Wahlanalyse:Befürchtungen bestätigt

Der Bund der Antifaschisten beschäftigt sich bei einer Veranstaltung mit der AfD

Von Matthias Weinzierl, Freising

Wer am Donnerstag kurz vor 19.30 Uhr am Hotel "Zur Gred" vorbeigegangen ist, dem sind bestimmt die vier Polizisten aufgefallen. Der Grund: Im Nebenzimmer des Hotels fand da gerade eine Veranstaltung des Kreisverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten statt. Thema war "Die AfD - eine demokratische Alternative?" mit dem Münchner Journalisten Ernst Antoni. Auf der Einladung stand, dass rechten Gruppen nach dem Versammlungsgesetz der Zutritt verwehrt werde. Laut Verfassung steht die Versammlung in Deutschland unter einem besonderen Schutz, auch dem der Polizei. Nicht so eine reine Veranstaltung. Man einigte sich dann, dass an diesem Abend nur eine Veranstaltung stattfinde, und die Polizei zog wieder ab.

Peter Floßmann begann den Abend mit einer kurzen Rückschau auf eine Veranstaltung über die AfD im Juli 2014 namens "Frischer Wind bei alten Rechten". Damals sei die Partei noch schwieriger einzuschätzen gewesen, trotzdem träfen die damaligen Beschreibungen jetzt zu.

Ernst Antoni, der Redner des Abends, sagte, er stamme selbst aus einer in der Nazizeit verfolgten Familie. Heute ist er der stellvertretende Redaktionsleiter der Antifa, das Magazin der VVN-BDA. Die Fragestellung der Veranstaltung sei auch eher eine der rhetorischen Art, sagte er, was er an einer Presseschau darstellen werde.

Nach den Landtagswahlen in drei Bundesländern vergangenen Sonntag werden ja viele Gesichter der AfD in verschiedene Landtage einziehen, von denen Antoni einige vorstellen wollte, um zu zeigen, wer in der zweiten Reihe der Partei hinter Petry, von Storch und Höcke steht.

Da gebe es beispielsweise Uwe Junge, sagte er, der 30 Jahre bei der CDU tätig gewesen sei, ehe er zur islamfeindlichen Partei "Die Freiheit" gewechselt habe und schließlich der Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz gewesen sei. Oder da sei eine Carola Wolle aus Baden-Württemberg, die gegen "Gender-Gaga" wettere, die Ereignisse in Köln als "Silvesterpogrome" bezeichnet habe und sich "gegen die Aushöhlung der deutschen Identität durch Gesellschaftsexperimente" positioniere. Antoni attestierte der Partei nach dieser Analyse "eine gewisse Buntscheckigkeit mit spürbarem braunen Unterton".

Anschließend gab er einen Überblick über die "Perioden, in denen neofaschistische Parteien auf Landesebene Erfolg hatten", wie beispielsweise in den 60er-Jahren die NPD oder die Republikaner in den 80ern. Die AfD sei antifeministisch, ausländerfeindlich, antiökologisch und kapitalistisch. Der geforderte Austritt von Deutschland aus der Euro-Zone spiele da nur noch eine kleine Rolle.

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