Wunsch nach Nationalpark in Isar-Auen:"Mehr Wildnis wagen"

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Mehr Wildnis wagen: Das ist die Forderung der Naturschützer für die Isarauen, so auch hier bei Oberhummel. (Foto: Stephan Görlich)

Für einen Nationalpark in den Donau- und Isarauen hat ein Interessensbündnis 2000 Unterschriften gesammelt.

Von Regina Bluhme, Freising

Das Motto ist klar: "Höchste Zeit, mehr Wildnis zu wagen." Wenn es nach dem Bündnis Auennationalpark geht, dann wäre ein Nationalpark in den Donau- und Isarauen genau der Schritt in die richtige Richtung. Seit kurzem werden Unterschriften dafür gesammelt. Etwa 2000 sind laut den Organisatoren inzwischen zusammengekommen. Allerdings stehen die Pläne für einen dritten Nationalpark in Bayern seit dem Abgang von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf der Kippe. Ob das Projekt unter seinem Nachfolger und Markus Söder noch Chancen hat, ist fraglich. Er will sich erst in der Regierungserklärung Mitte April dazu äußern.

"Eine Mehrheit in Bayern wünscht sich einen dritten Nationalpark", davon ist Christine Margraf überzeugt. Die Artenschutzreferentin des Bund Naturschutz (BN) für Südbayern und stellvertretende BN-Kreisvorsitzende aus Freising sieht sich durch mehrere Umfragen bestätigt. Zu den bestehenden Parks in Berchtesgaden und im Bayerischen Wald sollte sich ein dritter gesellen. Rhön und die Donau-und Isarauen werden als mögliche Kandidaten gehandelt.

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Das Bündnis Auennationalpark setzt sich in der Unterschriftenaktion für eine Region "von Donauwörth bis Kelheim und Freising" ein. Es wurde im Januar 2018 gegründet, vertreten sind Naturschutzverbände, Imker, Jäger und Grundstücksbesitzer aus den Landkreisen.

Ein Nationalpark, der von den Donau- bis zu den Isarauen reiche, könne ein tolle Dynamik entwickeln, davon ist Manfred Drobny, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppen Erding und Freising, überzeugt. Entlang der Isar befinde sich ein geschlossenes Auwaldband, bundesweit einmalig, betont Drobny. Die Donauauen seien die Heimat unzähliger Frühlingsblüher, wie Schneeglöckchen oder Blaustern. "Die beiden würden sich wunderbar ergänzen."

Wildbienen, Wespen und Spinnen: In renaturierten Bereichen zwischen Freising und Moosburg ist die Artenvielfalt enorm

Allein im Naturschutzgebiet zwischen Marzling und Moosburg seien in den Waldflächen hochwertige Bestände von Totholzinsekten und von fast allen Spechtarten erfasst worden. In bereits renaturierten Bereichen zwischen Freising und Moosburg sei die Artenvielfalt enorm, zum Beispiel von Wildbienen, Wespen und Spinnen. Die Isar habe "ein enormes Renaturierungs- und Artenpotential", wenn man Flüssen ihre Fesseln nehme, ihnen durch Deichverlegungen Raum gebe und sie zumindest abschnittsweise wieder zu einem Wildfluss werden lässt, sagt Margraf. Die Projekte hätten auch hohe Synergieeffekte mit einem ökologischen Hochwasserschutz.

Laut Umweltministerium sind Nationalparks "großflächige Naturräume, in denen sich die Natur weitgehend ungestört entwickeln kann". Festgelegt ist eine Mindestfläche von 10 000 Hektar. Das Gebiet wird in Zonen aufgeteilt. In der Kernzone soll sich die Natur möglichst ungestört entwickeln. Sie soll 75 Prozent der Fläche ausmachen, kann aber über einen Zeitraum von mehreren Jahren eingerichtet werden. Zusätzlich gibt es Rand- und Pflegezonen, in denen zum Beispiel "Borkenkäfermanagement, waldbauliche Maßnahmen oder Beweidung dauerhaft durchgeführt werden können". Die Isarauen hätten noch einen großen Vorteil, "weil hier fast alles Staatswald ist", betont Margraf.

Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich dem Thema gegenüber bisher eher kritisch

Ein Nationalpark erntet nicht nur Zustimmung, wie sich bei Infoveranstaltungen bereits gezeigt hat. Ein Knackpunkt ist die forstliche Nutzung: Sie sollte weitgehend eingestellt werden, sagt Margraf. Die Bäume sollen alt werden dürfen, der Wald sich selbst überlassen sein. Fischerei sei "durch räumliche und zeitliche Zonierungen" noch möglich, ebenso die Jagd, allerdings "in eingeschränktem Maße und nach fachlicher Planung". Eine touristische Aufwertung, wie es im Bayerischen Wald geschehen ist, ist für Christine Margraf eher ein Nebeneffekt. "Wir brauchen keinen Massentourismus, wir wollen vor allem den Erholungseffekt betonen." Spaziergänger sollen "ein bisserl anders auf die Landschaft schauen und die Natur auch erleben können".

Doch alles ist im Fluss. Es gibt zwar den Kabinettsbeschluss vom Juli 2017, der besagt, dass die Nationalparkprüfung sowohl für die Auen als auch für die Rhön fortgesetzt werden soll. Der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich bislang dem Thema gegenüber eher kritisch. Ob sich Umweltminister Marcel Huber (CSU) ähnlich wie seine Vorgängerin und Parteikollegin, die Erdinger CSU-Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf, für einen Nationalpark engagiert, ist bislang nicht bekannt. Auf Nachfrage beim Umweltministeriums ist lediglich zu erfahren, dass sich Söder bei seiner Regierungserklärung Mitte April "grundsätzlich zum Thema dritter Nationalpark" äußern wolle.

© SZ vom 31.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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