Zum ersten Mal am 21. Dezember:Freising klingt in 19 Tönen

Am Donnerstag fällt im Kulturausschuss die Entscheidung, welche Melodie vom neuen Glockenspiel im Rathausturm ertönt.

Kerstin Vogel

- Die Stadt Freising bekommt rechtzeitig zum Weihnachtsfest nicht nur das neue Glockenspiel für den Rathaus-Turm, sondern auch eine eigene Melodie dafür - und an diesen Klängen soll man die Stadt künftig ebenso erkennen, wie München an seinem traditionellen Glockenspiel auf dem Marienplatz. Nach einem Komponisten-Wettbewerb, der in den vergangenen Wochen lief, hat eine hochkarätig besetzte Jury nun vier Melodien ausgewählt, die dem Kulturausschuss am Donnerstag vorgespielt werden. Dabei haben die Experten zwar eine Komposition empfohlen, wie Musikschulleiter Martin Keeser am Montag erklärte. Denkbar wäre jedoch auch, dass sich die Stadträte für eine der anderen Melodien entscheiden.

Eigentlich hätte das Glockenspiel im Turm des Rathauses ja noch ein letztes Abschiedsgeschenk an Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer werden sollen. Doch das Projekt ließ sich nicht mehr schnell genug umsetzen: Erst erwies sich die ursprüngliche Kostenschätzung von 50 000 Euro als zu niedrig, man müsse eher mit 70 000 Euro rechnen, hieß es. Dann kamen "nur" 43 000 Euro an Spenden zusammen und der Hauptausschuss des Stadtrats diskutierte, ob es gerechtfertigt wäre, den Rest der Summe aus dem Haushalt der Stadt zu bezahlen - oder beispielsweise einen Teil der alljährlichen Sparkassen-Spendensumme dafür zu verwenden. Auch unter den Bürgern war das Projekt - zumal mit Blick auf den Schuldenberg der Stadt - nicht unumstritten.

Inzwischen aber hat sich eine Lösung für die Frage der Finanzierung gefunden. Wie Kulturreferent Hubert Hierl, einer der Hauptantreiber für das Projekt, am Montag erklärte, konnte zum einen die Spendensumme auf mittlerweile 50 000 Euro gesteigert werden. Außerdem habe sich gezeigt, dass einige der Arbeiten, die für die Anbringung des Glockenspiels im Turm erforderlich seien, ohnehin hätten durchgeführt werden müssen. Die geschätzt 6000 Euro dafür werden also wohl aus dem städtischen Haushalt bezahlt. Für das Glockenspiel selber brauche man nach neuesten Berechnungen 42 000 Euro, die Konstruktion zur Aufhängung koste 18 000 Euro, so Hierl - und die in der Spendensumme fehlenden 10 000 Euro entnehme man nun tatsächlich dem von der Sparkasse für soziale aber auch kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellten Geld.

Weil aber ein Glockenspiel alleine "nichts nützt", wie Musikschulleiter Keeser am Montag augenzwinkernd unterstrich, müssen die Mitglieder des Kulturausschusses am Donnerstag nun musikalischen Sachverstand und ein gutes Gehör beweisen. Insgesamt waren in dem mit 5000 Euro dotierten Wettbewerb um die "Freisinger Melodie" 15 Vorschläge eingereicht worden, wie Keeser berichtete. Einen habe man allerdings sofort aussortieren müssen, weil "da zwei Töne vorkamen, die unser Glockenspiel nicht kann". Die Freisinger bekommen insgesamt 19 Glocken auf ihren Rathaus-Turm - mehr Töne kann "ihre" Melodie deshalb auch nicht haben. Außerdem sollte die Komposition nicht mehr als zwei Minuten beanspruchen, "nicht über die Zweistimmigkeit hinausgehen", und "einzigartig" sowie "wiedererkennbar" sein, so die weiteren Vorgaben des Wettbewerbs.

Die Vorauswahl, die von der siebenköpfigen Fachjury inzwischen getroffen worden ist, erfolgte laut Keeser absolut anonymisiert. Bis heute wisse keiner, wer die favorisierte Melodie geschrieben hat. Lediglich im Rechnungsprüfungsamt seien die Namen hinterlegt. Auch der Kulturausschuss müsse am Donnerstag entscheiden, ohne den Komponisten zu kennen. Steht die Melodie dann einmal fest und sind die Glocken montiert, soll das neue Glockenspiel der Freisinger täglich um 11.55 und um 16.55 Uhr erklingen - immer kurz vor den Glocken des nahen St. Georgsturms also. Insgesamt können 99 Melodien programmiert werden, denkbar wäre also, dass irgendwann auch noch eine zweite Melodie aus dem Wettbewerb zum Einsatz kommt, wie Keeser andeutete.

Gesegnet werden soll das Glockenspiel am Donnerstag, 13. Dezember, um 17 Uhr auf dem Freisinger Marienplatz. Ein Glockenspieler aus Amsterdam wird mit einem mobilen Glockenspiel einen ersten Eindruck geben, wie es künftig auf dem Marienplatz klingen wird, bevor die größten Glocken mit einem Autokran in den Rathausturm gehoben werden. Die künftige Freisinger Melodie ist dann erstmals am Freitag, 21. Dezember, um 11.55 Uhr zu hören.

Zum ersten Mal am 21. Dezember: Im Sitzungssaal darf Dieter Thalhammer nicht mehr läuten. Dem Alt-Oberbürgermeister zu Ehren aber gibt es bald ein ganzes Glockenspiel im Rathaus.

Im Sitzungssaal darf Dieter Thalhammer nicht mehr läuten. Dem Alt-Oberbürgermeister zu Ehren aber gibt es bald ein ganzes Glockenspiel im Rathaus.

(Foto: Marco Einfeldt)
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