Ein "Hausbesuch" im Hörgertshausener Rathaus hat dazu gedient, die qualitätvolle, moderne Architektur des Gebäudes unter Berücksichtigung von lokaler Baukultur zu zeigen. Bürgermeister Michael Hobmaier und der Landesverein für Heimatpflege hatte gemeinsam dazu eingeladen. Architekt Johannes Dantele erläuterte die Hintergründe des Entwurfes und seiner Realisierung. Einige Bürgermeister aus den Nachbargemeinden sowie interessierte Bürger und Architekten nutzten die Gelegenheit für einen Besuch und ließen sich inspirieren.
Vinzenz Dufter vom Landesverein für Heimatpflege lobte die "beispielhafte Architektur" des Gebäudes. Man müsse Altes bewahren, aber auch weiterschauen, betonte Dufter. Dies sei bei diesem Bau vorbildlich gelungen. 2004 wurde das bestehende, baufällige Gebäude abgerissen und anschließend durch einen Neubau ersetzt, welcher auf gelungener Weise historische Merkmale mit moderner Architektur vereint. Es sei kein Protzbau, stellte Bürgermeister Michael Hobmaier klar, sondern das Rathaus überzeuge mit seiner schlichten, stilvollen Bauart. Eine Glasfront zur Ortsmitte hin solle überdies Transparenz vermitteln und zeige Bürgernähe, erläuterte Hobmaier.
2002 hatte sich der Gemeinderat dazu entschlossen, einen Architektenwettbewerb auszuschreiben. Dies sei für eine kleine Gemeinde, wie Hörgertshausen mit knapp unter 2000 Einwohnern eher unüblich, erklärte Architekt Johannes Dantele. Dennoch war es den damaligen Gemeindevertretern ein Anliegen, die Ortsmitte mit ihrem Rathaus ganz besonders zu gestalten. Dantele erklärte, man habe die Winkelform der ortsüblichen Höfe aufgenommen und so mit dem eingeschlossenen Vorplatz ein neues Ortszentrum geschaffen. Dieser werde laut Bürgermeister Hobmaier im Sommer als Biergarten und im Winter als Weihnachtsmarkt sinnvoll genutzt.
Das neue Rathaus ist an der Grundstücksgrenze situiert und übersetzt traditionelle Bauweisen in die Moderne. So wurde neben der Winkelform auch eine typisch ländliche Fassade auf der Nordostseite geschaffen. Besonders sei der Dreiklang aus Mauer, Holz und Glas, betonte Dantele. Im Eingangsbereich treffen in der Galerie die beiden Gebäudeflügel mit ihrer unterschiedlichen Bauweise aufeinander. Der rechte Flügel wurde mit einer Stahlbetondecke und einer massiven Treppe errichtet, während im linken Flügel die Decken aus Brettsperrholz bestehen. Die Glasfassade ist eingerückt, sodass das natürliche Licht in alle drei Stockwerke falle, sagte Dantele. Hobmaier ergänzt mit einem Augenzwinkern, der so gewonnene, überdachte Platz reiche exakt aus, um eine Biertischgarnitur zu platzieren.
Das Erdgeschoss beinhaltet das Büro des Bürgermeisters sowie einen Besprechungsraum. Die Türen des großen Raumes lassen sich beiseite fahren und somit entstehe aus dem Sitzungssaal und dem Foyer eine große Fläche, die für etwa 60 Personen Platz biete, erklärt Hobmaier. Dies werde hin und wieder bei Trauungen benötigt. Im ersten Stock befindet sich ein lokales Unternehmen und unter dem Dach hat eine Fahrschule ihren Sitz. Außerdem probt im Rathaus regelmäßig der Hörgertshausener Spielmannszug, der unter anderem auch für die bayerischen Sportschützen musiziert.
Im Fazit entstand ein 475 Quadratmeter großer Bau, der knapp 1,6 Millionen Euro gekostet und mit seinen geradlinigen Flächen und Strukturen nicht nur die Gäste begeistert hat. Dennoch ganz nach dem Motto "Weniger ist mehr", wie Michael Hobmaier sagt.