Arbeit während der Feiertage:Die Helfer stehen parat

Arbeit während der Feiertage: Auch im Freisinger Krankenbaus läuft der Betrieb weiter. Über Weihachten werden dort 200 Patienten betreut.

Auch im Freisinger Krankenbaus läuft der Betrieb weiter. Über Weihachten werden dort 200 Patienten betreut.

(Foto: Marco Einfeldt)

Viele Menschen sind im Dienste der Allgemeinheit über Weihnachten im Einsatz. Am häufigsten ist die Polizei gefragt, die an den Festtagen auch schon mal Familienstreitigkeiten schlichten muss

Von Alexandra Vettori, Freising

Dienst schieben, ein kleines Festmahl zwischendurch und hoffen, dass es nicht von einem Einsatz jäh unterbrochen wird, das ist Weihnachten in den Krankenhäusern, Rettungsstationen und Polizeiwachen. Während alles schmaust und feiert, bleiben Hunderte Menschen im Dienst der Allgemeinheit über die Feiertage in Bereitschaft. Meist verläuft das Fest der Feste ruhig im Landkreis Freising, am häufigsten muss noch die Polizei ausrücken, meist zum Schlichten von Familienstreitigkeiten, zu Verkehrsunfällen oder Suizidandrohungen.

Beschaulich ist Weihnachten aus Polizeisicht nicht. Das liege aber in der Natur der Sache, sagt Michael Ertl, stellvertretender Dienststellenleiter in Freising, "die Polizei kommt dann, wenn die Leute mit sich oder ihrem Gegenüber nicht mehr fertig werden." Der klassische Familienstreit an Weihnachten ist kein leeres Wort, tatsächlich ist es bisweilen alles andere als harmonisch, wenn die Familien zusammen rücken. Auch Unterbringungen von Menschen, die einen Suizid androhen, gehören zum Feiertagsgeschäft der Polizei. Allerdings, betont Ertl, wisse er aus eigener Erfahrung, dass es in großen Städten wie München ganz anders zugehe, Freising sei eine Kleinstadt und daher wesentlich ruhiger. Bei den vier Polizeiwachen im Landkreis, den Polizeidirektionen Freising, Moosburg und Neufahrn sowie der Verkehrspolizei, laufen die Schichtpläne über die Weihnachtsfeiertage weiter. Wer Familie hat, kann mit Kollegen tauschen.

Nikolaus Bischof, bei der Verkehrspolizei Freising zuständig für zentrale Verkehrsaufgaben, kann zumindest für den Heiligen Abend auf ein geringeres Verkehrsaufkommen hoffen. Die Verkehrspolizei betreut die Autobahn A 9 von Pfaffenhofen bis Schwabing, die A 92 von Feldmoching bis Moosburg-Nord und die A 99 vom Autobahnkreuz München Nord bis Karlsfeld. "Am 24. Dezember herrscht abends meistens nicht so das Riesenverkehrsaufkommen, das kommt spätestens am Wochenende, wenn Bettenwechsel in den Hotels ist", weiß Bischof. Der Ausflugsverkehr spielt bei der Verkehrspolizei die Hauptrolle über Weihnachten, wenn auch die großen Kolonnen in die Skigebiete heuer ausbleiben dürften.

Der klassische brennende Christbaum ist zur Rarität bei Feuerwehreinsätzen geworden, weiß Florian Wöhrl von der Freiwilligen Feuerwehr Freising. Weil kaum noch jemand echte Kerzen verwendet, gehen fast nur noch Adventskränze in Flammen auf.196 Aktive gibt es bei der Freisinger Wehr, sie alle sind auch an Weihnachten über Piepser erreichbar. "Im Grunde unterscheidet sich Weihnachten nicht von allen anderen Tagen im Jahr", sagt Wöhrl. Wer Zeit hat und in der Nähe ist, folgt dem Alarm, ist es ein größerer Einsatz, müssen mehr Feuerwehrleute anrücken. In den vergangenen Jahren sei es eher ruhig gewesen an Weihnachten, weiß Wöhrl. Aber weil die Freisinger Wehr 400 bis 500 Einsätze im Jahr fahre, "ist es statistisch wahrscheinlich, dass auch an Weihnachten ausgerückt werden muss".

Auch beim Roten Kreuz in Eching laufen die Dienstpläne über Weihnachten weiter, auf Familien werde aber Rücksicht genommen, und zum Glück, sagt Wachleiter Lothar Aichinger, "wollen manche partout an Weihnachten arbeiten". In der Echinger Wache läuft die Tagschicht von 7 bis 19 Uhr, die Nachtschicht umgekehrt. Zwei Fahrer, zwei Rettungssanitäter und ein Notarzt sind immer am Ort. Am 24. Dezember nachmittags sitzt man bei Plätzchen und Kaffee zusammen, die Abendschicht gönnt sich ein opulenteres Mahl als gewöhnlich, "und hofft, dass in der Zeit kein Einsatz ist", so Aichinger. Einen Christbaum hat man in der Rettungswache, allerdings mit elektrischen Kerzen. "Es wäre blöd, wenn wir dann ausrücken und vergessen, die Kerzen auszublasen - obwohl", witzelt er, "die Feuerwehr ist ja nebenan." Eine Tendenz, ob an Weihnachten weniger los sei als sonst, gebe es nicht, betont er: "Es gibt Weihnachten und Silvester, wo fast nichts los ist, und an anderen hetzt du von Einsatz zu Einsatz." Bis zum 24. Dezember aber sind vor allem die Krankentransporte im Dauereinsatz, also alles, "was nicht mit Blaulicht gefahren wird". Viele Patienten werden aus den Krankenhäusern entlassen, umgekehrt geht manch ein Hausarzt auf Nummer sicher und schickt Patienten über die Feiertage in die Klinik.

Im Freisinger Krankenhaus betreut man über Weihnachten 200, statt sonst 300 Patienten. Erfahrungsgemäß rechnet man mit 35 stationären Aufnahmen pro Tag, am 24. Dezember sogar nur mit 30. "Das ist in beiden Fällen etwa die Hälfte im Vergleich zu einem durchschnittlichen Arbeitstag", sagt Pressesprecher Christoph Wenzel, dazu kämen aber die ambulanten Versorgungen in der Notaufnahme. Wesentlich weniger Personal kann das Klinikum nicht einsetzen, laut Wenzel sind 90 Prozent der Pflegekräfte im Einsatz und acht bis neun Ärzte, plus acht Ärzte in Rufbereitschaft.

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