Alling:Längst vergessene Klänge

Brembeck-Konzert

Julia Rebekka Adler und Christian Brembeck entführen die Besucher in eine längst vergangene Klangwelt.

(Foto: Günther Reger)

Roggenstein-Konzert in der Kapelle Hoflach

Von Klaus Mohr, Alling

Es gibt Musikinstrumente, die erleben über eine gewisse Zeitspanne eine Blütezeit und verschwinden danach fast ganz von der Bildfläche. Zu dieser Gattung gehört etwa die Viola d'amore, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Mode kam und gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Vergessenheit geriet. Im Gegensatz zu einer Bratsche verfügt die Viola d'amore über sieben statt vier Saiten. Den Beinamen "d'amore" verdankt das Instrument seinem hellen, gut tragfähigen und silbrigen Ton, den man als "lieblich" bezeichnete. Dafür sind wesentlich die in gleicher Zahl vorhandenen Resonanzsaiten in gleicher Stimmung verantwortlich, die nicht angestrichen werden, aber stets mitschwingen.

Eine sozusagen hautnahe Begegnung mit der Viola d'amore gab es beim Abend der Roggenstein-Konzertreihe am Sonntag in der Votivkirche Sankt Maria und Georg in Hoflach: Julia Rebekka Adler, im Hauptberuf stellvertretende Solobratschistin der Münchner Philharmoniker, musizierte dort gemeinsam mit Christian Brembeck am Cembalo vielfältige Originalwerke für diese Duobesetzung. Drei Fantasien von Louis Couperin ließen zu Beginn die klanglichen Stärken der Viola d'amore gut erkennen: Deutlich an- und abschwellenden Töne, die durch reiche Verzierungen zu vollem Klang erblühten, waren im ersten Stück zu hören. Eine sorgsame Melodieführung, die sich zu einer Art Aria verdichtete und vom Cembalo mit Akkorden gestützt wurde, kennzeichnete die zweite Fantasia. Das dritte Stück schließlich brachte gut austarierte Doppelgriffe, die auch ohne Vibrato einen ganz runden Klang entfalteten.

In gewisser Hinsicht "liebliche" Musik war die Sonate in A-Dur für Viola d'amore und Basso continuo von František Benda. Wunderbar singende Melodiebögen waren dort im Adagio dem konzertanten Zugriff auf die Musik im folgenden Allegro-Satz gegenübergestellt. Bei lebhaftem Ausdruck waren die beiden Instrumente hier motivisch direkt aufeinander bezogen, wobei der Violapart zudem eine virtuose Attitüde hatte. Die Variationen, die im Finalsatz auf das Thema folgten, brachten neben zahlreichen Umspielungen und Veränderungen in der Motivik auch ein Neuausloten der Artikulation und des Ausdrucksgehaltes.

Ein sehr hörfreundliches Stück war das Duo pur la Viole d'Amour avec la Basse von Louis-Toussaint Milandre zum Schluss. Durchgängig von einer Jagdmotivik geprägt, belebten simultan mit der rechten Bogenhand gestrichene und mit der linken Hand gezupfte Töne das Klangbild. Zarte Flageolettpassagen wirkten wie ein ätherisches Echo und wurden von getupften Cembaloakkorden weich gestützt.

Berücksichtigt man den Umstand, dass die Temperaturen in der bis auf den letzten Platz besetzten Kapelle schon für die Zuhörer fast unerträglich waren, so verwundert es umso mehr, mit welcher Souveränität und Liebe zum Detail die beiden Musiker ihr anspruchsvolles Programm umsetzen konnten. Die Bewunderung seitens des Publikums war wohl auch dafür verantwortlich, dass die beiden Künstler trotz der Hitze und nach eineinhalbstündigem Konzert noch eine Zugabe folgen ließen.

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