Puchheimer Volksfest:Klasse statt Masse

Volksfest Puchheim

Es dreht sich wieder etwas: Am Freitag, 10. April, beginnt das Puchheimer Volksfest in seiner 50. Auflage. Es wird erneut zehn Tage dauern.

(Foto: Johannes Simon)

Zum 50. Jubiläum des Festes verlangt die Stadt Qualität. Besäufnisse und Oktoberfest-Flair soll es nicht geben. Auch wenn dadurch weniger Besucher kommen sollten.

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Auch im benachbarten Germering hängen schon die orangefarbenen Plakate. Am 10. April beginnt das Puchheimer Volksfest und dauert erneut zehn Tage. "Signalfarbe Orange - Textfarbe blau", verkündet Bürgermeister Norbert Seidl bei der Programmvorstellung und hebt die Corporate Identity dieser Veranstaltung hervor. Dazu kommt noch das Lebkuchenherz auf allen Plakaten und Flyern mit der Aufschrift "Auftakt". Wahrlich: Das Fest wurde für die Gästewerbung bemerkenswert aufwendig durchgestylt. Inzwischen ist man in Puchheim beim 50. Jubiläumsfest angekommen.

1961 fand das erste Volksfest in Puchheim statt. 2009 bis 2012 nahm man sich eine vierjährige Pause. Seit 2013 gibt es wieder ein Fest mit einem ordentlichen Zuschuss aus dem gut gefüllten Stadtsäckel. Auch diesmal wird eher wieder geklotzt als gekleckert. Ob Festzug, Musikband oder Schafkopfturnier: für jeden wichtigen Programmpunkt hat die Stadt eine Postkarte erstellen lassen, auf der Programmdetails zu finden sind. Natürlich auch in Orange gehalten. Damit sollen Zielgruppen wie Schafkopfspieler, Fußballfans, die die Übertragung des Champions League-Spiels des FC Bayern München im Festzelt sehen wollen, oder junge Musikfans der Indierock-Gruppe "Marvpaul" aus dem Landkreis angesprochen werden.

Das Motto des Puchheimer Festes ist beständig: "Bunt - bierig - preiswert". Aber laut Rathauschef Seidl gibt es Unterschiede zu anderen Festen in der Umgebung: "Wir wollen nicht die Masse wie beim Oktoberfest, auch keine Rauschveranstaltung und keine Art 'Brot und Spiele' wie in Dachau." Mit "Brot und Spiele" meinte er den günstigen Bierpreis beim Dachauer Fest. "Wir wollen Qualität", fuhr Seidl fort. "Das Zelt muss nicht jeden Tag brechend voll sein." Da konnte sich Festwirt Jochen Mörz das Lachen dann doch nicht verkneifen.

Mörz, der als Festwirt seit mehr als zwei Jahrzehnten Volksfeste in Fürstenfeldbruck und Maisach durchführt, wird in Puchheim wieder mit einem Zelt für 2000 Besucher anrücken. Er berichtete, dass beim vergangenen Puchheimer Volksfest zwischen 4000 und 5000 Hendl verkauft worden sind und dass jeder Gast im Durchschnitt 1,3 bis 1,4 Liter Getränke zu sich genommen hat. "Das ist noch steigerungsfähig", meinte Mörz, der das Volksfestgeschäft als Familienbetrieb mit Tochter und Sohn betreibt. Es werde viel weniger Bier als früher getrunken. Das liege an der veränderten Besucherstruktur. "Früher kam ein Mann fünf bis sechs Mal zum Volksfest und dann noch einmal mit der Familie", erzählte Mörz. Dafür kämen mehr junge Frauen, die auch andere Getränke zu sich nehmen als Bier.

Mörz hat wieder bekannte Show-Bands, wie The Mercuries, Tropical Rain und Manyana für Puchheim verpflichtet. Am Sonntagmittag, 12. April, lädt er bis zwölf Uhr zum "Weißwurst-Wahnsinn" ein. Da gibt es zwei Weißwürste, eine Brezn und einen halben Liter Bier oder ein anderes Getränk für 6,90 Euro. Ansonsten stellte Mörz den "Mittagstisch mit Sonderpreisen" für 4,50 bis sieben Euro in Aussicht. Auf der Schaustellerfläche wird es einen Glas-Irrgarten mit 24 Metern Länge geben. Ansonsten sind auch wieder die gewohnten Tage der Familien, Kinder, der Vereine und Behörden und der Senioren dabei. Ältere Frauen und Männer ab 68 Jahren bekommen am 13. April gegen Ausweis eine Frei-Maß und ein Hendl spendiert. "Der Zuschuss dafür haut extrem in die Kasse rein", jammerte Seidl ein wenig und erklärte damit die 68er-Altersgrenze.

Seidl warb noch für den Festzug mit dem Hacker-Pschorr-Pferdegespann am 11. April: "Da würde ich gerne die ganze Stadt auf den Beinen haben." Kabarett gibt es auch wieder mit den "D'Raith Schwestern und da Blaimer" aus der Oberpfalz. Auch hier hat die Stadt Geld drauf gelegt, weil die Karten nur zehn Euro kosten werden. Am Schlusstag findet schließlich wieder der politische Stammtisch mit Frühschoppen unter dem Motto "Woas sogst du dazua?" statt. Vier Landtagsabgeordnete aller im Landtag vertretenen Parteien, darunter die lokalen Volksvertreter Herbert Kränzlein (SPD) und Sepp Dürr (Die Grünen), werden versuchen, die aktuellen politischen Probleme beim Verzehr einer Maß Bier zu erklären.

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