Vor dem verhüllten Kriegerdenkmal:Freisinger bieten NPD die Stirn

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Etwa hundert Gegendemonstranten haben sich bei einer Kundgebung der NPD hinter Absperrgittern aufhalten müssen.Foto: Marco Einfeldt (Foto: Marco Einfeldt)

Botschaft der rechten Kundgebung geht in Buhrufen, Gepfeife und Gerassel unter

Gegen einen Aufmarsch von 14 Rechtsextremisten haben sich am vergangenen Samstag an die 100 Demonstranten am Kriegerdenkmal in Freising versammelt. Das Bündnis "Freising ist bunt" rief zu dem Protest auf, anlässlich dessen sich neben Privatpersonen unter anderem auch die Freisinger Jusos und Münchner der linksradikalen Bewegung Antifaschistische Aktion einfanden. Mit Buhrufen, Trillerpfeifen und Rasseln übertönte die Menge die Sprecher der NPD, die mit einer Stunde Verspätung um 12.30 Uhr am Kriegerdenkmal eintrafen und bis um 14.45 Uhr ihr Programm durchzogen. Themen der Kundgebung waren die Forderung nach dem Ausstieg Deutschlands aus der Nato und der EU sowie der Abzug aller US-Truppen aus Europa.

Keine Gegenrede, sondern lediglich die Menge der gegenüberstehenden Demonstranten sei die Antwort darauf, verdeutlichte Albert Baumgartner-Murr, Mitbegründer von "Freising ist bunt". "Mit unserer Anwesenheit wollen wir Freisinger einfach zeigen, dass hier kein Platz für Nazis ist", sagte er und wiederholte damit den Leitspruch seines Bündnisses. Um nicht als Symbolstädte für den Rechtsextremismus missbraucht zu werden, wurde das Freisinger Kriegerdenkmal wie schon in den vergangenen Jahren auf Anweisung der Stadt verhüllt.

Die Demonstration sei planmäßig verlaufen, bilanzierte der Einsatzleiter des Polizeikommandos, der Leiter der Freisinger Polizeiinspektion Ernst Neuner. Weder Unruhen noch Straftaten habe es gegeben. Bald wurde man aber auf einen älteren Mann auf Seiten der Rechten aufmerksam, einen bekannten NPD-Frontmann, der vor kurzem noch für das Verbreiten rechtsextremen Liedguts angeklagt worden war. Ernst Neuner versicherte aber, dass sich der Inhalt aller anlässlich der Kundgebung abgespielten Musik im legalen Bereich befunden habe.

Einige der Freisinger reagierten verärgert auf den "Käfig", wie er spöttelnd bezeichnet wurde - die Umzäunung der Fläche für die Gegendemonstration. Die Anhänger der NPD stünden dahingegen ungehindert auf dem Bürgersteig. Die Polizei begründet dies mit deren geringer Zahl. Dennoch wurden die 14 Rechten von einer Polizeieskorte zum Kundgebungsort hin und auch wieder fortbegleitet. Dass die NPD ernst zu nehmen sei, hätten gerade erst wieder die gewalttätigen Ausschreitungen bei einer Demonstration der Partei in Dresden am vergangenen Freitag bewiesen, sagte ein Mitglied des Bündnisses "Freising ist bunt". In der Domstadt bewege sich die rechte Szene in überschaubarem Rahmen, meint Albert Baumgartner-Murr dazu. Der Großteil der anwesenden Rechten komme aus München und Umgebung.

Mit Sprüchen von Schriftstellern und Freidenkern wie Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Albert Einstein oder Erich Kästner protestierte "Freising ist bunt" stumm gegen Fremdenfeindlichkeit, Vergessen und Rechtsextremismus. Im Laufe der dreistündigen Versammlung wurden die Schilder aber weniger - standhaft bleiben die Demonstranten in den ersten Reihen, die mit Sprechgesängen wie "Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda" die Redner der Rechten übertönten. "Klar, es ist eine Drohgebärde", so eine der Mitorganisatorinnen der Gegendemo, "doch man muss Gesicht zeigen. Wie sähe es aus, wenn niemand dastünde?" Um kurz vor 15 Uhr beendete die NPD ihre Kundgebung. Die Menge zerstreute sich friedlich.

© SZ vom 27.07.2015 / rse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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