Wäschekorb vor der Haustür:Seltsame Sammlungen

Der Verein "Quo Vadis" bittet im Landkreis um Spenden, doch Verbraucherschützer zweifeln an deren Verwendung

Peter Becker

Bürger aus dem Landkreis finden von Zeit zu Zeit Kisten oder Körbe vor ihrer Haustür. Beigefügt ist ein Handzettel mit der Bitte, alte Kleider, Schuhe, Bettwäsche, Geschirr oder andere Haushaltsgeräte in das Behältnis hineinzulegen. Dahinter steckt der Verein "Quo Vadis - Vereinte Jugend- und Altenhilfe" aus Esslingen. Er verspricht, den Erlös aus seinen Sammlungen gemeinnützigen Zwecken zukommen zu lassen. Doch Verbraucherschützer bezweifeln das stark. Die Sammlungsmethode des Vereins gilt als aggressiv und unseriös. Im Landkreis Freising sind den Behörden aber keine Beschwerden über "Quo Vadis" bekannt.

Wählt man die auf dem Handzettel angegebene Telefonnummer, meldet sich eine gebrochen Deutsch sprechende Stimme. Der Mann verweist einen weiter an einen Kollegen, der dieser Sprache besser mächtig ist. Von diesem ist zu erfahren, dass er im Stadtgebiet wohne und alle paar Wochen Sammlungen durchführe. "Ein bis zweimal im Jahr auch im Landkreis", sagt er - und versichert, er sei im Besitz eines Gewerbescheins. Die Gegenstände verkaufe er im Ausland und erhalte eine Entschädigung von "Quo Vadis".

Frank Contu, stellvertretender Leiter des Ordnungsamts des Landkreises, erinnert sich nur an eine Anfrage aus Moosburg bezüglich der Sammlungen. Diese liege aber Jahre zurück, sagt er. Dass dem Verein seine Sammelaktionen im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz verboten wurden, weiß er nicht. Das Bundesland ist im Übrigen das einzige in Deutschland, das noch über ein Sammlungsgesetz verfügt. Das wäre eine juristische Handhabe, um gegen Vereine vorzugehen, deren Auftreten Verbraucherschützer als nicht seriös einstufen.

Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt Freising, ist ebenfalls nichts darüber bekannt, dass sich Bürger über "Quo Vadis" beschwert hätten - und wenn es nur darüber wäre, dass jemand unerlaubterweise Kisten oder Körbe auf seinem Grundstück abgestellt habe. Die Sammler machen das geschickt, wohl um Konflikte mit den Kommunen zu vermeiden. Das wäre nämlich der Fall, wenn sie diese auf öffentlichem Gelände abstellen würden. Steinhart verweist darauf, dass Bayern sein Sammlungsgesetz zum 1. Januar 2008 abgeschafft habe. Vor diesem Stichtag mussten solche Aktionen bei den Behörden angemeldet werden. Jetzt muss der Bürger selbst entscheiden, ob er seine Spende einer ihm unbekannten Organisation anvertrauen will.

Die Menschen gehen aber meistens den bequemsten Weg. Das weiß auch Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DIZ) in Berlin. Die Einrichtung überprüft Organisationen, die caritative Sammlungen veranstalten, auf ihre Seriosität. Das Urteil im Fall von "Quo Vadis" fällt wenig positiv aus. Wilke sagt, das DIZ habe den Verein gebeten, Einsicht in seine Unterlagen nehmen zu dürfen. Vergebens. Wilke findet es nicht verwerflich, dass die gesammelte Ware im Ausland verkauft wird. Er kritisiert aber, dass nicht bekannt ist, in welchem Ausmaß der Erlös für die Verwirklichung der angeblichen sozialen Zwecke verwendet wird. Bei allem Verständnis für die Bequemlichkeit, die "Quo Vadis" bietet, indem etwa Altkleider direkt bei den Bürgern abholt werden: "Sie sollten bedenken, dass sie die zweifelhaften Aktionen unterstützen."

Ebenso sieht es Albert Söhl, Geschäftsführer des Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes in Freising. Er hat zugegebenermaßen nie etwas von "Quo Vadis" gehört, beobachtet aber einen gewissen Wildwuchs unter den gewerblichen Sammlern. Er rät, Altkleider lieber in die Container des BRK zu werfen, als sie dubiosen Organisationen anzuvertrauen. "Der Erlös aus unseren Sammlungen kommt garantiert sozialen Zwecken zugute", versichert er. Und einen praktischen Nutzen hat es auch. Es ist nämlich schon passiert, dass jemand versehentlich mit der alten Hose seinen Geldbeutel weggeworfen oder neue statt abgetragene Kleidung weggeworfen hat. "Wir können die Container jederzeit aufsperren und nachsehen", sagt Söhl.

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