Radfahren in Freising:Gefährliches Pflaster für Radler

Radelnde Kinder sind in der Innenstadt nicht sicher, generell fehlt ein Radwege-Netz. Die ÖDP ist mit der Verkehrssituation unzufrieden. Stadtrat Ulrich Vogel sieht den Trend zum Schutzstreifen "zwiespältig", er wünscht sich etwas anderes.

Von Petra Schnirch, Freising

Zunächst hatte Ulrich Vogl ein Lob parat: Es tue sich einiges in Freising, damit die Stadt für Radfahrer sicherer werde, sagte er am Mittwoch bei einem ÖDP-Stammtisch im Alten Gefängnis. Er verwies auf die geplante Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 an der B 11. "Ein Glücksfall ist, dass wir einen OB haben, der selbst bekennender Fahrradfahrer ist."

Doch die Kritik kam gleich hinterher: Wirklich fahrradfreundlich sei Freising nicht, bilanzierte Vogl. Es gebe noch viele gefährliche Strecken. Dringend verbessert werden müsste die Situation an der Mainburger Straße, so die Forderung der ÖDP.

Umbau der Mainburger Straße steht an

Die Gelegenheit dazu wäre nun da. Mit der Planung zur Umgestaltung dieses Bereichs sollte man möglichst bald anfangen. Denn vermutlich noch in diesem Jahr werde der Baubeginn für die Nordostumfahrung erfolgen, sagte der ÖDP-Stadtrat, 2017 fließe der Durchgangsverkehr womöglich schon über die Umgehung. Zeitnah sollte dann auch der Umbau der Mainburger Straße über die Bühne gehen. Vor allem zwischen Korbiniansapotheke und Krankenhaus brauche man eine sichere Verbindung. Eventuell könnte die Zahl der Fahrstreifen für Autofahrer dort reduziert werden, schlug Vogl vor. Damit müssten sich Fachleute befassen und Vorschläge machen.

Radwege hören unvermittelt auf

Eines der Hauptprobleme in Freising sieht Monika Hobmair darin, dass es in der Stadt kein zusammenhängendes Radwege-Netz gebe, etwa von der Innenstadt bis ins Zentrum von Lerchenfeld entlang der Erdinger Straße. Viele Radwege hörten unvermittelt auf, so die Kritik der Diskussionsteilnehmer, parkende Autos verengten die Fahrbahnen.

Er vermisse "innovative Ideen", sagte Vogl. Der Anteil der Radfahrer sei in Freising sehr hoch. Er wünsche sich innerstädtische Verbindungen, auf denen man auch Kinder mitnehmen oder aber sie allein zur Schule radeln lassen könne, ohne dass man sich Sorgen machen müsse. In der Wippenhauser Straße vom Schulzentrum Richtung Innenstadt sei das definitiv nicht der Fall. "Da muss jetzt endgültig eine Lösung her."

Wirklich sicher sind laut Vogl nur von der Fahrbahn baulich abgetrennte Radwege. Einfach nur Fußwege für Radfahrer freizugeben wie an Saar- und Johannisstraße "ist nicht so optimal". Das führe gerade auf viel genutzten Strecken zwangsläufig zu Konflikten. "Zwiespältig" sieht er auch den Trend, sogenannte Schutzstreifen auf der Straße auszuweisen. Anders als ausgewiesene Radwege dürfen diese von Autos befahren werden, wenn es eng wird.

Für Schulkinder sind Schutzstreifen ungeeignet

Noch schlimmer aber ist laut Vogl, dass Fahrzeuge dort auch einige Minuten halten dürfen. Radfahrer müssten dann einen Bogen um die Autos machen. Dort, wo sich bisher gar kein Radweg befand, verbessere sich die Situation laut Polizei durch solche Schutzstreifen. In der Vöttinger Straße aber habe dafür ein kombinierter Fuß- und Radweg weichen müssen, der zumindest stadtauswärts vorhanden war. "Sehr viele Leute bedauern, dass der nicht mehr existiert", berichtete Vogl. Gerade für Schulkinder hält er diese Schutzstreifen für zu unsicher.

"Ein Beispiel dafür, was falsch laufen kann", sieht der ÖDP-Stadtrat in der Haindlfinger Straße. Seit dem Umbau sei es dort "fast noch schlimmer". Man habe es nicht geschafft, eigene Radwege zu bauen. Der Fußweg bergauf sei zwar für Radfahrer freigegeben. Ketten versperrten jedoch an zwei Kreuzungen die Weiterfahrt und man müsse Umwege in Kauf nehmen. Er habe dort schon die unmöglichsten Situationen erlebt - so habe eine ältere Frau sogar ihren Rollator über die Absperrung gehoben, um auf direktem Weg über die Straße zu kommen.

Radfahren in Freising: ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl vermisst innovative Ideen zum Ausbau des Radwegenetzes in Freising.

ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl vermisst innovative Ideen zum Ausbau des Radwegenetzes in Freising.

(Foto: Marco Einfeldt)

Freising will in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte

Bergab "haben Radfahrer in der Haindlfinger Straße überhaupt keinen Schutz", kritisierte Vogl. "Für Familien und Kinder geht das gar nicht." Sein Urteil fällt vernichtend aus: "Das ist das missglückteste Stück Verkehrspolitik der vergangenen 20 Jahre in Freising." Schwierig, da waren sich die Stammtisch-Teilnehmer einig, ist auch die Situation in der Frühlingstraße. Parkende Autos, darunter offenbar auch Fluggäste, verengen die Fahrbahn.

Wo Freising gegenwärtig steht, wird sich demnächst zeigen. Die Stadt will in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte aufgenommen werden, ein solcher Antrag wird dort gründlich geprüft. Monika Hobmair ist das "Durcheinander", was das Radwegenetz angeht, in jedem Fall noch zu groß.

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