Wohnungsbau:30 Quadratmeter, warm, 500 Euro

Die FMG will insgesamt 600 Mitarbeiterwohnungen anbieten. In Hallbergmoos entstehen 135 Wohneinheiten

Von Regina Bluhme und Kerstin Vogel, Erding/Freising

Werkswohnungen waren gestern, heute heißt das Mitarbeiterappartement oder Boardinghaus. Und hier hat sich die Flughafen München Gesellschaft (FMG) einiges vorgenommen. 600 erschwingliche Wohneinheiten sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren für die Beschäftigten entstehen. Von Juli an werden im Münchner Stadtteil Bogenhausen 46 Appartements vermietet, in Hallbergmoos stehen ab Frühjahr kommenden Jahres 135 Wohneinheiten bereit. Pro möbliertem Appartement soll die Warmmiete um die 500 Euro betragen. Gewinn wolle die FMG nicht machen, betont Rudolf Strehle, der Umlandbeauftragte der FMG. Angepeilt werde eine "Schwarze Null".

Seit etwa zwei Jahren gibt es im Immobilienbereich der FMG eine eigene Abteilung, die sich ausschließlich mit dem Projekt "Wohnraum für Mitarbeiter" beschäftigt. Erstes Ergebnis ist nun der Gebäudekomplex mit 46 möblierten Einzimmer-Appartements im Münchner Stadtteil Bogenhausen. Das Objekt sei von einem Investor neu gebaut worden und werde von der FMG "langfristig vollständig angemietet", so Strehle im Gespräch mit der SZ. Im Juli könnten bereits die ersten Mitarbeiter einziehen.

Das zweite Objekt steht in Hallbergmoos. Dort wird in einem Gewerbegebiet ein leer stehendes Gebäude umgebaut. 135 Wohneinheiten, Ein- und Zweibettzimmer, sollen im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein. Da in einem Gewerbegebiet dauerhaftes Wohnen nicht erlaubt sei, werden hier nur Zimmer für jeweils maximal ein halbes Jahr angeboten, so Strehle.

"Es hat sich herumgesprochen, dass die FMG auf der Suche nach Wohnraum ist", berichtet der Umlandbeauftragte. So kämen mittlerweile einige Investoren von sich aus auf die GmbH zu. Interessenten müssten bei diesen Projekten, "mit einer vielleicht etwas niedrigeren, aber dafür absolut sicheren Rendite" rechnen. Ziel sei eben eine erschwingliche Miete. Angepeilt werde für ein möbliertes Appartement eine monatliche Warmmiete von 500 Euro.

Die Wohnungen seien zunächst ausschließlich für FMG-Mitarbeiter gedacht. In einem zweiten Schritt, so Strehle, könnten dann je nach Auslastung auch die Beschäftigten der Tochtergesellschaften zum Beispiel im Bereich Einzelhandel oder Gastronomie berücksichtigt werden.

Die Kriterien für die Vergabe wurden laut Strehle in einer Vertriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat der Flughafengesellschaft festgelegt. Ein Kriterium ist dabei das Einkommen. Auch Berufsanfänger, die von außerhalb neu in die Region kommen, haben gute Chancen auf ein Appartement.

Weitere Projekte sind laut Strehle derzeit noch nicht spruchreif. Die FMG sei mit mehreren Umlandgemeinden im Gespräch, vor allem dort, wo die FMG eigene Grundstücke besitze. "Wir sind auf einem guten Weg", versichert der Umlandbeauftragte. Mancherorts müsse erst noch Baurecht geschaffen werden und mitunter gelte es auch, Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn es würden keine Reihenhäuser geplant, sondern Geschosswohnungsbau. "Wir sind in einem engen Dialog", verrät Strehle. Gegen den Willen einer Gemeinde wolle und könne die FMG nicht bauen.

Die FMG suche auch in "größerer Umgebung", zum Beispiel in der Großen Kreisstadt Erding, wo es etwa ein interessantes Grundstück neben dem Erdinger Weißbräu gibt. Hier hatte der Dorfener Investor Georg Scharl 2015 einen Gebäudekomplex mit 200 Wohnungen geplant. Die Sache zerschlug sich wegen europäischer Vergaberichtlinien. Aktuell wird wieder geplant: Nun will Scharl für Beschäftigte von Bundes- und Landesbehörden bauen. Strehle bestätigt, dass die FMG an dem Objekt interessiert sei. Sollten dort Plätze frei bleiben - "wir sind für Gespräche offen". Strehle sieht aber nicht nur den Flughafen in der Pflicht, erschwinglichen Mitarbeiterwohnraum zu schaffen. "Es sollten viele andere Arbeitgeber wieder oder neu einsteigen."

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher begrüßt das lang angekündigte Engagement der Flughafenbetreiber im Wohnungsbau - auch, weil mit den jetzt konkretisierten Plänen für die "Airsite West" zusätzliche Menschen auf den örtlichen Wohnungsmarkt drängten. Die FMG hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass sie im Nordwesten des Flughafens ein neues Geschäftsviertel, den Lab Campus, entstehen lassen will - mit etwa 5000 neuen Beschäftigten. Die avisierten 600 Wohnungen der FMG können daher für Eschenbacher "nur ein Anfang sein".

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