Adelshofen:Bürger entscheiden über Asylstandort

Adelshofen: "Das uralte Herz Adelshofens", sagt die Interessengemeinschaft über den Klostergarten.

"Das uralte Herz Adelshofens", sagt die Interessengemeinschaft über den Klostergarten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gemeinde Adelshofen möchte Flüchtlinge im Klostergarten unterbringen. Eine Interessengemeinschaft lehnt die Bebauung des Geländes jedoch ab. Im April sollen die Einwohner abstimmen

Von Heike A. Batzer, Adelshofen

Ein Bürgerentscheid soll in Adelshofen die Unterbringung von Flüchtlingen im Klostergarten verhindern. Es ist das erste Mal im Landkreis Fürstenfeldbruck, dass mit dem Instrument der direkten Demokratie über einen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft entschieden wird. "Unser Ziel ist, dass der Klostergarten frei bleibt - so wie es über Jahrhunderte hinweg war. Er ist das uralte Herz Adelshofens", sagt Ronald Vaida, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) "Erhaltung Klostergarten Adelshofen". Man sei nicht gegen die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern, ergänzt Franco Calabrese: Es handle sich um eine Standortfrage. Trotz des sozialen Engagements für Menschen in Not sei es "unsere Pflicht, eigene traditionelle und kulturelle Werte zu pflegen und zu schützen".

Geplant ist, dass auf dem mitten im Hauptort der Gemeinde Adelshofen liegenden Klosteranger - ein idyllisch anmutendes Areal mit vielen Obstbäumen - ein zweigeschossiges Containergebäude aufgestellt wird, das 30 Meter lang, 15 Meter breit und etwa fünfeinhalb Meter hoch sein und Platz für 54 Asylbewerber bieten soll. Adelshofen ist neben Hattenhofen und Oberschweinbach eine von drei Landkreiskommunen, die bislang noch keine Flüchtlinge aufgenommen hat. Die innerhalb des Landkreises ausgehandelte Quote sieht 41 Flüchtlinge für Adelshofen vor. Zu viele, sagt die IG. Adelshofen-Ort werde dabei überfordert.

Der Gemeinderat hatte sich nach eingehender Prüfung mehrerer Standorte für den Klostergarten entschieden. Die Gemeinde hatte das insgesamt 24 200 Quadratmeter große Areal vor knapp zwei Jahren von der Kongregation der Armen Schulschwestern gekauft, nachdem die drei letzten Vertreterinnen des Ordens ausgezogen waren. Auf einem Teilstück von 2500 Quadratmetern im Osten des Grundstücks nahe der Nassenhausener Straße und des Niemerwegs soll nun ein Containergebäude errichtet und mit einem Zaun vom restlichen Gelände abgetrennt werden. Die künftigen Bewohner dort könnten demnach "nicht im ganzen Klostergarten rumsausen", versucht Bürgermeister Michael Raith (CSU/BfANL) etwaige Bedenken zu zerstreuen. Und ergänzt, dass man zudem "hart mit dem Landkreis verhandelt" habe: Statt des üblichen achtjährigen Pachtvertrags soll der in Adelshofen nur sechs Jahre und neun Monate gelten.

Raith betont, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Als ungeeignet habe sich, weil allzu nah am Waldrand in der Hauptwindrichtung gelegen, das Gelände bei der Stockbahn erwiesen und auch der alte Sportplatz werde durchaus noch für den regulären Sportbetrieb oder als Bolzplatz gebraucht. Auch über eine ehemalige, inzwischen rekultivierte Bauschuttdeponie in Richtung des Ortsteils Luttenwang als Standort gingen die Meinungen auseinander. "Die liegt 450 Meter im Außenbereich", sagt Raith: "Da draußen würden die Flüchtlinge abgeschoben."

Der Landkreis will am Standort Klostergarten festhalten. Die Lage dort ist freilich nicht nur wegen des Widerstands der Bürger knifflig. Obgleich im Ort gelegen, gilt der Klosteranger als "Außenbereich", der zwar grundsätzlich von Bebauung frei zu halten ist, der aber durch jüngst erfolgte Änderungen im Baugesetzbuch für den Bau von Flüchtlingsheimen genutzt werden kann. Nach Auskunft des Landratsamtes würden alle auf dem Grundstück befindlichen Obstbäume erhalten werden, ebenso die Hecke als Sichtschutz zur Straße. Auf dem Areal befinden sich allerdings auch Bodendenkmäler - Teile des dem ehemaligen Hofmarkschloss Adelshofen zugehörigen Wirtschaftshofes und der Gartenanlagen -, die durch eine Bebauung nicht beeinträchtigt werden dürfen.

Die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt möchte sie deshalb durch konservatorische Maßnahmen schützen lassen. Dabei würde eine dünne Schicht Oberboden abgetragen, darauf erst ein spezielles Vlies und dann Kies und Mutterboden aufgebracht, erläutert Landratsamtssprecherin Ines Roellecke das mögliche Vorgehen. An einem Standort in Maisach sei dies bereits praktiziert worden. Bedenken, dass die in der Nähe der geplanten Unterkunft befindlichen Baudenkmäler wie die Pfarrkirche Sankt Michael, das ehemalige Hofmarkrichterhaus, Rathaus und Pschorrstadel beeinträchtigt würden, hegt das Landratsamt nicht, weil Baugenehmigung und Nutzung des Containers befristet seien.

Mit 225 Unterschriften hatten die Initiatoren von der IG die Voraussetzung für den Bürgerentscheid geschaffen. Dieser findet nun am Sonntag, 24. April, statt und soll über die Frage befinden, ob die Gemeinde "alle rechtlich zulässigen Maßnahmen ergreifen soll, um den Klostergarten in seiner bisherigen Form unverändert zu erhalten, insbesondere frei von jeglicher Bebauung". Zuvor, am Donnerstag, 14. April, soll eine Informationsveranstaltung dazu stattfinden.

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