Anfangsverdacht der Untreue:Polizei ermittelt in Pfarrei

Die fehlenden 68 000 Euro in der Kasse von Sankt Margareta in Günzlhofen interessieren nun auch Kripo und Staatsanwaltschaft. Der frühere Kirchenpfleger verhandelt von Österreich aus mit dem Ordinariat

Gerhard Eisenkolb

Die Unregelmäßigkeiten in der Kasse der Pfarrei Sankt Margareta in Günzlhofen beschäftigen seit Dienstag auch die Fürstenfeldbrucker Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft. Die Ermittler reagierten auf einen Aushang der Führung der neuen Kirchenverwaltung im Schaukasten der Pfarrei. In diesem wird auf einen angeblichen Fehlbetrag von 68 000 Euro hingewiesen, der aus dem nicht korrekt verbuchten Verkauf von Stamm- und Brennholz aus dem Wald der Kirchenstiftung stammen soll.

Laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums von Oberbayern besteht ein Anfangsverdacht, der sich auf eine "mögliche Untreue" bezieht. Vorerst gibt es allerdings nur Vorermittlungen. Dabei prüfen die Beamten der Abteilung Wirtschaftskriminalität und Betrug, ob ein ausreichender Verdacht für eine Straftat vorliegt, der weitere Ermittlungen rechtfertigt. Der Polizeisprecher dementierte jedoch Berichte, dass es am Dienstag zu einer Durchsuchung im Pfarrhaus und im Pfarrbüro in Günzlhofen gekommen sei. Allerdings nahm die Kripo Fürstenfeldbruck Kontakt zum Ordinariat in München auf. Dessen Innenrevision hatte bereits Anfang Mai an zwei Tagen die Buchhaltung der Pfarrei in Günzlhofen gesichtet. Zu einer abschließenden Beurteilung der Vorfälle ist das Ordinariat jedoch noch nicht gekommen.

Die Vorwürfe des neuen Kirchenpflegers Hans Hartl und dreier weiterer Mitglieder der neuen Kirchenverwaltung beziehen sich auf einen Zeitraum zwischen 2008 und 2012. Damals trug Erwin Fetsch als Kirchenpfleger Mitverantwortung für den Haushalt der Pfarrei und die Kasse, seine Frau arbeitete als Mesnerin in der Kirche. Fetsch ist inzwischen nach Österreich gezogen, wo sein 2005 zum Priester geweihter Sohn als Pater im Zisterzienserkloster Heiligenkreuz lebt. Der ehemalige Kirchenpfleger erklärte am Dienstag, der Inhalt des Aushangs mit den Vorwürfen seines Nachfolgers sei ihm nicht bekannt. Er verwies aber darauf, dass die Sache durch das Ordinariat in München aufgeklärt werden müsse. "Ich bin in Verhandlungen mit dem Ordinariat", sagte der ehemalige Kirchenpfleger. Er könne sich aber zu den Einzelheiten nicht äußern.

Laut dem Aushang in Günzlhofen, hat ein nicht genannter Verantwortlicher am 10. April bei einem Gespräch im Pfarramt die damals bekannten "Verfehlungen in Höhe von 38 000 Euro" eingestanden und mit Unterschrift erklärt, "dass der Schaden innerhalb von vier Wochen ersetzt wird". Es sei jedoch kein Geld geflossen. Im November 2012 war eine neue Kirchenverwaltung gewählt worden. Die alte Kirchenverwaltung konnte bisher nicht entlastet werden, weil es ihr nicht gelungen ist, den hierfür erforderlichen Rechnungsabschluss für das Jahr 2012 vorzulegen. Das Kirchenstiftungsrecht nimmt die Mitglieder eine Kirchenverwaltung für fahrlässiges Handeln in die Haftung. Das gilt auch für Nachfolgegremien, die auf Missstände ihrer Vorgänger stoßen und daraus keine Konsequenzen ziehen. Demnach befand sich der neue Kirchenpfleger Hans Hartl in einer schwierigen Situation. Er und weitere Mitglieder der Kirchenverwaltung suchten den Beistand des Ordinariats und informierten mit ihrem Aushang direkt die Pfarrangehörigen.

Hartl wollte sich am Dienstag nicht zu Details äußern. Nach seiner Aussage will die Kirchenverwaltung das Ergebnis der Prüfungen im Ordinariat abwarten. Vom Ausgang dieses internen Verfahrens hänge ab, ob und wie die Kirchenverwaltung in Zukunft weiter arbeiten werde. Der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Fürstenfeldbruck, Paul Högenauer, ließ durch sein Sekretariat ausrichten, dass er sich nicht zur Zusammenarbeit mit der Kirchenstiftung in Günzlhofen äußern werde. Die Waldbesitzervereinigung soll nach SZ-Informationen bei der Verwertung des Nutzholzes mit der Kirchenstiftung kooperiert haben.

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