Zuschuss für eine bessere Zukunft:Fußball ja, Ballett eher nicht

Das Bildungs- und Teilhabepaket wird im Landkreis zwar gut genutzt, doch die Zuschüsse dürften höher ausfallen. Derzeit werden 1203 Kinder und Jugendliche unterstützt.

Gudrun Regelein

Als "solches gut", beurteilt Heidi Kammler, Vorsitzende der AWO (Arbeiterwohlfahrt) in Freising, das Bildungs- und Teilhabepaket nach einjähriger Laufzeit. Aber: "Es wäre noch mehr zu machen", sagt sie. Für sie sind Nachbesserungen notwendig; ein Problem sieht sie etwa in den steigenden Energiekosten. Dennoch ist für sie das Paket "nicht gescheitert", im Gegenteil: "Bei uns im Landkreis klappt es hervorragend, das liegt aber auch an der optimalen Zusammenarbeit zwischen den Wohlfahrtsverbänden und dem Landratsamt", betont Kammler. Zu einem hohen Prozentteil der potentiellen Leistungsbezieher habe man durch die Beratungsstelle der Diakonie zur Verhinderung der Obdachlosigkeit sowie der Schuldnerberatung der Caritas "sehr guten Zugang."

Etwa 55 Prozent der Anspruchsberechtigten, aktuell 1203 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beziehen Leistungen aus dem Paket. "Nach sehr zögerlichem Beginn ziehen wir nun eine positive Bilanz", sagt Markus Sicheneder von der zuständigen Sozialverwaltung im Landratsamt. Der Großteil der Leistungsempfänger - 766 - kommt aus Familien, die Wohngeld erhalten, gefolgt von 399 aus Hartz-IV-Familien. Wurde im Sommer vor allem das Mittagessen nachgefragt, so ist mittlerweile der Schulbedarf mit 40 Prozent Spitzenreiter bei den beantragten Leistungen. Auf Platz zwei folgt mit 30 Prozent der Zuschuss zum Mittagessen und danach mit 15 Prozent Leistungen zur Teilhabe. Insgesamt wurden 2829 Anträge bewilligt.

Vor allem für Familien bedeute das Paket sowohl bei den Schulmitteln, als auch bei den Klassenfahrten eine Entlastung, so Günter Miß, Leiter der Sozialen Beratung bei der Caritas. Die meisten Menschen, die zu ihm kommen, sind inzwischen über die Möglichkeiten des Paketes informiert; der Großteil hat einen Antrag gestellt. "Bei meinen Klienten zumindest habe ich das Gefühl, dass es angekommen ist", sagt Miß. Ob die monatlichen zehn Euro Zuschuss für kulturelle oder Sportangebote immer ausreichen, bezweifelt er: "Für den Fußballverein vielleicht, aber für Ballett- oder Geigenunterricht langt es eben nicht." Um Teilhabe für alle tatsächlich zu ermöglichen, müssten in letzter Konsequenz auch die Zuschüsse erhöht werden, fordert Miß.

Auch wenn es für einen Instrumentalunterricht "hinten und vorne nicht lange", so seien es in der Städtischen Musikschule "doch einige", die den Zuschuss von zehn Euro pro Monat in Anspruch nehmen würden, berichtet deren Leiter Martin Keeser. Zumindest könne damit ein guter Teil der Kosten für die musikalische Früherziehung oder die Miete für Instrumente beglichen werden. Keeser ist froh um diesen Zuschuss, für ihn ist "jeder Cent" in der musikalischen Ausbildung gut angelegt. Dennoch hält er das Paket für ausbaufähig: "Es könnte ruhig auch noch ein bisschen mehr passieren."

Georg Appel, Abteilungsleiter beim SE Freising, dagegen kann nur von drei der insgesamt etwa 250 aktiven Jugendlichen im Fußballverein berichten, die ihren Jahresbeitrag über den Zuschuss aus der Teilhabe begleichen. "Ich wundere mich schon darüber", sagt Appel. Er denkt, dass bei vielen Familien noch eine große Hemmschwelle vorhanden ist, die Leistung zu beantragen - selbst wenn es ihnen zustehen würde. "Bei vielen besteht vielleicht auch latent die Angst, dass alle im Verein davon erfahren. Aber das passiert nicht", sagt Appel. Weshalb nicht mehr Familien die Möglichkeit in Anspruch nehmen, versteht er jedenfalls nicht: "Für uns wäre das vollkommen problemlos."

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