Arbeitskreis Straßennamen:Kritik am Umgang mit der Vergangenheit

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Brucker Initiativen insistieren auf Umbenennung von Straßennamen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die umstrittenen Straßen in Fürstenfeldbruck sollen umbenannt werden. Das fordert eine Reihe von Gruppen in einem offenen Brief an die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen. Sie kritisieren den Arbeitskreis Straßennamen des Stadtrates, der im November beschlossen hatte, die meisten durch den Nationalsozialismus belasteten Straßenpatrone zu belassen. In ihrer Erklärung rügten das Sozialforum Amper, das Bündnis "Fürstenfeldbruck ist bunt, nicht braun" sowie der Kulturraum Rondo einen "verharmlosenden Umgang" mit der Vergangenheit. Reichspräsident Paul von Hindenburg und der Schriftsteller Julius Langbehn seien Antisemiten, Menschenfeinde und aktive Wegbereiter des deutschen Faschismus gewesen. Wernher von Brauns Verdienste als Weltraumpionier basierten auf der Entwicklung der V-2-Raketen und oft tödlicher Zwangsarbeit von KZ-Sklaven. Ähnlich sei die Produktion von Kabinenrollern durch Willy Messerschmitt einzuordnen.

Die Straßen sollten deshalb umbenannt und die historischen Hintergründe nicht nur an den Schulen, sondern auch in der Bevölkerung aufgearbeitet werden. Dass eine solche Maßnahme 70 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, sei "erschreckend", heißt es in dem Brief. Gerade in Zeiten von Pegida und AfD dürfe eine "bewusste Verharmlosung oder sogar Sympathie für antisemitisches, rassistisches und faschistoides Gedankengut" nicht geduldet werden. Auf einer Bürgerversammlung zur Langbehn-Straße im Ortsteil Puch hatte ein Teilnehmer Rassenlehren als akzeptabel verteidigt. Bei der Sitzung des nicht öffentlich tagenden Arbeitskreises gab es nach Angaben von Teilnehmern ein Patt bei Hindenburg und von Braun. Eine knappe Mehrheit votierte dafür, Langbehn zu entfernen. Bei zwei Offizieren, denen Straßen der Fliegerhorstsiedlung gewidmet sind, liegen angeblich neue Erkenntnisse vor. Die übrigen Soldaten sollten nicht mehr als Namensgeber fungieren. In zwei Fällen könnte man die Schilder zwar hängen lassen, aber gleichnamigen Prominenten zuordnen.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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