Adelshofen:Rettung eines Denkmals

Investor will den rund 140 Jahre alten Pschorrstadel in Adelshofen sanieren und darin einen Gastronomiebetrieb unterbringen. Für Bürgermeister Michael Raith würde sich damit die Dorfmitte verschönern und beleben

Von Manfred Amann, Adelshofen

Seit bald 15 Jahren stoßen in der Ortsmitte von Adelshofen architektonische Welten aufeinander. Auf der einen Seite des Dorfplatzes präsentiert sich das renovierte Pschorrhaus mit seinen Fensterläden als Schmuckstück und gegenüber steht der ehemalige Pschorrstadel mit abbröckelndem Mauerwerk und eingeschlagenen Fensterscheiben. Dieser Anblick könnte sich nun bald ändern, denn laut Bürgermeister Michael Raith (CSU) gibt es erstmals einen Interessenten, der den denkmalgeschützten Stadel erwerben, sanieren und nutzen will, und zwar als Gastronomiebetrieb, in dem auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Damit würde für den Gemeindechef ein Traum in Erfüllung gehen. "Das wäre genau das, womit man die Ortsmitte sinnvoll beleben könnte." Der einstige Kuh-, auch Rossstall, der in einer Flucht mit dem Stadel verbunden und in einer Größe von etwa 200 Quadratmetern von einem böhmischen auf Säulen gestützten Kappengewölbe überspannt ist, wäre "für Kultur gut geeignet", so Raith, der das Gebäude schon Brauereien in der Region angeboten hatte.

Auch dem Kulturkreis um Gerd Gruber käme dies entgegen. Dieser nutzt den Dorfplatz nebenan immer wieder für Ausstellungen. Was dem Bürgermeister und den Kulturschaffenden gefallen würde, stößt bei den Nachbarn jedoch weniger auf Begeisterung. In einem Schreiben an die Gemeinde äußerten Anwohner die Befürchtung, dass mit der Nutzung beträchtlicher Verkehrslärm durch an- und abfahrende Autos angezogen werde. Ferner sei damit zu rechnen, dass besonders nachts Geräusche von Lüftungsanlagen zu hören sein könnten und von der Gastronomie Geruchsbelastungen zu erwarten wären.

Von den Gemeinderäten wurde der Antrag auf Nutzungsänderung positiv aufgenommen, wenngleich man mit der vorgeschlagenen Anordnung der Stellplätze nicht einverstanden war. "Da gibt es sicher andere Möglichkeiten", erklärte der Bürgermeister im Gespräch mit der SZ. Eine möglichst emissionsarme Nutzung sei das Ziel, man sollte aber auch berücksichtigen, dass in einem Dorfgebiet wie in Adelshofens Ortsmitte auch "ruhige Gewerbe" geduldet werden müssen. Wichtig sei nun, erst einmal abzuklären, ob die angestrebte Nutzungsart überhaupt und unter welchen Bedingungen möglich ist. Daher sei er froh darüber, dass der Interessent den Antrag gestellt habe, denn nun könne zusammen mit den Fachbehörden Klarheit darüber erlangt werden, was machbar ist. Immer wieder hätte sich jemand für den Pschorrstadel interessiert, Gastronomen ebenso wie Ärzte oder Therapeuten, aber keiner habe je konkret einen Antrag gestellt. Auch ein Tante-Emma-Laden sei schon im Gespräch gewesen.

Der Pschorrstadel ist Teil des einstigen Dreiseithofes, der sich nach Norden zum ehemaligen Schloss- und Klostergelände hin öffnete. Während das Wohnhaus, in dem zweitweise auch eine Gastwirtschaft betrieben wurde, vor gut zehn Jahren im Rahmen einer Dorferneuerung nach alten Vorlagen saniert wurde, scheitere dies beim Stadel, weil der Gemeinde dafür die finanziellen Mittel fehlten. Damals war von Investitionen bis 1,3 Millionen ausgegangen worden. Gebaut wurde der Stall im Jahre 1871. Das Pschorrhaus, in dem seit der Sanierung Pfarr- und Gemeindeverwaltung samt Sitzungssaal sowie der Abwasserverband untergebracht sind, wurde um 1837 von Josef Braumüller errichtet, der den Hof 1832 erworben hatte. Angeblich wurden dafür Steine vom ehemaligen Fuggerschloss verwendet. 1866 heiratete Braumüllers Tochter Katharina Josef Pschorr, deren Sohn Leonhard dann 1903 das Anwesen übernahm. Nach dessen Tod 1932 fiel das Anwesen an die Witwe, die es dann 1940 ihrem Sohn Josef übergab. Nach dessen Tod wurde Mathilde Kellerer aus Garching Eigentümerin, die 1959 Anton Walch ehelichte. Dieser verkaufte den Pschorrhof Anfang der 1980er Jahre für etwa sechs Millionen Mark an die Flughafen GmbH München, die damals Ersatz für Freisinger Bauern suchte, die dem Flugplatz hatten weichen müssen. 1993 konnte die Gemeinde den Pschorrhof für 2,5 Millionen Mark zurückkaufen.

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