Warten, was das Bild will:Frei, wild, unbekümmert

Das "Modern Studio Freising" widmet der Hamburger Illustratorin Stefanie Harjes im "Literarischen Herbst" eine Ausstellung. Die rät allen jungen Künstlern: Niemals aufgeben und nur das tun, was man wirklich will.

Birgit Goormann-Prugger

- Zu frei, zu wild, zu depressiv. Als Stefanie Harjes nach dem Studium vor 19 Jahren als Illustratorin ihre Arbeiten bei Zeitungen und Buchverlagen vorstellte, ist sie damit immer wieder abgeblitzt. Auch mit der Bilderserie "Komm, ich erzähl dir was vom Ferd". 18 Jahre später hat sie für eben diese Serie bei einer Blindbewerbung einen Preis für innovative Illustration erhalten. Ein Beweis dafür, dass es sich lohnt, sich "nicht abschrecken" zu lassen, wie es die Stefanie Harjes formuliert. Heute ist die Hamburger Illustratorin mehrfach ausgezeichnet und hat eine Lehrauftrag für Buchillustrationen. Das Bilderbuch "Wenn ich das 7. Geißlein wär" wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und als Theaterstück auf die Bühne gebracht. Für "Die Häuser der Selma Khnopff" erhielt sie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis.

Das "Modern Studio" widmet der 45-Jährigen im "Literarischen Herbst" zurzeit eine Ausstellung im "Alten Gefängnis". Frei und unbekümmert, so kommen ihre Bilder, Zeichnungen und Collagen tatsächlich daher. Ein zarter, schneller Strich zeichnet ihre Arbeiten aus. Was nicht heißen soll, dass sie schnell an einem Nachmittag entstehen. Vor allem bei den Collagen wird viel ausprobiert, übermalt, ausgeschnitten, überklebt, neu angeordnet. Spürbar ist jedoch, dass Stefanie Harjes "intuitiv" arbeitet, wie sie sagt. "Das Bild sagt mir irgendwann, was es braucht, ich achte auf mein Gefühl, das Denken steht mir da nur im Weg", beschreibt die Illustratorin ihre Arbeitsweise. Und man merkt, dass sie auch bei den Auftragsarbeiten sich selbst treu bleibt.

"Ich habe irgendwann beschlossen, keine Kompromisse mehr zu machen. Ich mache das so, wie ich es mir vorstelle", erzählt sie. Sie zeichnet und malt mit Bleistift, Tusche und Farben und ergänzt die Texte mit ihren Bildern. "Ich lese das Buch, das ich illustrieren soll, ein, zwei Mal, und entferne mich dann wieder vom Text". Stefanie Harjes will mit ihren Bildern ihre eigene Geschichte spinnen. Die Stimmung des Buches erfassen und mit ihren Bildern seinen Duktus treffen. So entsteht eine individuelle und eigenständige Bilderwelt aus versponnenen und schräg zusammengestellten Einzelteilen.

Auch die Internationale Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg in München zeigt zurzeit Bilder von Stefanie Harjes. Dort ist noch bis zum 18. November die Ausstellung "Betty im Wund auf bewegter See" zu sehen. "Betty Protest" ist das Alter Ego von Stefanie Harjes. Sie begleitet sie seit vielen Jahren auf ihrem künstlerischen Weg und packt auch mal ihre Selbstzweifel einfach in eine Kiste. "Denn manchmal stehe auch ich da und denke, ich habe noch nie ein Stift in der Hand gehalten", erzählt Stefanie Harjes.

In Freising ist die Ausstellung von Stefanie Harjes noch bis zum 2. Dezember im Alten Gefängnis zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr.

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