbeit oder das Arbeiten draußen bei Wind und Wetter und erliegen zudem der Täuschung, ein Studium garantiere höheres Einkommen.

Jasmina (links), die von ihrer Mutter Sabine Maier begleitet wird, erkundigt sich bei Verena Rittel (rechts) und ihrem Kollegen Michael Selhof über die Ausbildungsvoraussetzungen bei der Polizei. (Foto: Günther Reger)

Katrin Müller-Albertshofer und Roland Völk sind im Landratsamt zuständig für die Ausbildungs- und Bildungsberatung und haben eine Ausbildungsbörse organisiert. Beide kennen natürlich die "Klassiker" unter den Berufen, die bei Mädchen und Buben hoch im Kurs stehen - das sind hier die Kauffrau für Büromanagement und dort der Kfz-Mechatroniker. Mehr oder weniger akuter Lehrlingsmangel herrscht dagegen weiterhin bei Bäckern und Metzgern, hier können sich geeignete Bewerber ihren Lehrbetrieb aussuchen. "Es sind aber eigentlich genügend Bewerber da", sagt Katrin Müller-Albertshofer, "man muss sie eben für den jeweiligen Beruf begeistern".

Irene Weinberg informiert am Klinikstand. (Foto: Günther Reger)

Da will Irene Weinberg nicht widersprechen, auch wenn die Kreisklinik sowie das angeschlossene Seniorenheim Jesenwang ebenfalls unter dem nicht immer nachvollziehbaren Akademisierungstrend leiden. 13 Ausbildungsplätze für Gesundheits- und Krankenpfleger (das entspricht dem früheren Berufsbild der Krankenschwester) sind von Oktober an zu vergeben, die Hälfte davon ist noch nicht besetzt. Und das, obwohl die Bedingungen bei einem der größten Arbeitgeber in der Kreisstadt als recht gut gelten und Azubis, die Mittlere Reife oder eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung sowie ausreichende Deutsch-Kenntnisse mitbringen, mit tausend Euro brutto einsteigen. Aber das Image der Pflege könnte besser sein, zudem wird im Schichtdienst gearbeitet und die Arbeitsbelastung sowie die Ansprüche ans Pflegepersonal steigen. Und doch sei es ein erfüllender Beruf, findet die Lehrerin für Pflegeberufe. Messen wie jene am Sonntag nutzt sie gerne, um künftigen Kollegen dies deutlich zu machen.

Beim Berufsinfomarkt zeigen auch Bäckerlehrlinge, was sie schon alles gelernt haben. (Foto: Günther Reger)

Das versuchen ein paar Meter weiter auch die Friseurmeisterinnen Severine Zacherl aus Grafrath und Gisela Held aus Olching. Sie wissen, dass der Beruf des Friseurs etwas ist für Kreative, am Lehrlingsmangel aber ändert das nichts. Einer der Gründe dürfte sein, dass angestellte Friseure weniger verdienen als andere Handwerker. Ändern könnte man das wohl nur, wenn die Leute bereit wären, für gute Arbeit einen angemessenen Preis zu bezahlen und nicht zum Zehn-Euro-Billigfriseur gehen oder sich die Haare schwarz oder gleich zu Hause von der Tante schneiden lässt. Die stellvertretende Obermeisterin wüsste schon, wie es besser werden kann: Wenn mehr als die 77 der landkreisweit schätzungsweise 230 Betriebe der Friseurinnung beitreten würden - und sich entsprechend auch an der Ausbildung beteiligen. Gemeinsam könnte man gegen Dumpingpreise angehen und das Image dieses abwechslungsreichen Berufs aufpolieren.

Friseurmeisterin Severine Zacherl als Innungsvertreterin bei einem Berufsinfomarkt der Sparkasse. (Foto: Günther Reger)

Einen abwechslungsreichen Job sucht auch Jasmina Maier. Die 14-jährige Schülerin, die in Bruck einen M-Zug besucht, wird von ihren Eltern begleitet. Sabine und Peter Maier würden ihrer Tochter einen sicheren Job empfehlen, vielleicht in der Verwaltung. Aber Jasmina sucht die Herausforderung und erkundigt sich am Stand der Polizei über die Ausbildungsvoraussetzungen. Sicher ist ein Beamtenjob ja auch, und ein Dienst in Uniform verspricht zudem Spannung. Außendienst kann sie nicht schrecken - alles besser als ein Bürojob. Alle drei sind sich einig, dass es mit 14 zwar noch ein bisschen früh ist, sich auf eine Ausbildung festzulegen, dass es aber nichts schaden kann, frühzeitig "zu schnuppern und die Fühler auszustrecken", wie es Sabine Maier ausdrückt. Mehrere Schulkameraden aus der achten Klasse sind ebenfalls da.

Bei der bayerischen Polizei herrscht im Gegensatz zu anderen Ausbildern kein Nachwuchsmangel, wie Verena Rittel und Andrea Schmied klarmachen. Der Personalmangel in vielen Inspektionen dürfte also eher auf die nicht immer optimale Verteilung zurückzuführen sein. "Wir haben eigentlich genügend geeignete Bewerber", sagt die Polizeiobermeisterin Rittel aus Dachau. Voraussetzung für einen Job bei der Polizei sind neben mittlerer Reife auch die körperliche Eignung - die mit einem Sporttest belegt werden muss.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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