Apotheken-Award 2017:Richtige Reaktion

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Michaela Röckelein und ihr Bruder Florian Nagele mit dem "Apotheken-Award 2017". (Foto: privat/oh)

Michaela Röckelein klärt Eltern über Vergiftungen bei Kindern auf

Von Sabrina Küspert, Gröbenzell

Viele Eltern haben ständig die Angst, ihr Kind einer Gefahr auszusetzen. Es könnte fallen und sich verletzen, es könnte in einen Unfall verwickelt werden oder sich durch Putzmittel, Pflanzen oder Medikamente vergiften. Gerade Infoveranstaltungen über Vergiftungen bei Kindern fehlten im Landkreis, bis die Gröbenzellerin Michaela Röckelein aktiv wurde. Die Apothekerin und Toxikologin beriet in Eigeninitiative allein im vergangenen Jahr mehr als 200 besorgte Mütter und Väter. Dafür ist sie nun mit dem "Apotheken-Award 2017" ausgezeichnet worden.

"Ich wollte nicht darauf warten, dass die Leute mit Fragen zu mir kommen, sondern selbst auf sie zugehen", sagt Michaela Röckelein, die das Projekt zusammen mit ihrem Bruder Florian Nagele begann. Der leitet eine Apotheke in Kolbermoor. In Abendveranstaltungen wurden Eltern zum Thema "Vergiftungen im Kinderalter" informiert. Dieses Engagement befand die fünfköpfige Jury aus Apothekern und Patientenvertretern des Apothekenpreises für so wertvoll, dass sie Röckelein den mit 2000 Euro dotierten Preis zuerkannte.

Bei den Präventionsveranstaltungen liegt es Michaela Röckelein vor allem am Herzen, die Eltern zu sensibilisieren. "Es herrscht viel Informationsbedarf", stellt sie fest. Dass überhaupt eine so große Aufklärungslücke besteht, wurde ihr besonders bewusst, als sich ein Kind in ihrem Bekanntenkreis vergiftete. Das Kleinkind hatte Röckelein zufolge Reiniger getrunken, und die Familie war mit diesem Notfall überfordert und wusste nicht zu reagieren. Der Unfall ging glimpflich aus, das Kind hat keine Folgeschäden davongetragen. Es verging dennoch viel Zeit, bis das Kind von einem Arzt behandelt wurde. Doch genau der Faktor Zeit spielt in einer solchen Situation eine ausschlaggebende Rolle.

"Wer sich im Vorfeld mit den Risiken und dem richtigen Verhalten bei einer Vergiftung von Kindern befasst, weiß im Ernstfall, wie er reagieren muss", erklärt die Apothekerin. Daher spricht sie bei den Informationsveranstaltungen über Risikoerkennung und -vorbeugung, statt bloß Verbote auszusprechen. Vor allem aber sollen Eltern bei Anzeichen einer Vergiftung nicht lange warten, sondern sofort die Nummer des Giftinformationszentrums wählen, denn "die Hemmschwelle hierfür ist noch viel zu hoch. Der einzige Fehler ist, nicht anzurufen."

Bevor sie diese Tipps aber überhaupt an Eltern weitergeben konnte, recherchierte und arbeitete die Apothekerin über ein Jahr lang ihr Präventionsprojekt aus, baute Kontakte zu toxikologischen Abteilungen auf und stand im ständigen Austausch mit dem Giftinformationszentrum in München und dem Bundesinstitut für Risikobewertung.

Jetzt profitieren auch Kindereinrichtungen von ihrem Knowhow als ausgebildete Präventionsmanagerin. Sie arbeitet für jeden Kindergarten ein individuelles Programm aus, je nachdem wo der jeweilige Schwerpunkt liegen soll, und bietet sogar Teamfortbildungen an. Seit sie als Preisträgerin des Apotheken-Awards bekannt geworden ist, erreichen sie Anfragen aus ganz Deutschland.

Giftnotruf München: 089/192 40 (rund um die Uhr). In allen Notfällen ist die Integrierte Leitstelle Fürstenfeldbruck unter der Rufnummer 112 ständig erreichbar.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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