Weihenstephan:Kabinett stoppt Hochschulbau

"Sofortmaßnahme" der bayerischen Regierung: Der Sparzwang des Freistaats stoppt die notwendige Erweiterung der Hochschule Weihenstephan.

Steffen Heinzelmann

Ein Beschluss des bayerischen Kabinetts sorgt für Aufregung in Weihenstephan: Der Freistaat stoppt per "Sofortmaßnahme" eine Reihe öffentlicher Bauvorhaben, darunter auch ein geplantes Gebäude der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HWST), das diese wegen der zunehmenden Zahl der Studierenden dringend benötigt. "Ich habe diese Nachricht mit Schrecken aufgenommen", sagte HWST-Präsident Hermann Heiler. "Wir steigern hier die Studierendenzahl mit attraktiven Angeboten, und dann wird unsere Hoffnung in notwendige Hörsäle und Labore enttäuscht."

Weihenstephan: Campus Weihenstephan: Ein Beschluss des bayerischen Kabinetts stoppt den Bau eines Gebäudes der HWST.

Campus Weihenstephan: Ein Beschluss des bayerischen Kabinetts stoppt den Bau eines Gebäudes der HWST.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Staatsregierung setzte ein "wichtiges Signal für strikte Haushaltsdisziplin", lobt die bayerische Staatskanzlei den Kabinettsbeschluss von vergangener Woche. In Weihenstephan sorgt er dagegen für Verärgerung. Dort sind in diesem Herbst 4821 Studierende gemeldet, 900 mehr als noch vor fünf Jahren. Gleichzeitig stieg die Zahl der Erstsemester um 58 Prozent. Auf dem Berg herrscht ein Platzproblem. "Bereits jetzt müssen wir Bierbänke in Hörsäle stellen, um genug Sitzplatz zu schaffen", sagte Heiler. Und 2011 drängt der doppelte Abiturientenjahrgang an die Unis.

"Wenn es bei der Entscheidung bleibt, müssten wir die Zahl der Studienanfänger im nächsten Jahr drastisch begrenzen", betonte Heiler. Ein Studium ohne die notwendigen Räume könne man Studenten auf Dauer nicht zumuten. Eigentlich hätte mit dem Bau des Erweiterungsgebäudes im vergangenen Jahr begonnen sollen, die Pläne dafür liegen seit 2008 dem Wissenschaftsministerium vor. Für 22,5 Millionen Euro sind an der Vöttinger Straße auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Hörsäle und Labore auf fast 4200 Quadratmetern geplant, das hätte den Platz an der HWST um ein Viertel vergrößert.

Präsidenten Heiler verwundert, dass der Bau jetzt noch gestoppt wird: "Das Wissenschaftsministerium und die oberste Baubehörde des Freistaats haben dem Vorhaben im Sommer 2010 zugestimmt - jetzt sagt aber das Finanzministerium: nein." Letztendlich leiden Heiler zufolge die Studenten unter der Attraktivität der eigenen Hochschule. "Notfalls müssen wir mit unseren Studierenden zur Staatskanzlei fahren und demonstrieren, die jungen Menschen haben doch ein Recht auf Bildung", sagte er.

Die Sperre gelte erst einmal nur vorläufig, versucht derweil das Finanzministerium zu beruhigen. Nach einer Sparklausur wolle das Kabinett auf Basis der Steuerschätzung dann im November endgültige Beschlüsse fassen. Zudem sind Sonderprogramme wie das im Hochschulbau zur Bewältigung der steigenden Studierendenzahlen der Mitteilung zufolge ausgenommen. Trotzdem könnte der Baustopp nur ein Vorgeschmack auf die Jahre 2011 und 2012 sein, für die der Freistaat ebenfalls einen ausgeglichenen Haushalt plant. Bei dem Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Wissenschaftszentrums Weihenstephan vergangene Woche hatte Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch bereits angekündigt, dass dafür auch von den Hochschulen Bereitschaft zum Sparen erwartet werde.

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