Freizeit-Apps für München:Schlachten, Schweiß und anrüchige Tänze

Freizeit-Apps für München: Zeit, Distanz oder Kalorienverbrauch: Jogger können ihre Strecken mit Lauf-Apps vermessen.

Zeit, Distanz oder Kalorienverbrauch: Jogger können ihre Strecken mit Lauf-Apps vermessen.

(Foto: runtastic)

Die App läuft mit: Das Handy ersetzt beim Joggen den Pulsmesser und navigiert durch das Nachtleben der Stadt. Nutzer können so den Großraum München ganz neu entdecken - sogar auf dem Friedhof.

Mit dem iPhone kam die App. Das ist das Kürzel für Application, zu Deutsch: Anwendung, was aber so unsexy klingt, dass sich App durchsetzte. Mit ihnen lässt sich nicht nur der Alltag bequem aus der Hosentasche organisieren, sondern auch die Freizeit verbringen.

Fitness ohne Studio

Über Freeletics gibt es im Netz Erfolgsvideos: Darin filmen sich die Handyathleten selbst und stellen ihren Waschbrettbauch aus. Klimmzüge, Kniebeugen, Liegestütze - per App gibt Freeletics Nutzern hochintensive Kraft- und Ausdauerübungen ohne Geräte vor. Das Ziel: totale Verausgabung. Wer schlapp macht, den nervt das Handy mit Appellen und Ermahnungen. Gegründet wurde das Trainings-Start-up, das mehr als eine Million Menschen nutzen, von drei Münchner Studenten. Die App mit den Basic-Übungen gibt es kostenlos, der Trainingsplan kostet 39,90 Euro für 15 Wochen. Wer bei seinen (virtuellen) Freunden Anerkennung für die neue Sportlichkeit sucht, kann auch die Lauf-App "Runtastic" nutzen. In deren Facebook-Timeline ploppt dann auf: Sarah ist mit Runtastic 5,19 Kilometer in 32 Minuten gelaufen - dazu ein lachender Smiley.

Tête-à-Tête mit Napoleon

Für die Zeitreise braucht man moderne Ausrüstung: Ein iPhone, iPad oder iPod Touch mit iOS 5.0 oder neuer ist nötig, um in den Wäldern oder auf den Feldern von Hohenlinden nachvollziehen zu können, wie es damals war, an jenem Schicksalstag im Dezember 1800. In einer blutigen Schlacht trafen Franzosen auf Österreicher und ihre bayerischen Verbündeten. Die kostenlose App "Die Schlacht von Hohenlinden" führt Geschichtsinteressierte an die Schauplätze des Geschehens, wo Filme, Interviews und Hintergrundinformationen über die Schlacht und ihre Persönlichkeiten abrufbar sind. Mit akustischen Signalen weist das Handy darauf hin, wenn es etwas zu sehen gibt. Bisweilen kann man sogar Spielszenen auf dem Handy in die reale Landschaft einblenden. Am besten kommt man von Schauplatz zu Schauplatz mit dem Fahrrad. Die 20 Kilometer lange Variante führt zu acht Zielorten, wer ehrgeiziger ist, steuert 16 Ziele auf 50 Kilometern an.

Schuhplattler und Grabsteine

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Freizeit-Apps für München: Zeit, Distanz oder Kalorienverbrauch: Jogger können ihre Strecken mit Lauf-Apps vermessen.

Zeit, Distanz oder Kalorienverbrauch: Jogger können ihre Strecken mit Lauf-Apps vermessen.

(Foto: runtastic)

Vor gut tausend Jahren hat ein Tegernseer Mönch in der Ritterdichtung "Ruodlieb" einen Tanz beschrieben, der erstmals auf einen Schuhplattler hindeutet. Von da an gab's kein Halten mehr. Denn es liegt eine starke Sinnlichkeit in dem Tanz, wie ein Tölzer Landgerichtsarzt bereits anno 1860 festgestellt hat. Kein Wunder, dass Moralapostel den Schuhplattler immer wieder als anrüchig und sittlich verderblich gegeißelt haben. Gerade seine Sinnlichkeit aber verschaffte dem Schuhplatteln weltweit Anhänger, besonders viele in Amerika, wo es heißt: "Become a Schuhplattler - it is fun and more." Nun ist der Schuhplattler als US-Kulturgut neben iPhone und iPad sogar ins iFormat aufgestiegen. Allerdings wurde die App iPlattl keineswegs von einem kalifornischen IT-Guru erfunden, sondern vom Alpensohn Hans Breitenfellner aus Traunstein. Seine Schuhplattl-App ermöglicht uns, den Häuslratz, den Birkenstoana und den Boaschneider künftig daheim zu üben. Auch wenn es auf dem Tanzboden natürlich weitaus lustiger und sinnlicher hergeht.

Wo berühmte Münchner ruhen

Ein Friedhof ist nicht nur letzte Ruhestätte, sondern kann auch Ruhepunkt sein, für Spaziergänger, Jogger, Nachdenker. Die App "Wo sie ruhen" macht aus dem herbstlichen Friedhofsbesuch eine Geschichtsstunde zum Durchspazieren. Die kostenlose App bietet - zum Lesen und Anhören - umfangreiche Informationen zu bundesweit 1007 Gräbern und den Menschen, die dort ruhen. In München führt die vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien finanzierte App per Google-Maps-Einbindung über den Nord- und den alten Südfriedhof. Wer genau war Georg Flaucher? Oder August Ungerer? Welchen Beruf erlernte Joseph von Fraunhofer? All das und viel mehr verrät die App dem Spaziergänger - vorausgesetzt, er bringt etwas Entdeckergeist mit. Denn die integrierte Wegführung taugt nur zur groben Orientierung, oft muss man sich mithilfe der mitgelieferten Fotos auf die Suche nach den Gräbern begeben. Erhältlich als Web-App oder als Download für Android-Geräte.

Navigator und Museen

Praktischer Navigator

273 211 Mal wurde die kostenlose München-App bereits heruntergeladen, sie zeigt die Freizeitangebote in der Stadt übersichtlich an. Für die Münchner gibt es in verschiedenen Kategorien wie Nachtleben, Kino oder Shopping einiges zu entdecken, der Eventkalender listet aktuelle Veranstaltungen auf. Wie man dabei am schnellsten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B kommt, zeigt die MVG-Fahrinfo-App, die den Nutzer durch das Tram-, S-, U-Bahn- und Busnetz navigiert. Wer das Auto nimmt, dem bietet die parkMünchen-App freie Parkplätze auf einer Karte an und führt den Nutzer per Navigation direkt dorthin. Zudem merkt sie sich Parkstandort und -zeit.

Geschichte ohne Paukermief

Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt eine Fülle an historischen Landkarten. Manche sind sogar weltberühmt, man denke nur an Hartmann Schedels (1440-1514) Weltchronik oder an Matthäus Merians (1593-1650) Topographia Germaniae. Seit Kurzem kann man diese faszinierenden "Schinken" sogar in der Hosentasche mit sich führen. Historische Karten sowie Ansichten von Landschaften, Orten und Denkmälern wurden in eine App eingebunden, die dem Betrachter die Geschichte Bayerns ganz ohne Paukermief näherbringt. Sie offenbart, wie exakt bereits Philipp Apian im 16. Jahrhundert die Landschaft vermessen hat - allein mit dürftigen Hilfsmitteln. Streift der Benutzer durch eine Stadt, so zeigt ihm die App nicht nur deren Position auf alten Kartenwerken, sondern sie weist auch auf alle Sehenswürdigkeiten in der Umgebung hin, wobei die Informationen mit Texten, Audiodateien und Videos weitergereicht werden.

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