Aktionstag "SZ im Dialog" in Eichenau:Die Last mit dem Auto

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Die Bürger beklagen sich vor allem über die Folgen des zunehmenden Verkehrs. Im Restaurant Flori werden sie aber auch ihre Sorgen über die Wohnungssituation los

Von Gerhard Eisenkolb, Christian Hufnagel, Andreas Ostermeier und Erich C. Setzwein, Eichenau

Was die Eichenauer bewegt und welche Schwerpunkte die Bürgermeisterkandidaten setzen, das erfuhren am Donnerstag zahlreiche Gäste bei der Aktion "SZ im Dialog". Dabei stellte sich heraus, dass es ein Problem gibt, das die Eichenauer zu einen scheint: der Verkehr. Ob es der auf der überlasteten Hauptstraße ist oder die Tempo-30-Zone, die Gefahren scheinen überall zu lauern.

Niemand hält sich an die Regeln

Anne Wenschkewitz wohnt im Ortszentrum und erlebt, wie die Tempo-30-Regelung in der Roggensteiner Allee und in der Emmeringer Straße funktioniert. Oder eben nicht. Sie hat den Eindruck, dass mit dem Abbau der Dreißigerschilder innerhalb der neuen Dreißigerzone "die Autofahrer schneller fahren und sich nicht bewusst sind, dass rechts vor links gilt". So komme es immer wieder zugefährlichen Situationen. Unfälle aber habe es noch nicht gegeben. Gleichzeitig seien alle Fußgängerüberwege abgeschafft worden. Ihr ist unverständlich, dass die Gemeinde damit argumentiert, mit Zebrastreifen werde ein falsches Sicherheitsgefühl suggeriert. Die Zebrastreifen sind unter anderem an den Brücken über den Starzelbach entfernt worden, "man sieht sie aber noch, und die Leute gehen dort auch noch drüber", hat Wenschkewitz festgestellt.

Pfützen auf dem Bolzplatz

Benedikt Lotter muss gar nicht lange nachdenken, um das loszuwerden, was ihm am Herzen liegt. "Die Pfützen auf dem Bolzplatz an der Roggensteiner Allee." Der Achtjährige ärgert sich jedes Mal darüber, wenn es stark geregnet hat und dann sein Spielplatz um die Ecke quasi unter Wasser steht und "ich mich jedes Mal schmutzig mache". Als der Platz sechs Wochen lang gesperrt war, damit dort ein Rollrasen verlegt werden konnte, hat sich Benedikt zwar geärgert, war dann aber froh, als der Bolzplatz wieder öffnete. Doch besser als vorher sei es nicht gewesen. "Es gab schon nach einer Woche wieder Pfützen." Der Grundschüler findet, dass sich die Gemeinde da noch mal was machen müsse. Denn der Platz sei, auch bei Erwachsenen, sehr beliebt.

Bauland im Süden

Wird es nun Bauland oder nicht? Mit dieser und ähnlichen Fragen werden Anwohner der Hoflacher Straße konfrontiert, wenn wieder einmal Interessenten für die von einem Makler ausgeschriebenen Grundstücksparzellen im Süden von Eichenau zur Besichtigung kommen. Das berichtet SZ-Leserin Jutta Stronski, die sich fragt, warum die Gemeinde dazu nicht klar Stellung bezieht. Es handle sich in Teilen um ein Wasserschutzgebiet, das Gelände sei sehr durch Hochwasser gefährdet. Es sei dringend geboten, dass die Gemeinde klar mache, dass dort nicht gebaut werden soll.

Mit den Bürgermeisterkandidaten entwickeln sich beim Aktionstag der SZ im Restaurant Flori kleine Diskussionsrunden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Tempolimit in der Hauptstraße

Doris Hellmuth wirbt für zwei Anliegen. Sie fordert für die Hauptstraße, die eine Staatsstraße ist, mehr Übergänge für Fußgänger und eventuell auch ein Tempolimit. Der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt habe so stark zugenommen und es werde zu viel gerast und zu wenig Rücksicht genommen. Deshalb sei es für ältere Menschen und Kinder schwer geworden, von einer Straßenseite auf die andere zu wechseln. Zudem sei das Halteverbotsschild vor der Postfiliale an der Ecke Haupt-/Kirchenstraße um zehn Meter bis an die Hauptstraße zu versetzen. Geschehe das, werde dort der Verkehr nicht mehr regelmäßig durch parkende Autos blockiert.

Mehr mit dem Fahrrad fahren

Auch Vlasta Scholl sieht im Verkehrsaufkommen auf der Hauptstraße ein großes Problem. Die 63-Jährige ist überzeugt, dass die Eichenauer etwas dagegen tun können. Ihre Lösung ist verblüffend einfach: Die Bewohner der Gartenstadt sollten ihr Auto öfter in der Garage stehen lassen und ihre Besorgungen in der Gemeinde mit dem Fahrrad erledigen. Vlasta Scholl ist, wie sie sagt, schon lange aufs Fahrrad gekommen. Sie radelt bis nach Fürstenfeldbruck und Germering. Nur noch bei schlechtem Wetter steigt notgedrungen sich aufs Auto um.

Verkehr reduzieren

Albert Hartl, Sprecher der Eichenauer Grünen und ehemaliger Gemeinderat, möchte ebenfalls den Autoverkehr in seinem Wohnort reduzieren. Dazu setzt er auf die beiden Bus-Ortslinien 841 und 842. Den 75-Jährigen ärgert, dass die Busse gleichzeitig fahren. Er schlägt vor, die Fahrzeuge auf den beiden Linien zeitlich um zehn Minuten versetzt pendeln zu lassen. Auf diese Weise bekäme die Gemeinde ohne Mehrkosten den Zehn-Minuten-Takt. Damit würde das Busfahren attraktiver und die Zahl der Autofahrten könnte abnehmen, hofft der pensionierte Elektroingenieur.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Zu den Besuchern, die am Donnerstag erzählten, welche Themen sie bewegen, gehörten Stephan Kippes...

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...Benedikt Lotter...

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...und seine Mutter Anne Wenschkewitz...

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...Eugenie Scherb...

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...sowie Jutta Stronski.

Mit Bus zum Einkaufen

Die Ortsbuslinien sind auch das Thema von Heidi Strobl. Die Seniorin lebt seit 1968 in Eichenau und möchte nicht wegziehen. Doch zum Einkaufen fährt sie öfter nach Pasing. Dort gibt es Aufzüge und barrierefreie Bahnsteige - für sie, die sich mit dem Gehen schwer tut, ist das wichtig. Anders sieht es in Eichenau aus. Zwar kann sie mit den Ortsbussen zum Friedhof oder zum Einkaufen fahren und das jetzt auch samstags, was Strobl sehr lobt. Das Aus- und Einsteigen aber fällt ihr schwer, vor allem dann, wenn sie auch noch ihre Einkäufe in den Bus hieven muss. Fährt ein Kleinbus, dann bleibt Strobl oft an der Haltestelle stehen. Der enge Einstiegsbereich schreckt sie ebenso ab wie die Tatsache, dass diese Busse bereits voll besetzt sind. Strobl wünscht sich deshalb, dass auch samstags große Busse eingesetzt werden.

Querungsmöglichkeit gefordert

Stephan Kippes vermisst Querungshilfen für Radfahrer an der B2. "Es gibt kaum Ecken, wo man lebend über diese Straße kommt." Kippes zählt auf: in Hoflach und dann erst wieder auf der Höhe des Tonwerks könne man die B2 überqueren. Ein weiterer Übergang oder eine weitere Röhre täten gut, sagt Kippes, der gerne mit der Familie Mountainbike-Touren unternimmt.

Im Norden nicht erweitern

Eigentlich wollte Eugenie Scherb, die Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz, ja nicht ins Flori kommen. Aber den Bericht in der SZ vom Donnerstag über die Überlegungen im Gemeinderat Eichenau, nördlich der Bahnlinie ein interkommunales Wohngebiet mit Emmering auszuweisen, konnte sie nicht unwidersprochen hinnehmen. Sie spricht von einer sinnlosen Fehlplanung und verweist darauf, dass es sich bei dem Grundstück um hochwertiges Ackerland handle, das zwischen zwei viel befahrenen Straßen und der Bahn eingezwängt sei. Zudem handle es sich um ein Überschwemmungsgebiet, durch das der Starzelbach fließt und dort bei Hochwasser regelmäßig über die Ufer trete. Die gegenteilige Meinung vertritt der ehemalige Gemeinderat Michael Gumtau. L aut Gumtau sei das Areal wegen der Lage in unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof für ein städtebauliches Modellprojekt mit der Stadt München geradezu prädestiniert. Es sei sinnvoll, Eichenau in Bahnhofsnähe zu entwickeln. Einig sind sich Gumtau und Scherb in einem Punkt: Einfamilien- oder Reihenhäuser halten beide nicht mehr für zeitgemäß. Stattdessen sollten in Eichenau seniorengerechte und mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser errichtet werden.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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