An der Landsberger Straße:Germering kauft Wohnraum

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Vor zwölf Jahren hatte die Stadt 300 Sozialwohnungen veräußert. Nun korrigiert sie diese Entscheidung und möchte wieder Vermieter für Personen mit geringem Einkommen sein

Von Andreas Ostermeier, Germering

Erstmals seit etwas mehr als zehn Jahren wird die Stadt Germering wieder Wohnungen besitzen, die sie nach sozialen Kriterien vermieten will. Wie bei der Vorstellung des Etat für das laufende Jahr bekannt wurde, kauft die Stadt in diesem Jahr 15 Wohnungen. Die knapp 300 Sozialwohnungen, die ihr gehört hatten, verkaufte Germering im Dezember 2005. Damals befand sich die Kommune in Finanznot. Jetzt, da die Einnahmen reichlich ausfallen, korrigiert Germering die frühere Entscheidung.

Wohnungen in kommunaler Hand sind gerade in der Region München ein wichtiges Thema. Denn vor allem seit Wohnungspreise und Mieten in schwindelerregende Höhen gestiegen sind, haben Personen mit einem geringen Einkommen Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden. Die Städte und Gemeinden sind aber auch auf solche Einwohner angewiesen, wollen sie beispielsweise Erzieherinnen für ihre Kindertagesstätten finden. Germering hat nun auf diese Anforderung reagiert. Die Chance ergab sich durch den Neubau eines höheren Hauses an der Landsberger Straße. Der Bau des Hauses soll noch in diesem Jahr beginnen. Das mehrstöckige Gebäude steht in unmittelbarer Umgebung des Bahnhofs Harthaus.

Für gut 6,2 Millionen Euro ersteht die Stadt 15 Wohnungen in dem Gebäude. Die Kosten muss sie nicht zur Gänze tragen, aus einem Förderprogramm des Freistaats erhält sie einen Zuschuss zum Erwerb von gut zwei Millionen Euro. Zu den Wohnungen gehören auch Stellplätze für Autos. Diese kosten die Stadt etwa 460 000 Euro.

Als Begründung für den Kauf der Wohnungen führte Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) an, dass die Kommune Personen mit einem geringen Einkommen ermöglichen wolle, in Germering wohnen zu können. Möglich wurde der Erwerb dadurch, dass die Stadt an der Landsberger Straße mehr Baurecht geschaffen habe, als bislang auf dem Areal gegolten hat, auf dem ein Autohaus stand. Von diesem Mehr an Baurecht profitierte die Stadt, sagte Haas, denn sie konnte eben einen Teil der Wohnungen zu günstigen Konditionen erwerben. Diese günstigen Konditionen kann sie an die Mieter weitergeben, von denen sie geringere Mieten verlangt, als am Wohnungsmarkt üblich sind. Sollte es künftig ähnliche Bauprojekte geben, hat die Stadt laut Haas vor, weitere Wohnungen zu kaufen.

Dafür will sich auch die SPD einsetzen. Fraktionssprecher Robert Baumgartner sagte, er sei "sehr zufrieden" mit dem Kauf der Wohnungen und reklamierte diesen als SPD-Erfolg. Zustande gekommen sei der Erwerb nur, weil die SPD nicht locker gelassen habe: "Wir sind hart geblieben." Das Vorhaben, Wohnungen zu kaufen ist nach seinen Worten bei den Haushaltsberatungen zunächst auf Ablehnung gestoßen. Erst als klar wurde, dass ein Teil des Kaufpreises von einem Förderprogramm des Freistaats abgedeckt wird, seien andere Fraktionen umgeschwenkt, berichtete Baumgartner von den Diskussionen.

Auch um Unterkünfte für Obdachlose kümmert sich Germering in diesem Jahr. Für 350 000 Euro will die Stadt acht neue Wohncontainer anschaffen, in denen Personen unterkommen können, die kein Dach über dem Kopf haben. Die Container sollen in der Schmiedstraße aufgestellt werden. Des weiteren nimmt die Stadt 1,8 Millionen Euro in die Hand, um Wohnraum zu errichten, in dem auch Obdachlose unterkommen können.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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