Archäologie:Forscher will Zweifel am Schatz von Bernstorf beiseite wischen

Bernsteinfund aus Bernstorf bei Kranzberg, 2011

Einige Forscher bezweifeln nicht nur die Echtheit der Goldfunde von Bernstorf, sondern auch die der verzierten Bernsteine, die im Zusammenhang mit der bronzezeitlichen Befestigung gefunden wurden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Es müsste schon ein "Superfälscher" gewesen sein, sagt der Frankfurter Vor- und Frühgeschichtlers Rüdiger Krause bei einem Vortrag im Pantaleonsgebäude in Kranzberg.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Das Fazit des Frankfurter Vor- und Frühgeschichtlers Rüdiger Krause ist eindeutig: Nach den breit angelegten archäologisch-naturwissenschaftlichen Analysen der Gold- und Bernsteinfunde am Bernstorfer Berg bei Kranzberg gibt es für ihn keinen Zweifel, dass die Objekte aus der Mittleren Bronzezeit stammen. Die Fälschungsvorwürfe hält er für widerlegt - auch wenn er weiß, dass die Diskussionen weitergehen werden. Viele Kollegen hätten inzwischen aber gemerkt, "dass da mehr dahinter steckt".

Es ist inzwischen Tradition, dass Krause neueste Ergebnisse der Bernstorf-Forschung auch in Kranzberg vorstellt. Die sind in dem Band "Bernstorf" zusammengefasst, den der Frankfurter Professor zusammen mit Rupert Gebhard, dem Leiter der Archäologischen Staatssammlung in München, Anfang des Jahres herausgegeben hat. Im vollen Saal des Pantaleonsgebäudes fasste er die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, Gebhard war an dem Abend aus familiären Gründen verhindert. Die Analysen fügen sich laut Krause zu einem Gesamtbild zusammen. "Die Funde passen wunderbar in das Zeitgeschehen."

Forscher finden kein stichhaltiges Argument für eine Fälschung

Die Fachleute hätten kein einziges stichhaltiges Argument für eine Fälschung gefunden. Wenn dann müsste es sich um einen "Superfälscher" handeln, doch das schließt Krause aus, dazu seien die Merkmale, die für die Echtheit sprechen, zu komplex. Es sei "unglücklich", dass die Goldbleche nicht bei systematischen Grabungen, sondern durch Traudl Bachmaier und Manfred Moosauer auf einer für den Kiesabbau vorbereiteten Fläche entdeckt worden waren. Doch Vanessa Bähr - ihre Doktorarbeit wird im Herbst publiziert - führe auf, dass insgesamt 56 Bernsteinfragmente zwischen 1997 und 2005 aufgelesen wurden. Es sei "grotesk" zu behaupten, sie seien in diesem Zeitraum ausgestreut worden.

Zweifel an der Echtheit des Goldes hatte zuletzt dessen Reinheit geweckt. Doch "Gold von dieser Qualität lässt sich durch einfache Zementationsverfahren gewinnen", erläuterte Krause. Dies sei in der Antike bereits bekannt gewesen. Die Goldanalytik sei jedoch nur ein Teil der Betrachtung. Rasterelektronische Untersuchungen belegten, dass die Bleche nicht wie modernes Gold gewalzt, sondern geschlagen worden seien. Eine Gold-Expertin habe zudem festgestellt, dass es keine modernen Bearbeitungsspuren gebe. Die "verrundeten Kanten" stammten eindeutig nicht von modernen Geräten wie einem Skalpell, sondern womöglich von einem Feuerstein.

Die Goldbleche wurden "nicht vorgestern" im Boden abgelegt

Neues gibt es auch zu den Sedimentresten, die an dem Gold-Diadem hafteten: Dabei handelt es sich laut Krause um Verklumpungen im Boden, nicht wie zunächst vermutet um bewusste Ummantelungen. Untersuchungen von Physikern und Bodenkundlern aus Garching und Weihenstephan belegten, dass die Fundstücke wohl lange Zeit in einer Tiefe von 10 bis 25 Zentimetern gelegen haben. In den Erdklumpen seien stark erhöhte Goldkonzentrationen gemessen worden, ein "Indiz für eine längere Bodenlagerung". Die Bleche seien dort also "nicht vorgestern" abgelegt worden

Ein Spezialist hat die Zeichen auf einem der Bernsteine als Linearschrift-B identifiziert, als "ti-nwa-to", so heißt eine Siedlung auf dem Peleponnes, wie Krause ausführte. Für diese Schrift gebe es "eine Hand voll Experten weltweit". Und dann soll sie an einem bayerischen "Küchentisch" gefälscht worden sein?, fragte Krause. Die Funde belegten die Verbindungen zwischen Mittelmeerraum und Ostsee. Bernstein sei in Mykene ein begehrtes Gut gewesen. Nach wie vor aber gibt es viele Rätsel, die Forschung zu Bernstorf wird also weitergehen.

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