Anwohner setzen sich durch:Greifvögel sollen Krähen töten

Anwohner setzen sich durch: Ungebetene Gäste: Seit Jahren bieten Krähen Anlass für Ärger in Puchheim. Jetzt sollen sie mithilfe eines Falkners bekämpft werden.

Ungebetene Gäste: Seit Jahren bieten Krähen Anlass für Ärger in Puchheim. Jetzt sollen sie mithilfe eines Falkners bekämpft werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Puchheim gibt der Bürgerinitiative nach und will einen Falkner beauftragen, um die Population im Stadtgebiet zu minimieren. Unklar ist allerdings, ob die Aufsichtsbehörden zustimmen

Von Peter Bierl, Puchheim

Den Puchheimer Saatkrähen geht es an den Kragen. Der Stadtrat will Greifvögel einsetzen, die die Tiere töten oder von ihrem zentralen Standort am Schopflachwäldchen im Süden vertreiben sollen. Bei der Sitzung des Gremiums am Dienstag, zu der wiederum zahlreiche Anwohner erschienen waren, gab es keinen Widerspruch. Allerdings bekannte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), dass er die Chancen als gering einstuft, dass die Regierung diese Maßnahmen genehmigt. Diese hat bereits vor einem "interkommunalen Pingpong-Spiel" gewarnt, weil die Krähen in die Nachbarorte ausweichen.

Mit dem Beschluss ist der Stadtrat komplett auf die Linie der Bürgerinitiative im Puchheimer Süden eingeschwenkt, die schon lange den Einsatz eines Falkners fordert. Der Stadtrat hatte im Juli ein Maßnahmenpaket beschlossen, das die Regierung inzwischen genehmigt hat. Es sieht vor, Eier aus den Nestern der Hauptkolonie zu entfernen sowie Greifvögel und Birdgards, die Laute von Raubvögeln ausstoßen, einzusetzen, aber nur gegen Splitterkolonien. Vertreter der Bürgerinitiative, die vor einem Jahr mehr als 700 Unterschriften gesammelt haben, halten das für völlig ungenügend. Sie weisen darauf hin, dass die Birdgards lauter sind als die Saatkrähen.

Bei einem runden Tisch am 18. Oktober hatte die Anwohner-Initiative deshalb ihre Forderungen wiederholt. Bei der Sitzung hatte der Vertreter der Höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung gewarnt, dass sich Splitterkolonien in den Nachbarkommunen bilden, wenn die Hauptkolonie angegriffen wird. Dennoch haben sich Bürgermeister und Stadtrat die Forderungen der Bürgerinitiative zu eigen gemacht. Monika Dufner vom Umweltamt erklärte am Dienstag, die Entnahme von Eiern aus den Nestern sei zwar ein "guter Weg", führe aber nicht zu schnellen Erfolgen. Dagegen könnten Greifvögel auf den Feldern neben den Häusern eine größere Anzahl von Krähen töten. Dufner schätzte die Zahl auf bis zu 200 pro Jahr. In der Sitzungsvorlage war noch von 100 die Rede gewesen. Die Zahl der Saatkrähennester in Puchheim gab die Biologin mit 400 an.

Lediglich die Grünen hatten Bedenken, nicht wegen des Tötens der Tiere, sondern wegen der Vertreibung und auch nur insofern, als die Fraktion es für völlig ausgeschlossen hält, dass die Regierung das genehmigt, wie der Fraktionsvorsitzende Manfred Sengl erklärte. Er warnte vor einer "totalen Vertreibung" ohne Absprache mit den Nachbarkommunen. Dufner schlug vor, sich abzustimmen und möglichst einen gemeinsamen Antrag an die Regierung zu richten. Wichtig sei, dass die Regierung Position beziehe.

Bürgermeister Seidl berichtete, dass die Regierung bereits in ihrer Genehmigung des Maßnahmenpakets vom Juli darauf hingewiesen habe, dass die Hauptkolonie nicht angetastet und pro Splitterkolonie nur ein Greifvogel eingesetzt werden dürfe. Michaela von Hagen (FW) fragte, ob die Saatkrähen keine natürlichen Feinde hätten, die man ansiedeln könnte. Außer den Menschen sind solche in Puchheim nicht mehr vorhanden.

Seit mehr als sechs Jahren fordern Anwohner aus dem Gebiet um den Friedhof am Schopflachwäldchen, dass die Stadt den Bestand verringert. Sie klagen über Lärm und Kot, angeblich sollen Krähen auch schon Menschen angegriffen haben. Aber weder der Einsatz von Lärmklatschen und roten Luftballons, noch die Zerstörung von Nestern haben gefruchtet. Stattdessen trat ein, wovor Experten vom Landesbund für Vogelschutz von Anfang an gewarnt hatten: Die Population wuchs rasant an und die Saatkrähen bildeten überall Splitterkolonien.

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