104. Geburtstag:Immer in Bewegung

104. Geburtstag: Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (links) überreicht Anna Schlenker zu deren 104. Geburtstag ein Präsent des Landkreises.

Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (links) überreicht Anna Schlenker zu deren 104. Geburtstag ein Präsent des Landkreises.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Anna Schlenker hat in ihrem Leben viel Sport getrieben und ist mit 104 Jahren die älteste Germeringerin. Zu ihrer Geburtstagsfeier kommen Angehörige und Kommunalpolitiker, aber vor allem Fotografen, für die sie posieren soll

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Es herrscht viel Betrieb im Hause Schlenker in Germering. Es geben sich die Fotografen und Chronisten anlässlich des 104. Geburtstages von Anna Schlenker die Klinke in die Hand. Immer wieder muss die Jubilarin aufstehen und mit ihrem Rollator in den Garten gehen, um sich für die Fotografen in den Gartenstuhl zu setzen. Drumherum gruppieren sich die Angehörigen, genauso wie Oberbürgermeister Andreas Haas und die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler, die die offiziellen Glückwünsche von Stadt und Landkreis überbringen.

"Schauen sie bitte in die Kamera", fordert der Fotograf Anna Schlenker auf. Sie reagiert nicht sofort, schaut dann aber doch hoch und sagt "Hallo". Mit 104 Jahren zeigt sie erstaunliche Kondition und nimmt die sich ständig wiederholende Prozedur gelassen hin. Nach dem letzten Foto sagt sie: "Ich mag aufstehen." Enkelin Sylvia von Köckritz hilft ihr dabei und geht mit ihr auf eine schnelle Rollatorrunde im Garten umher.

Anna Schlenker hielt ihr Leben lang viel von Bewegung. Sie wanderte sehr gerne und versäumte kaum eine Gymnastikstunde. Nach der Gartenrunde sitzt sie wieder in einem bequemen Sessel und legt ihr Beine lässig auf dem Rollator ab. Sie ist bereits am vergangenen Samstag 104 Jahre alt geworden und damit eine der ältesten Germeringer Bürgerinnen. Vor neun Monaten ist sie ins Waldsanatorium in Krailling umgezogen, wo sie Betreuung rund um die Uhr genießt. "Meine Mutter ist so weit gesund, ihr fehlt nichts", sagt Reinhold Schlenker. Sie sei halt nicht mehr so gesprächig, aber keineswegs dement. "Sie bekommt noch alles mit", versichert ihr 70-jähriger Sohn. Im Sanatorium beteiligt sie sich, so gut es geht, an allen angebotenen Veranstaltungen.

Anna Schlenker ist wie alle Schlenkers in München geboren. 1912 kam sie auf die Welt und machte in den Zwanzigerjahren eine Bürolehre im Münchner Kunstverlag Hanfstaengl. Sie erlebte zwei Weltkriege, brachte zwei Kinder zur Welt, die sie behutsam ins Leben begleitete. Viel zu früh ist sie dann mit 70 Jahren schon Witwe geworden. Sie erholte sich jedoch bald von diesem Schicksalsschlag. "Sie hat das Leben danach noch sehr genossen", erzählt ihr Sohn Reinhold. Sie lebte in ihrer eigenen Wohnung in Unterhaching ganz in der Nähe ihrer Tochter Anita Reiter. Die Jubilarin engagierte sich ehrenamtlich in mehreren Vereinen. Sie war im Kulturzentrum in Unterhaching tätig, half bei der Arbeiterwohlfahrt und im evangelischen Bonhoeffer-Haus mit. Dazu war sie immer sehr naturverbunden, wovon auch ihre Enkel profitierten. "Wir waren oft mit ihr draußen und fanden ihre Tierliebe toll", erzählt Enkelin Sylvia von Köckritz. Noch mit 90 Jahren hat sich Anna Schlenker ausgiebig der Gartenarbeit gewidmet und kniend Unkraut gezupft. Anna Schlenker tanzte gerne. Sie ging regelmäßig zu den Tanztagen des Seniorentreffs. Das ging mit 95 noch sehr gut, auch mit 100 Jahren war sie noch einmal beim Tanznachmittag des Germeringer Seniorenbeirats in der Stadthalle gewesen. Dazwischen unternahm sie viele Reisen. "Italien und Spanien und waren ihre Lieblingsreiseländer", sagt Reinhold Schlenker, als gerade wieder eine Fotografin hereinkommt. Anna Schlenker, die drei Enkel und drei Urenkel hat, lächelt tapfer, als die Kamera gleich mehrmals klickt, bis die Fotografin mit dem Ergebnis zufrieden ist Sie reiste aber nicht nur nach Spanien und Italien; auf die Kanaren flog sie und machte auch an der Nordsee Ferien. Ihr Sohn nahm sie häufig mit der Familie in den Urlaub mit. Alle, die heute um sie herumsitzen, erinnern sich noch an den Tunesien-Urlaub. Da war sie 88 Jahre alt gewesen war, als sie mit nach Nordafrika flog.

Nachdem die letzte Fotografin gegangen ist, geht Anna Schlenker von der Terrasse ins Haus und ruht sich auf dem Sofa etwas aus. Noch ist der Tag für sie nicht zu Ende. Im Waldsanatorium gibt es am Nachmittag noch ein Maifest für alle Bewohner, an dem sie teilnehmen möchte.

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