Alling:Weltweite Gefahren

Alling: Generalmajor a. D. Walter Spindler sieht Deutschland und die Welt in einem "unsicheren Fahrwasser".

Generalmajor a. D. Walter Spindler sieht Deutschland und die Welt in einem "unsicheren Fahrwasser".

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Neujahrsempfang der Allinger CSU widmet sich der Sicherheit

Von Manfred Amann, Alling

Was wird uns das neue Jahr wohl bringen? Orientiert man sich an der chinesischen Astrologie, dann gibt es offensichtlich von allem etwas. Das persönliche Leben wird Mal anstrengend, mal leicht zu bewältigen sein, Glück und Frust werden sich abwechseln und es wird sowohl glückliche als auch traurige Momente geben. Der Rahmen für das Leben werde jedoch nicht von solchen Voraussagen abgesteckt, denkt Joseph Strouhal. Auf dem traditionellen Neujahrsempfang der CSU in Alling, dem die örtliche Blaskapelle einen Rahmen gab, lobten der Ortsvorsitzende sowie Bürgermeister Frederik Röder das vielseitige ehrenamtliche Engagement der 59 Vereine und Organisationen in der Gemeinde. Dort werde noch Demokratie gepflegt und viel für die Gemeinschaft getan, sagte Strouhal. Die große Politik in Deutschland lasse derzeit den Willen zur politischen Gestaltung des Gemeinschaftslebens strak vermissen, da es wohl mehr um Macht und Posten zu gehen scheine, als um die Bildung einer zukunftsfähigen Regierung.

Gefahren für die Demokratie und für die Weltordnung an sich machte auch der Gastredner aus, der zum Thema "Deutsche Sicherheitspolitik und vernetzte Sicherheit - ein Trugbild" referierte. Vor gut 80 CSU-Mitgliedern und Interessierten aus der Region forderte Generalmajor a. D. Walter Spindler eine neue Sicherheitsarchitektur, die möglichst alle Lebensbereiche umfassen sollte. Europa, und darin eingebettet Deutschland als wirtschaftlich stärkste Macht, benötige ein neues gemeinsames Sicherheitskonzept, das nicht nur aus militärischen Verpflichtungen besteht, sondern auch die Weltentwicklung und die dafür maßgeblichen Kernprobleme im Blick habe. Man sollte auf alle Versuche, die staatliche und die wirtschaftliche Ordnung zu stören und zu destabilisieren, angemessen reagieren und Gegenmaßnahmen ergreifen können. Die Nato als Verteidigungsbündnis, deren Mitgliedstaaten zur gegenseitigen Unterstützung bei militärischen Konflikten verpflichtet seien, reiche nicht mehr aus und würde nach und nach zu einem zahnlosen Tiger, glaubt der Ex-Kommandeur des Ausbildungskommandos Heer, der im Mai 2017 von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in den Ruhestand versetzt worden war.

"Wir bewegen uns in einem unsicheren Fahrwasser", sagte Spindler und nannte als Gründe dafür unter anderem den Ukraine-Konflikt, Wladimir Putins Machtstreben, Cyber-Attacken, Donald Trumps Unzuverlässigkeit als Nato-Partner, der mit Nordkoreas Staatschef überdies gefährliche Machtspielchen bestreite, die Zunahme von islamisch motivierten Terroranschlägen weltweit und auch den Brexit, der als Beispiel für Ansätze einer Europa-Erosion stehe. Die oft bittere Armut in vielen südlichen, insbesondere afrikanischen Ländern sowie die Arbeits- und Orientierungslosigkeit der Jugend in vielen Regionen der Welt könnten zu Zündfunken für weitere riesige Fluchtbewegungen werden. "Wir können dem nur etwas entgegensetzen, wenn wir helfen, die Lebensverhältnisse in den betroffenen Ländern selbst zu verbessern - und das kostet Geld - viel Geld", stellte der Zweisterne-General fest.

Ziel müsse es sein, in Zusammenarbeit mit anderen Ländern alle Problemfelder in den Blick zu nehmen und davon konsequent Handlungen abzuleiten und initiativ zu werden. "Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir unsere veraltete Sicherheitspolitik wie eine Monstranz vor uns her tragen und dabei völlig übersehen, dass sich die Welt seit Jahren anders entwickelt, als zu der Zeit, als unsere europäische Sicherheitsstruktur gebastelt wurde", sagte Spindler. Die "Vernachlässigung" der Bundeswehr samt Waffen und Ausrüstung sei nur eines von vielen Beispielen. Er wolle der Militarisierung zwar nicht das Wort reden, aber Macht brauche nun Mal Machtmittel und Menschen, die damit umgehen können.

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