Wohnungsmarkt:Ein Zimmer, 50 Bewerber

Wohnungsmarkt: Vieles läuft heutzutage per Internet, doch auch der gute, alte Zettel soll bei der Wohnungssuche helfen - wie hier am Schwarzen Brett der Mensa.

Vieles läuft heutzutage per Internet, doch auch der gute, alte Zettel soll bei der Wohnungssuche helfen - wie hier am Schwarzen Brett der Mensa.

(Foto: Marco Einfeldt)

Kaum ein Student findet in Freising auf Anhieb eine akzeptable Bleibe. Ein wenig Entlastung werden der geplante Neubau des Studentenwerks und zwei private Wohnheime im Steinpark und an den Seilerbrücklwiesen bringen

Von Marina Wudy, Freising

Diesen Donnerstag ist es wieder soweit: Dann beginnt das neue Wintersemester für die rund 6000 Studenten an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, zwei Wochen später, am 12. Oktober, folgt auch die TU. Eine Konstante dabei ist der chronische Wohnungsmangel, den vor allem die Studienanfänger zu spüren bekommen. "Der angespannte Wohnungsmarkt ist auf alle Fälle das größte Problem unserer Zukunft", sagt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. "Das gilt nicht nur für Freising, sondern für den kompletten Großraum München und betrifft auch nicht nur die Studenten."

In Freising betreibt das Studentenwerk München insgesamt vier Wohnheime, die aktuell Plätze für 955 Studenten bieten; 262 davon wurden dieses Wintersemester neu vergeben. Wer hier eine Chance haben möchte, muss schnell sein: Die Bewerbung für einen Wohnheimplatz zum Wintersemester ist jeweils von 15. Mai an möglich, das Studentenwerk empfiehlt, sich frühzeitig anzumelden.

Die Wartezeiten für die Wohnheime in Freising betragen dabei in der Regel nur ein bis maximal zwei Semester. Das ist im Vergleich zur Münchner Innenstadt recht annehmbar, denn dort liegt die Wartezeit im Schnitt bei mehr als drei Semestern. Ingo Wachendorfer, Pressesprecher des Studentenwerks, empfiehlt zudem, gängige Online-Portale zur Suche von WG-Zimmern zu nutzen. Zusätzlich bietet das Studentenwerk eine Privatzimmer-Börse, die Wohnraum von privaten Vermietern kostenlos an Studierende in und um München weiter vermittelt.

Dass man trotzdem viel Glück braucht bei der Wohnungssuche in Freising, können Marie Groh und Annika Schwämmlein bestätigen. Sie studieren Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im dritten Semester. Mittlerweile haben beide eine Wohnung gefunden, in der sie sich wohlfühlen. Doch das war nicht von Anfang an so: "Der Wohnungsmarkt für Studenten in Freising ist katastrophal. Es gibt eigentlich niemanden, der auf Anhieb ein tolles Zimmer findet. Erst wenn man bereits einige Leute in der Stadt kennt und sich bestimmte Connections aufgebaut hat, wird es etwas leichter", erzählt Marie Groh. Sie habe großes Glück gehabt und bereits durch ein vorangegangenes Praktikum ein Mitglied einer Freisinger Studentenverbindung kennengelernt - "der hat mir dann ein Zimmer in der Verbindung besorgt". Allerdings darf man dort bloß ein Semester lang wohnen, ohne Mitglied zu werden und das "wollte ich nicht". Sie habe sich dann erneut auf Wohnungssuche begeben. "Ich hatte insgesamt 15 Besichtigungen und nur eine Zusage. Auf jedes Zimmer kamen rund 50 Bewerber."

Ihrer Freundin Annika erging es ähnlich: "Ich bin im ersten Semester vorübergehend im Gästezimmer von Bekannten eingezogen. Aber langfristig war das keine Lösung, man will ja doch unter Gleichaltrige." Im Oktober vergangenen Jahres habe sie sich deshalb beim Studentenwerk um einen Wohnheimplatz beworben und für das darauffolgende Semester die Zusage erhalten. Um private Wohnungen und Zimmer habe sie sich ebenfalls bemüht, aber "da kriegt man meistens noch nicht einmal eine Rückmeldung".

Eine Lösung zur Entspannung der Wohnungssituation ist natürlich, neuen Wohnraum zu schaffen. Konkret ist für 2016 eine Erweiterung des Wohnheims Weihenstephan IV an der Giggenhauser Straße um 170 Plätze geplant. Zudem sollen in Teilbereichen des Steinparks und des Bauareals Seilerbrücklwiesen im Süden der Stadt Studentenwohnungen entstehen. "Außerdem versuchen wir natürlich, den Wohnungsmarkt durch das Schaffen von Neubaugebieten sowie den sozialen Wohnungsbau zu entlasten. Denn dadurch werden ja auch immer wieder Wohnungen frei, wovon wiederum die Studenten profitieren", sagt Eschenbacher.

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