Adventskalender:Lichtblicke im Alltag

Tina O.

Für Tina O. geht ein Herzenswunsch in Erfüllung: Zusammen mit ihrem Freund wurde sie in den Freizeitpark Rust eingeladen.

(Foto: Günther Reger)

Die Spenden der SZ-Leser helfen Menschen im Landkreis, die sich medizinische Hilfsmittel oder eine Fahrkarte nicht leisten und selbst kleinste Wünsche nicht erfüllen können. Auch Sozialeinrichtungen werden unterstützt

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Tina O. aus Olching ist eine Plaudertasche. Sie lacht zudem viel, ist fröhlich, spielt in einer Fußballmannschaft, ministriert gelegentlich und hat große und kleine unerfüllte Wünsche - ebenso wie jeder andere auch. Weil die 25 Jahre alte lebenslustige Frau aber in der Wäscherei einer Behindertenwerkstatt nur wenig verdient - weshalb ihr kleines Gehalt mit Sozialhilfe aufgebessert wird und ihr eine Sozialarbeiterin der Caritas hilft, ihr Leben zu meistern -, hat es die allein in einer kleinen Dachwohnung lebende Olchingerin viel schwerer als andere, sich selbst kleinste Wünsche zu erfüllen. An ihrem 26. Geburtstag in diesem Frühjahr geht es Tina O. und ihrem Freund, der ebenfalls in einer Behindertenwerkstatt arbeitet, aber einmal so richtig gut. Schließlich geht ihr größter Herzenswunsch in Erfüllung: Mit ihrem Freund wird sie zwei Tage im Freizeitpark Rust verbringen.

Aufgrund der Berichterstattung in der SZ haben Tina O. und ihr Freud von einem der geschäftsführenden Gesellschafter des Freizeitparks eine persönliche Einladung nach Rust erhalten. Als die Olchingerin das erfuhr, weinte sie vor Freude, so glücklich war sie, berichtete ihre Betreuerin. Was kann es Schöneres geben, als einen jungen Menschen so glücklich zu machen, dass er vor Rührung und Dankbarkeit in Tränen ausbricht. Auch wenn der Fall der jungen Frau nicht gerade typisch ist für die Wünsche, die die Menschen haben, über die die SZ Fürstenfeldbruck im November und Dezember vorigen Jahres berichtete, zeigt er doch beispielhaft auf, wie die Hilfe des Adventskalenders und damit die Spenden der SZ-Leser wirken. Es geht schließlich nicht nur um Geld, sondern auch um Anerkennung - und darum, mit seinen persönlichen Anliegen ernst oder überhaupt erst wahrgenommen zu werden.

Glücklich gemacht hat der Adventskalender im Landkreis auch wieder Menschen wie die schwerkranke fünfjährige Hannah und deren Eltern. Hannah hat aufgrund einer Anomalie verengte Atemwege und sie leidet zudem noch an den Folgen einer sensorischen Wahrnehmungsstörung. Weshalb sie ein Pflegebett mit einer Spezialmatratze benötigte, das die Krankenkasse jedoch lange nicht bezahlen wollte - und die jungen Eltern sich nicht leisten konnten. Der Rechtsstreit konnte mit einem Kompromiss beigelegt werden. Hannah wurde ihre Spezialmatratze für Menschen mit Wahrnehmungsstörungen vom Adventskalender finanziert, weshalb die Kasse nur noch für das Pflegebett aufkommen musste. Mit der Folge, dass Tochter und Eltern nun durchschlafen können und ruhige Nächte haben.

Um ein für das Selbstbewusstsein und für die Teilnahme am Leben unverzichtbares Hilfsmittel ging es bei Farah Abdullahijama. Die 28 Jahre alte Somalierin lebt in einem Flüchtlingsquartier in Gröbenzell und wird dort von Gröbenzeller Asylhelfern betreut. Ihr rechter Fuß verwuchs sich zu einem Klumpfuß, weil sie Opfer eines Bombenanschlags wurde, bei dem ihr Mann starb. Der gebrochene Fuß verkrüppelte, weil er nach dem Attentat nicht behandelt wurde, sondern irgendwie in Fehlstellung wieder zusammenwuchs. Farah benötigte einen orthopädischen Schuh, um wieder einigermaßen normal laufen und stehen zu können. Mit dem neuen Schuh veränderte sich das Leben der jungen Frau komplett. Sie ist wieder völlig mobil. Damit vergrößerte sich ihr Bewegungsradius und sie kann deshalb sogar einen Deutschkurs in München besuchen, was ihr vorher verwehrt war. Nun hofft sie auf eine Operation, einen orthopädischen Schuh würde sie danach aber weiterhin benötigen.

Es ist im Landkreis Fürstenfeldbruck keine Ausnahme, dass allein lebenden Rentnerinnen wie Ingrid H. oder Viktoria W., über deren Schicksal die SZ Fürstenfeldbruck berichtete, nach Abzug der Fixkosten im Monat nur 108 oder etwas weniger als 200 Euro zu Leben übrig bleiben. Das ist zu wenig, um sich noch das Geld für notwendige Anschaffungen wie ein neues Schlafsofa oder ein Zahnimplantat vom Mund absparen zu können. Manchmal fehlen Senioren nur ein paar Euro für eine Fahrkarte nach München oder die Zuzahlung für ein Medikament. Das sind die alltäglichen Notfälle, um die sich das Sozialamt einer Stadt wie Puchheim unbürokratisch kümmern kann, weil es, wie andere Kommunen auch, über einen Topf vom Adventskalender verfügt, aus dem solche Kleinbeträge bezahlt werden können.

Dank der Spenden der SZ-Leser kann im Landkreis nicht nur Hunderten von Menschen eine Freude gemacht werden. Auch Sozialeinrichtungen und Organisationen profitieren davon. Zum Beispiel psychisch Kranke, die vom Fürstenfeldbrucker Verein Sprint betreut werden. Die Alltagskompetenz, die solche junge Menschen benötigen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sollen sie mit sozialpädagogischer Begleitung in neuen Wohnungen des Vereins erlernen, zu deren Möblierung und Ausstattung der Adventskalender einen Beitrag leistete. Zur besseren Begleitung, Betreuung und Beratung von Familien mit Kindern, die im Landkreis wohnen und unter lebenslimitierenden Krankheiten leiden, hat die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München Ende November in der Münchner Straße in Fürstenfeldbruck ein eigenes Büro eröffnet, mit einer kleinen Unterstützung des SZ-Hilfswerks.

Der sechs Jahre alte Leon aus Puchheim gehört zu den Kindern, die das Kinderhospiz betreut. Er leidet an einem äußerst seltenen Herzklappenfehler, was bedeutet, dass sein Herz jederzeit aufhören kann zu schlagen. Die vielen eineinhalbstündigen Fahrten mit Bus und S-Bahn in die Kinderkardiologie belasten nicht nur Leons Herz, sondern auch dessen alleinerziehende Mutter sehr. Schon lange sparte die Mutter auf einen gebrauchten Kleinwagen, dessen Kauf der Adventskalender nun ermöglichte.

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