Wachstum mit Folgen:Zu hohe Mieten, zu wenig Lohn

SPD diskutiert die Situation der Arbeitnehmer in der Region

Von Nadja Tausche, Freising

Generell sei die Lage der Arbeitnehmer in Freising erfreulich, sagte Simone Burger, Regionalgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), am Montagabend. Sie diskutierte in einer Gesprächsrunde mit dem SPD-Landtagskandidaten Markus Grill und einigen Zuhörern über die Situation der Arbeitnehmer im Gebiet rund um den Flughafen. Die Arbeitslosenquote liege im Landkreis Freising bei nur 1,7 Prozent, die Zahl der Beschäftigten sei auf einem Rekordhoch. Gut 81 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer gab es in Freising zum Stand Dezember 2017, sagte Burger und bezeichnete Freising als einen "Leuchtpunkt Bayerns". Dreißig Prozent der Beschäftigten arbeiten dabei im Bereich Verkehr und Lager: "Das zeigt, wie immens wichtig der Flughafen für die Arbeitnehmer ist", so Burger. Die Zahl an Teilzeitjobs in der Region steige an, genauso wie die der Minijobs.

Diese Entwicklung sei aber nicht nur positiv zu bewerten, so Burger. Viele Menschen bräuchten den Minijob zusätzlich zum normalen Job, weil sie sich die Region mit einem einzelnen Job nicht leisten könnten, so die Gewerkschafterin. Das verfügbare Einkommen sei in Freising so niedrig wie nirgends sonst in der Region: Man liege noch unter dem bayerischen Durchschnitt. Das liege daran, dass immer mehr Menschen aus München wegziehen würden, wodurch die Mietpreise in der Region explodieren. Damit man München bei den Mietpreisen nicht überhole, sagte Grill, brauche es einen Mietspiegel: Den gebe es momentan nicht.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde waren nicht nur die Arbeitsbedingungen im Flughafenumland, sondern auch die Beschäftigung am Flughafen selbst Thema. Ein Besucher fragte, ob die Firmen und Subunternehmen, die am Flughafen Menschen beschäftigen, nach Tariflohn zahlen müssten. Nein, sagte Burger, dazu seien die Firmen nicht verpflichtet. Sie sehe es als die Aufgabe der Kommune an, dies zu ändern: "Ich muss als Kommune nachprüfen, ob es bei dem Preis möglich ist, die entsprechende Leistung zu erbringen", sagte sie. Dies könne man durch Klage erreichen.

Auch um den richtigen Umgang der Region mit Wachstum ging es bei der Gesprächsrunde. Grill merke an, dass es zwar durchaus Landesentwicklungspläne gebe, diese würden aber oftmals nicht umgesetzt. Burger wünscht sich, dass die Kommunen mehr zusammenarbeiten: "Es gibt keinen Aus-Knopf für Wachstum", sagte sie. Deshalb müsse man Projekte, wie etwa gemeinsame Gymnasien, fördern.

Als Lösung für den Wohnungsmangel schlug ein Besucher vor, Firmen die Schaffung von Betriebswohnungen vorzuschreiben. Wenn sich Firmen ansiedeln würden, müssten sie eben auch für den nötigen Wohnraum sorgen. Man versuche, hier mit dem Flughafen zu reden, erwiderte dazu Burger: Der finde schließlich auch irgendwann keine Beschäftigten mehr, wenn diese nirgends wohnen könnten. Grill merkte an, bei der Sache würde sich über Unterstützung von der Stadt München als Miteigentümer des Flughafens freuen, und wandte sich damit auch an Burger als Münchner Stadträtin.

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