Frostschäden in München:Flickwerk

Mitarbeiter des Bauhofes beseitigen Schlaglöcher.

Wenn es taut, haben sie mitunter viel zu tun: Mitarbeiter des Bauhofes beseitigen Schlaglöcher.

(Foto: Claus Schunk)

Holprige Straßen, bröckelnde Fassaden: Der Frost hinterlässt seine Spuren und richtet jede Menge Schaden an - eine Münchner Zwischenbilanz.

Von Jakob Wetzel

Regen, Frost, Tauwetter, dann wieder Regen und Frost. Das Wetter der vergangenen Wochen ist nicht nur ungemütlich, sondern auch schädlich: Es ist wie geschaffen für Frostschäden wie Schlaglöcher. Sie entstehen, wenn Wasser im Asphalt gefriert. Wenn es taut, hinterlässt es einen Hohlraum, der bei Belastung einbricht. Mit dem Ende der Kälteperiode stellen sich die Straßenmeistereien daher darauf ein, Schlaglöcher zu flicken - doch von Frostschäden betroffen sind nicht nur Straßen, sondern auch Gebäude.

Am vergangenen Samstag etwa bröckelte am Hugendubel-Haus am Marienplatz Putz von der Fassade zum Rindermarkt. Die Polizei sperrte den Eingangsbereich ab, die Feuerwehr klopfte die losen Stücke von der Hauswand. Die Ursache war auch hier: Frost. Für die Münchner Feuerwehr sind solche Einsätze selten, im Jahr 2012 zählte sie insgesamt zehn Einsätze wegen lockerer Fassadenteile. Im Januar und Februar 2013 sind es bislang drei. Aber die Zahl der Fassadenschäden ist weit höher, denn die Feuerwehr rückt nur in heiklen Fällen an. Meist behelfen sich die Eigentümer selbst.

Ein Frostschaden in einer Fassade entsteht ähnlich wie ein Schlagloch. Am Beginn steht oft ein Haarriss im Putz. Durch den Riss dringt Wasser ein, die Feuchtigkeit arbeitet in der Wand. Das Wasser gefriert und dehnt sich dabei aus. Wenn es taut, bleibt ein Loch zurück, die Fassade wird untergraben, der Putz wird locker. Fällt er ab, hinterlässt er eine klaffende Lücke, die schleunigst geschlossen werden muss, sonst dringt noch mehr Wasser ein.

Für Eigentümer und Bewohner kann das unangenehme Folgen haben. In feuchten Wänden nisten sich oft Keime und Krankheitserreger ein, häufig komme es zu Schimmelbefall, sagt Rudolf Stürzer, der Vorsitzende des Münchner Haus- und Grundbesitzervereins. Und selbst für die Statik können Frostschäden zum Problem werden: Zwar ist Ziegelmauerwerk gegenüber Nässe verhältnismäßig unempfindlich. Wenn aber etwa in einem Balkon oder in der Decke einer Tiefgarage eisenbewehrte Betonteile verbaut sind und durch Risse Wasser eindringt, kann das Metall korrodieren - und womöglich Teile der Betonplatten absprengen, denn beim Rosten dehnt sich das Metall aus. Rudolf Stürzer empfiehlt Hausbesitzern daher, die Oberflächen ihrer Gebäude regelmäßig von Fachleuten auf Risse überprüfen und bei Bedarf abdichten zu lassen. "Bei einer intakten Fassade kann nichts passieren", sagt er. Und eine Betonsanierung sei teuer.

Hohe Schadenssummen kommen auch bei Frostschäden an Wasserleitungen zusammen, typischerweise etwa dann, wenn der Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung im Urlaub ist und keine Vorkehrungen getroffen hat, also die Heizungen ausreichend aufgedreht oder das Wasser abgestellt und die Leitungen entleert hat. Das gefrierende Wasser kann dann die Leitung sprengen. In vielen Münchner Häusern seien die Leitungen ohnehin sehr alt, sagt Rudolf Stürzer. Taut dann das Eis, folgt im schlimmsten Fall auf den Frost- der Wasserschaden. Und ist die eigene Vorsorgepflicht nicht erfüllt, zahle auch keine Versicherung, so Stürzer.

Für die Straßenmeisterei Riem ist 2013 bislang ein "normales Jahr", sagt Dienststellenleiter Josef Staudenhechtl. Die Arbeiter suchen bereits im Sommer Haarrisse im Asphalt und dichten sie ab, damit Schlaglöcher gar nicht erst entstehen. Im Frühjahr flicken sie dann die Straßen mit Kalt-Asphalt. Für die städtischen Straßen investiert die Stadt im Jahr rund 14 Millionen Euro in den Unterhalt ihrer Straßen, darin enthalten sind jeweils zwei Millionen Euro für die Reparatur speziell von Nebenstraßen, die in verhältnismäßig schlechtem Zustand sind. Die Folgen der aktuellen Frostperiode sind in Zahlen jedoch noch nicht zu bemessen. Allerdings sei auch das Ende der Frostperiode noch nicht absehbar, warnt Josef Maurus vom ADAC Südbayern. Was die Straßen angehe, habe sich in München bereits viel verbessert, sagt er. "Aber es ist einfach immer noch zu wenig."

Bei den Versicherern gehen viele Schadensmeldungen erst im Laufe des Frühjahrs ein, Auffälligkeiten gebe es in diesem Jahr aber nicht, heißt es bei der Versicherungskammer Bayern. Beim Haus- und Grundbesitzerverein dagegen haben die Anfragen in diesem Winter zugenommen, sagt Rudolf Stürzer. Das hänge mit den plötzlichen Kälteeinbrüchen zusammen, meint er: "Kommt der Winter langsam, stellen sich die Leute eher auf ihn ein."

Aktion: Schlagloch gesucht

Sie sind ein Ärgernis, manchmal auch ein echtes Verkehrshindernis: Münchens Schlaglöcher, die nach der längeren Frostphase auf vielen Haupt- und Nebenstraßen im Stadtgebiet zur Gefahrenquelle für Autofahrer, Radler und Fußgänger werden. Aber wo befinden sich nun Münchens schlimmste Schlaglöcher? Diese Frage können am besten die Leser entscheiden - die SZ-Redaktion sucht daher Fotos mit genauer Ortsangabe. Aus den Einsendungen, die bis einschließlich Donnerstag, 21. Februar, an die Adresse muenchen-online@sueddeutsche.de geschickt werden können, wird die SZ eine Auswahl dokumentieren.

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