Vorreiter im Landkreis:Hallbergmooser Mietpreisbremse

Die Gemeinde steigt in den sozialen Wohnungsbau ein und plant mit finanzieller Unterstützung des Freistaats ein Fünf-Millionen-Projekt. Gleichzeitig sollen die Bürger beim Aufbau einer Genossenschaft unterstützt werden

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Der Gemeinderat in Hallbergmoos hat in seiner Sitzung am Dienstagabend einstimmig beschlossen, dass "die Schaffung bezahlbaren Mietwohnraums" in der Kommune "vordringlich" behandelt werden soll. Im Haushalt wurden insgesamt 1,2 Millionen Euro für die "Wohnungsbauförderung" eingeplant. Erstes Ziel ist die Teilnahme am "Wohnungspakt Bayern" des Freistaates. Mit einem Eigenanteil von 500 000 Euro könnte Hallbergmoos einen staatlichen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro erhalten und weitere drei Millionen als Kredit mit Zinsen zwischen 0,0 und 0,5 Prozent. Damit soll ein Wohnungsbauprojekt in Höhe von fünf Millionen Euro finanziert werden.

Die Notwendigkeit, durch den Bau kommunaler Wohnungen zu versuchen, die Lage auf dem angespannten Wohnungs-Mietmarkt ein wenig zu entspannen, hat der Gemeinderat schon länger erkannt. Das Gremium hatte deshalb bereits Anfang März beschlossen, einen Teil der finanziellen Rücklagen - zum Ende des Jahres 2015 rund 50 Millionen Euro - in Immobilienvermögen umzuwandeln. Auf einer Klausurtagung des Gemeinderats wurden die verschiedenen Möglichkeiten erörtert. Dabei kam man zu mehreren Lösungsansätzen.

Zum einen soll auf Landkreisebene eine Wiederbelebung der Wohnungsbau GmbH im Landkreis Freising unterstützt werden. Begleitend dazu soll im nächsten Jahr versucht werden, Hallbergmooser Bürgern beim Aufbau einer eigenen Wohnungsbaugenossenschaft unter die Arme zu greifen, um das bürgerliche Engagement zu stärken. Dabei sollen Aspekte wie selbstbestimmtes Wohnen im Alter, soziale Mischung und Integration berücksichtigt werden. Der wichtigste Punkt ist aber die Schaffung von Wohnraum durch die Gemeinde selber. Ob allerdings Hallbergmoos als Bauunternehmer auftritt, ist noch offen. Es soll geprüft werden, ob die Immobilien nicht durch einen Generalunternehmer schlüsselfertig gebaut werden können, um die Bauabteilung des Rathauses zu entlasten, die durch einige Projekte und Bebauungspläne der Gemeinde derzeit ausgelastet ist.

Die Wohnungsgrößen sollen sich größtenteils am Bedarf für Familien orientieren, da der Markt für kleinere Wohneinheiten durch die private Wohnungswirtschaft eher abgedeckt sei. Die Gemeinde ist dabei auch bereit, bisher unbekannte Wege zu gehen, um schnell neue Wohnungen anbieten zu können. Als ein gutes Beispiel, wie Wohnbauvorhaben selbst mit eingeschränktem Budget des sozialen Wohnungsbaus realisiert werden können, stellte die Verwaltung das Pilotprojekt "City of Wood" in Bad Aibling vor. Dort wurden im klassischen Dreispänner aus Holz 18 Wohnungen in 18 Arbeitstagen gebaut, sie sind 50, 75 und 90 Quadratmeter groß. Das Gebäude könne, so die Verwaltung, als Vorlage für seriellen Wohnungsbau in ganz Deutschland verwendet werden. Auch einen Platz in Hallbergmoos hat man dafür bei der Klausurtagung schon ausgesucht: die Baugrundstücke an der Maximilianstraße/Ecke Predazzoallee. Dort könnten Wohnungen mit einer Gesamtgeschossfläche von 1910 Quadratmeter entstehen.

Dass der kommunale Wohnungsbau forciert werden soll, darin waren sich alle Gemeinderäte einig. Heinrich Lemer (Freie Wähler) wollte jedoch die ursprüngliche Formulierung, dass die Schaffung bezahlbaren Mietwohnraums "Priorität vor weiteren freiwilligen Leistungen" erhalten soll, nicht mittragen. Denn er befürchtete, dass dies zuletzt - im extremsten Fall - zur Aufhebung der gemeindlichen Zuschüsse im Kinderbetreuungsbereich führen könnte, und die Eltern damit von Nutznießern zu Verlieren würden. Mit dem Begriff "vordringlich" konnten alle Gemeinderäte leben, da damit keine Priorisierung der freiwilligen Leistungen verbunden ist.

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