Am S-Bahnhof Fürstenfeldbruck:Parkgebühr für Pendler

Wer am Bahnhof in Fürstenfeldbruck sein Auto abstellt, muss künftig zahlen. 50 Cent die Stunde verlangt die Bahn AG für die Benutzung ihrer Park-and-ride-Anlage. Rabatt für MVV-Nutzer gibt es nicht.

Von Peter Bierl

In Fürstenfeldbruck wird der erste Park-and-ride-Parkplatz im Landkreis gebührenpflichtig. Einen Euro pro Tag kassiert die Bahn AG von 1. Juli an am Bahnhof. Ein Sprecher des Konzerns versicherte, dass vorerst keine weiteren Parkplätze im Landkreis davon betroffen sind. In Fürstenfeldbruck hingegen werden demnächst Gebühren für das nahegelegene städtische Parkdeck an der Ecke Oskar-von-Miller-/Bahnhofstraße fällig und bald auch für die Tiefgarage am Geschwister-Scholl-Platz, kündigte Zweiter Bürgermeister Hans Schilling (CSU) an.

Auf dem großen Parkplatz unterhalb der Bahnstation stehen bereits Schilder mit den neuen Regeln. Ein Parkscheinautomat wird in den nächsten Tagen aufgestellt. Wer seinen Wagen dort abstellt, muss 50 Cent pro Stunde, einen Euro am Tag, fünf Euro in der Woche und 18 Euro für den Monat bezahlen. Einen Nachlass für MVV-Benutzer oder gar so etwas wie eine Reservierung gibt es nicht, erklärte ein Sprecher der Bahn AG. Welche Einnahmen der Konzern sich erhofft und was der Unterhalt der Park-and-ride-Anlage kostet, konnte er nicht sagen. Die Bahn hat die Firma Contipark Parkgaragen GmbH mit der Überwachung beauftragt. "Es wird sporadisch Kontrollen geben", sagte der Bahnsprecher. Der Parkplatz am Brucker S-Bahnhof ist der erste im Landkreis mit Gebühren. Das soll wohl vorerst so bleiben. Nach Angaben der Bahn AG ist "derzeit" nicht geplant auf den anderen Park-and-ride-Anlagen Geld zu verlangen. Bundesweit nimmt der Konzern an etwa 140 Bahnhäfen Gebühren für abgestellte Autos, darunter in Weilheim und Garmisch.

Die Brucker Anlage, die der Bahn AG gehört, hatte die Stadt bis vor kurzem verwaltet, zusammen mit ihrem eigenen Parkdeck, das keine 100 Meter entfernt an der Bahnhofstraße liegt. Die Kommune steht nun unter Druck, weil vermutlich alle ihr Parkdeck ansteuern werden, das umsonst ist, während die Bahn AG abkassiert. Zweiter Bürgermeister Schilling sagte im Verkehrsausschuss am Dienstag, dass das städtische Parkdeck eventuell von der Bahn mitbewirtschaftet werden könnte. Die Stadt verhandle darüber mit der Bahn AG, die grundsätzlich dazu bereit sei.

Das große Problem am Brucker Bahnhof ist, dass Schüler vom Gymnasium, von FOS und BOS am Tulpenfeld auf den Park-and-ride-Plätzen ihre Wagen abstellen. Nach acht Uhr morgens finden Pendler keinen Platz. "Die Stadt hätte genügend Parkplätze für ihre Schulen ausweisen müssen", rügt eine SZ-Leserin. Sie wohnt mit ihrer Familie in Gelbenholzen. Busse fahren unregelmäßig in den Ortsteil im Süden und am Abend gar nicht. Darum nehmen drei Familienmitglieder regelmäßig ein Auto zum Bahnhof. "Unsere Ausgaben für die Bahn erhöhen sich mit den Parkgebühren um ein Fünftel", schimpft sie.

SPD-Fraktionssprecher Axel Lämmle fragte im Ausschuss nach der Gebühr für die Tiefgaragenplätze im Brucker Westen. "Das trifft auch wieder die Berufspendler", warnte er. Lämmle verlangte stattdessen Gebühren für den Parkplatz am Veranstaltungsforum zu erheben. Wer bis zu 20 Euro für eine Eintrittskarte zahle, dem sei ein Euro für den Parkplatz zuzumuten.

Schilling erklärte der SZ, bei den unterirdischen Parkplätzen am Geschwister-Scholl-Platz sei noch nichts entschieden. Was daran liegt, dass die Tiefgarage nur zum Teil der Stadt und zum Teil den Brüdern Klotz als Betreibern des Einkaufszentrums gehört. Verlangt nur die Kommune Geld, parken alle bei Klotz. "Konkurrenz geht nicht. Wir brauchen eine Vereinbarung mit Klotz", sagte Schilling. Derzeit werde verhandelt.

Im Stadtrat wird seit Jahren um eine Regelung für die Parkplätze gerungen. 2011 hatte der Verkehrsausschuss gegen die SPD für einheitliche Tarife votiert. Von Tagesgebühren zwischen 50 Cent und einem Euro war die Rede, dazu sollten günstige Zehner- und Jahreskarten angeboten werden. Die SPD argumentierte, man könnte Schüler und andere unberechtigte Nutzer der Park-and-ride-Plätze durch verschärfte Kontrollen abschrecken. Bereits 2006 hatte der Stadtrat eine Satzung erlassen, die festlegte, dass auf dem städtischen Parkdeck an der Bahnhofstraße nur S-Bahn-Fahrer parken dürfen. Benutzer sind verpflichtet, ihre Fahrkarte den Kontrolleuren zu zeigen.

In der städtischen Tiefgarage in der Buchenau gibt es rund 250 Stellplätze. Die Park-and-ride-Anlagen in Bruck und in der Buchenau umfassen etwa 700 Plätze. Die Rathausverwaltung arbeitet an einem Konzept zur Parkraumbewirtschaftung in der ganzen Stadt. Schilling ist skeptisch, dass es eine einheitliche Regelung geben wird. Nächste Woche steht das Thema im Stadtrat auf der Tagesordnung.

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