Weihenstephan:Forschungsobjekt: Weihnachtsstern

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Lüftung aus, Vorhang zu, und am Morgen Sonne an: In Weihenstephaner Gewächshäusern wird versucht, mit weniger Energie Weihnachtssterne zu produzieren.

Johann Kirchberger

Ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet, werden Weihnachtssterne seit den fünfziger Jahren als Topfpflanzen gezüchtet. Die Nachfrage nach den Weihnachtssternen ist nach wie vor sehr hoch. Auf der Top-Liste 2009 der blühenden Zimmerpflanzen in Deutschland stehen die auch als Poinsettien bekannten Pflanzen auf dem zweiten Platz.

Betriebsleiter Hans Haas möchte auch neue Sorten an Weihnachtssternen züchten. Auch die aus Japan stammende pinkfarbene Princettia werden untersucht.  (Foto: Marco Einfeldt)

Basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamts werden in Deutschland jährlich rund 30 Millionen Weihnachtssterne produziert, 3,3 bis 3,5 Millionen davon in bayerischen Gärtnereien. Wegen der hohen Temperaturansprüche der Weihnachtssterne - während der Blüte sollten es zwischen 16 und 22 Grad sein - und der Produktion in der zweiten Jahreshälfte entstehen jedoch hohe Energiekosten.

Entsprechend groß sind die Bemühungen um eine wirtschaftliche und energieeffiziente Produktionsweise in den Gärtnereien. Bisher kamen sie aber meist nicht über erfolgversprechende Ansätze hinaus, weil trotz aller Sparmaßnahmen natürlich der Fokus stets auf eine gute Pflanzenqualität gerichtet sein musste.

In der Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan hat man sich nun des Problems angenommen. Betriebsleiter Hans Haas hat mit seinem "Weihenstephaner Modell" eine Klimaregelstrategie entwickelt, die eine hohe Energieeffizienz ohne Qualitätsverluste ermöglicht. Energieeinsparungen bis zu 35 Prozent gegenüber einer praxisüblichen Normalkultur seien realistisch, versichert der Gartenbauingenieur.

Das Prinzip ist nach Auskunft von Hans Haas im Grunde eigentlich recht einfach und beruht auf drei Säulen. Am Abend werden die Lüftungen drei Stunden vor Sonnenuntergang geschlossen, um so die warme Luft in den Gewächshäusern zu halten. Mit Beginn der Dämmerung wird dann der "Energieschirm" zugefahren und bei Sonnenuntergang werden die Tische verdunkelt.

Durch das Zuziehen verschiedener Vorhänge wird zudem der zu beheizende Raum minimiert. Am Morgen wird durch das Aufziehen der Vorhänge dann die Gesamttemperatur der Umgebungsluft im Gewächshaus gesenkt. "Cool morning" nennt Haas diese Vorgehensweise.

Vor allem in Regionen mit hoher Sonneneinstrahlung, wie etwa in Freising und im übrigen südbayerischen Raum, könne man dann auf den Gewächshauseffekt setzen. Die Gewächshäuser heizten sich durch die natürliche Sonneneinstrahlung auf. Erst wenn dies nach vier Stunden noch immer nicht der Fall sei, springe die Heizung automatisch an.

Dadurch, so versichert Haas, könnten vor allem in den frühen Morgenstunden Spitzenlasten vermieden werden. Nützlicher Nebeneffekt dabei sei ein sehr kompakter Wuchs der Pflanzen, was ein wesentliches Qualitätsmerkmal bei Weihnachtssternen sei. Verkauft werden die Weihnachtssterne aus den Weihenstephaner Gewächshäusern übrigens nicht, sie dienten allein der Forschung, sagt Haas.

Die Pflanzen würden auseinandergenommen, untersucht und die Versuche ausgewertet. Ziel sei es schließlich, Premiumware zu entwickeln. Derzeit würden vor allem vier neue Sorten genauer unter die Lupe genommen. Eine davon heißt Princettia und wurde in Japan gezüchtet. Sie ist pinkfarben und hat an den Hochblättern einen weißen Saum. Das verleiht der Pflanze eine besondere Note und sieht recht elegant aus, wie Haas betont.

© SZ vom 01.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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