Wühlen auf den Feldern:Profiteure des Klimawandels

Lesezeit: 2 min

Wildschweine können sich im Landkreis leicht vermehren und Schäden anrichten. Experten raten zur effizienteren Jagd

Von Katharina Aurich, Landkreis

Die Wildschweine vermehren sich im Landkreis Freising relativ ungehindert, darin sind sich Jäger, Waldbesitzer und Landwirte einig. Aber wie viele Exemplare tatsächlich hier heimisch sind, weiß niemand. Sicher ist nur, dass sie auf Wiesen und Feldern durch ihre Wühltätigkeit Schäden anrichten. Oft könnten auf den Böden, die von Wildschweinen durchwühlt wurden, keine Maschinen mehr fahren und in den Maisfeldern würden die Tiere den Bauern die Ernte wegfressen, berichtete Georg Schmid, Kreisobmann des Bauernverbands, bei einer Versammlung der "Arbeitsgemeinschaft Schwarzwild".

Zum zweiten Mal hatte die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Fachleute und Bürger zur Informationsveranstaltung über Wildschweine eingeladen. Gut 120 Revierinhaber, Jagdvorsteher, Landwirte und Waldbesitzer holten sich Tipps, wie man die Tiere effizienter bejagen könnte. Franz Loderer, Schwarzwildberater der Regierung von Oberbayern, empfahl etwa, Revier übergreifend zu jagen und auch Tiere auf dem Grund des Nachbarn zu schießen, wenn sich die Gelegenheit biete. Natürlich müsse man den Revierbesitzer dann über den Abschuss informieren und sich über die Aufteilung der Jagdbeute einigen, betonte Loderer. Weiterhin mahnte er eine verbesserte Zielgenauigkeit an und berichtete von einer Treibjagd, wo 120 Schüsse abgegeben und nur zwei Tiere erlegt worden seien.

Der Schwarzwildberater empfahl auch, im Maisacker Schneisen zu schlagen, um die Tiere dort aufspüren zu können. Denn die großen Maisschläge, in denen sich die Tiere sehr gut verstecken und satt fressen könnten, seien ein Grund für ihre starke Vermehrung, schilderte Walter Bott, Vorsitzender des Freisinger Jagdschutz- und Jägervereins. Hauptursache für die günstigen Lebensbedingungen der Schwarzkittel sei jedoch der Klimawandel. Denn in den milden Wintern sei das Nahrungsangebot gut und die kleinen Frischlinge überlebten meist alle. Außerdem führe die üppige Futterverfügbarkeit zu größeren Würfen, so Bott.

Im Jagdjahr 2014/2015 wurden im Landkreis 1013 Schweine geschossen, 2015/2016 waren es 886. Diese Zahlen sagten jedoch nichts über die tatsächlichen Bestände aus, betonte Bott. Er erinnerte daran, dass vor 50 Jahren im Landkreis jährlich nur ein oder zwei Wildschweine erlegt worden seien. Es habe viel weniger Exemplare gegeben, weil sie nach dem Krieg intensiv geschossen worden seien. Die Fachleute empfahlen daher, auch heute die Wildschweine intensiver zu bejagen. Gute Helfer seien Jagdhunde, allerdings sollten diese speziell für die Wildschweinjagd trainiert sein, riet Bott.

Ein aggressiver Hund habe keine Chance. Greife er die Sau an, ziehe er schnell den kürzeren und werde getötet. Hunde müssten die Sauen "wohl dosiert von hinten in Bewegung bringen", damit sie der Jäger schießen könne. Dafür seien Rassen wie Terrier, Vorsteh- oder Stöberhunde geeignet. Sie müssten nur wissen, dass Wildschweine nicht nur sehr schlau sind, sondern auch gefährlich werden, beschrieb Bott. Abnehmer für das artgerecht erzeugte Fleisch gäbe es genug, rund zehn Euro werden für das Kilo Wildschweinbraten verlangt.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: