Als Konsequenz schockierender Bilder: Brucker Schlachthof macht dicht

Nach den Vorwürfen wegen Tierquälerei entlässt der Verwaltungsbeirat alle Mitarbeiter und stellt den Betrieb endgültig ein. Die Videoaufnahmen der Soko Tierschutz bezeichnet der Geschäftsführer als Kampagne

Der Brucker Schlachthof schließt aufgrund der Vorwürfe wegen Tierquälerei sein Pforten. Der Verwaltungsrat hat am Dienstag einstimmig entschieden, den Betrieb einzustellen, sagte Geschäftsführer Max Keil. Die Untersuchung der Vorwürfe durch einen externen Veterinär des Deutschen Fleischerverbandes und das Landratsamt werden fortgesetzt. Ob und wie es weitergeht, müssen die 80 Anteilseigner der GmbH & Co. KG in einigen Wochen entscheiden. Die Metzgerinnung sucht bereits nach einer Lösung, um den Betrieb weiterführen zu können. Landrat Thomas Karmasin (CSU) hat seine Unterstützung zugesagt.

"Die gesellschaftlichen und ordnungspolitischen Entwicklungen machen den Weiterbetrieb der Firma Brucker Schlachthofs unmöglich", heißt es in der kurz gehaltenen Erklärung des Verwaltungsrates. Die Mitarbeiter seien entlassen worden. Dem Gremium gehören neben dem Geschäftsführer Keil der Metzgermeister Josef Zimmermann, der Schäfermeister Josef Unglert sowie Metzger Alexander Hill an, der als Betriebsleiter bereits am Freitag freigestellt worden war. Das Gremium zog damit Konsequenzen aus den Vorwürfen, ohne ein Schuldeingeständnis abzugeben oder ein Bedauern auszudrücken. "Zu anonym entstandenen und inszenierten Vorwürfen müssen wir keine Erklärung abgeben", heißt es lediglich. Von einer Kampagne schreibt Keil in einer persönlichen Erklärung. Er habe seit 20 Jahren als Landwirtschaftsmeister fast täglich, ohne wirtschaftlichen Profit für den Brucker Schlachthof gearbeitet. "Mein einziger Beweggrund dafür war, Tierleid zu minimieren und vernünftiges Nahrungsmittel zu erzeugen. Nach der aktuellen Kampagne muss ich sagen, es geht nicht mehr."

Ein Metzger beim sogenannten Entbluten der Schweine im Fürstenfeldbrucker Schlachthof. Das Bild stammt aus dem Video der Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz.

(Foto: Soko Tierschutz)

Lediglich, dass die Videoaufnahmen, die die Tierquälerei zeigen, im Schlachthof entstanden sind, hat das Unternehmen bereits am Freitag eingeräumt. Die Bilder, die die Soko Tierschutz veröffentlicht hatte, zeigen, dass verbotenerweise Elektroschocker eingesetzt wurden, um Tiere aus ökologischer Landwirtschaft anzutreiben, wie Rinder mit Starkstromzangen traktiert und Schweine nicht richtig betäubt wurden. In einem Fall latschte ein Metzger mit seinen Stiefeln über Schweine, ein anderer trat ein Schaf gegen den Kopf, das sich in einem Gitter verfangen hatte.

Auch der Landrat zweifelt kaum noch an der Authentizität der Bilder. "Das ist der Schlachthof und es gibt das Fehlverhalten der Mitarbeiter", sagte Karmasin der SZ. Das müsse personelle Konsequenzen haben. Er bedauerte die Verstöße. Denn damit konnte der Metzgerschlachthof "seinen eignen Ansprüchen nicht mehr genügen". Der Landrat erinnerte daran, dass der Betrieb mit viel ehrenamtlichem Engagement aufgebaut worden sei und sich der regionalen Versorgung sowie der Abkehr von der Massenschlachtung verschrieben hatte. Karmasin ist aber zuversichtlich, dass eine "Rückkehr zur reinen Fleischindustrie" vermieden werden könne.

Betriebsleiter Alexander Hill (links) ist bereits am vergangenen Freitag freigestellt worden. Geschäftsführer Max Keil (rechts) hat aufgegeben: "Es geht nicht mehr."

(Foto: Johannes Simon)

"In irgendeiner Form und mit neuem Personal" werde man den Betrieb sicher wieder aufnehmen, sagte er. Der Landrat hat bereits ein Gespräch mit der Metzgerinnung vereinbart, deren Obermeister Engelbert Jais einen Neuanfang angekündigt hat, weil das lokale Handwerk auf den Betrieb angewiesen ist. Jais ist Anteilseigner am Schlachthof und bislang der einzige aus diesem Kreis, der öffentlich klar seine Empörung über die Behandlung der Tiere zum Ausdruck gebracht hat, statt sich über die Videoaufnahmen und deren Zustandekommen zu echauffieren.

Diese Aufnahmen werden im Veterinäramt geprüft. Die Soko Tierschutz hat das gesamte unverpixelte Material am Freitag der Kreisbehörde zur Verfügung gestellt. Das Material sei inzwischen an die Regierung und das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weitergeleitet worden, das ein Sachverständigengutachten vorlegen soll, sagte Karmasin.

Dann wird sich auch zeigen, ob und welche Konsequenzen der Landrat in Bezug auf das Kontrollsystem im eigenen Haus ziehen wird. Bislang sieht er dafür keine Veranlassung. Was die private Firma betrifft, die vom Landratsamt mit Kontrollen beauftragt ist, so werde der amtliche Tierarzt zur Zeit befragt, sagte Karmasin. Im vergangenen Jahr war der Schlachthof insgesamt viermal von der Kreisbehörde und einer privaten Firma kontrollierte worden, außerdem war an jedem Schlachttag ein amtlicher Tierarzt anwesend. Dabei waren tatsächlich Mängel im Bereich des Tierschutzes, etwa bei der Betäubung, und im Gebäude festgestellt worden, die als Einzelfälle gewertet wurden. Bereits am Freitag hat das Landratsamt angekündigt, künftig einen zweiten Tierarzt einzusetzen.

Der Schlachthof von außen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine permanente Videoüberwachung des Schlachtbetriebes lehnte der Landrat ab. Vorfälle wie im Brucker Schlachthof ließen sich "nicht komplett vermeiden". Der Landkreis ist stiller Teilhaber des Betriebes und hält über 21 Prozent der Anteile. Daraus ergab sich zwischen 2007 und 2012 eine Rendite von etwas über 23 000 Euro netto, seitdem floss kein Geld mehr.