Als Bundesfreiwillige:Flüchtlinge helfen Flüchtlingen

Asylhelferkreis

Michael Gumtau (im roten Pullunder) besorge Bundesfreiwilligendienst-Stellen für Ghaida Alsagher (Mitte) und Miriam Namirembe (mit roter Mütze).

(Foto: Günther Reger)

Der Asylhelferkreis Eichenau beschreitet völlig neue Wege

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Clinton ist am Samstag vier Tage auf der Welt, und er wird in seinem Leben hoffentlich nie flüchten müssen. So heißt der jüngste Bewohner einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Eichenau, und wenn alles gut für seine Eltern läuft, dann könnte er Deutscher werden. Eichenauer ist das Baby schon jetzt. Das ist eine der guten Nachrichten, die die Asylhelfer in Eichenau motivieren, wenn sie über ihre Arbeit sprechen, die sie vor anderthalb Jahren begonnen haben. In ihrer mittlerweile dritten Mitgliederversammlung haben sie am Donnerstagabend noch weitere positive Entwicklungen erfahren, die ihnen einerseits bei der Arbeit mit den Geflüchteten helfen können und ihnen andererseits ein gewisses Alleinstellungsmerkmal geben. Denn von April an werden sie von Mitgliedern des Bundesfreiwilligendienstes (Bufdi) unterstützt. Eine Frau aus Syrien wird den Anfang machen, es folgt im Mai eine Frau aus Uganda.

Dass dies möglich wird, hat der Asylhelferkreis seinem Mitglied Michael Gumtau zu verdanken, der als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) um die Jahreswende beherzt zugegriffen hat, als im Rahmen des Asylverfahrensbeschleunigungsgesetzes das "Sonderprogramm Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug" aufgelegt wurde. Gumtau erkannte die Chance und beantragte aus den 10 000 neuen Stellen zwei für die AWO. Die Stellen sind ausdrücklich für Flüchtlinge vorgesehen.

Dass sie sich auf ihre erste Tätigkeit in Deutschland nach ihrer Flucht aus Syrien freut, das machte Ghaida Alsagher dem Asylhelferkreis deutlich. Die 32-Jährige, die in Aleppo Architektur studiert hatte und mit ihrem Mann vor der IS-Herrschaft geflüchtet ist, lebt in der Unterkunft am Schreberweg und stellte sich auf deutsch vor. Ihre Aufgabe soll es sein, das bereits erworbene Wissen über die neue Heimat an andere Flüchtlinge weiterzugeben und auch als Dolmetscherin tätig zu werden.

Von Mai an soll Miriam Namirembe aus Uganda die zweite Bufdi-Stelle der AWO bekommen. Sie lebt in der neuen Gemeinschaftsunterkunft am Lindenweg und kümmert sich dort schon um die Organisation. Wie andere Bufdis auch, bekommen die neuen Mitarbeiterinnen ein Taschengeld von 370 Euro im Monat und sind kranken- und sozialversichert. Die Wochenarbeitszeit beträgt 38 Stunden, der Dienst dauert maximal drei Jahre.

Neu in der Eichenauer Asylarbeit ist ein Projekt, das Gründungsmitglied Wilhelm Frenz vorstellte und das für anerkannte Asylbewerber gedacht ist, die nach dem Auszug aus der Gemeinschaftsunterkunft einen Start in ihr neues Leben planen. Sie sollen für Anschaffungen für Arbeit, Wohnung oder Familie aber keine Spenden bekommen, sondern ein zinsloses Darlehen, das sie zurückzahlen müssen. Frenz erklärte, dass der Asylhelferkreis damit einen völlig neuen Weg beschreite und dieses Darlehensgeschäft auch schon von der Aufsichtsbehörde genehmigt sei. Man wolle Hilfe zur Selbsthilfe geben, aber man müsse damit rechnen, so Frenz, dass die Rückzahlung nicht immer gesichert sei.

Der Asylhelferkreis beteiligt sich am Samstag, 19. März, am Aktionstag gegen Rassismus und stellt dafür zwischen 10 und 14 Uhr einen Informationsstand in der Ortsmitte vor Apotheke und Tengelmann auf.

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