Honig  könnte knapp werden:Frieren im Bienen-Brutkasten

Bienen

Die Kälte macht auch den Bienenvölkern zu schaffen. Imker befürchten, dass der Frühjahrshonig knapp werden könnte.

(Foto: Lukas Barth)

Der Temperatursturz hat auch Auswirkungen auf die Bienenvölker. Imker befürchten Ertragseinbußen beim Frühjahrshonig.

Von Alina Sabransky, Freising

Morgens ein Honigbrot zum Frühstück oder einfach mal so einen Löffel zum Naschen für Zwischendurch. Es gibt nichts besseres. Doch vielleicht müssen Honigliebhaber im Landkreis Freising in dieses Jahr etwas darben. Denn der akute Kälteeinbruch hat nicht nur Auswirkungen auf den Obstanbau. Auch die hiesigen Imker müssen mit gravierenden Auswirkungen auf ihre Bienenzucht rechnen, sollten sich die winterlichen Wetterbedingungen weiterhin so hartnäckig halten.

Viktoria Schmidt, Geschäftsführerin des Freisinger Start-up-Unternehmens Near-Bees und Hobbyimkerin, erläutert die beiden Hauptprobleme, die durch den aktuellen Temperatursturz entstehen können. Ein Thema sei die Größe der Brutkästen der Bienenvölker. "Dadurch, dass es zwischenzeitlich schon so warm war, sind die Brutkästen ziemlich breitflächig. Die Kälte erschwert es den Bienen aber, den gesamten Brutkasten, vor allem die Randbrut, ausreichend zu wärmen. Wenn diese stirbt, nimmt das Volk natürlich ab."

Ulrich Miller, Leiter der Demeter-Imkerei Miller in Freising, ergänzt, dass die Bienen ein Volk seien, das sich schnell an die Wetterlage anpassen könne. "Wenn die Bienen jetzt merken, dass sie nicht in der Lage sind, den gesamten Brutkasten zu wärmen, arbeiten sie natürlich auf Sparflamme und brüten weniger." Darum könne es durchaus sein, dass es in diesem Jahr weniger Frühjahrshonig geben werde.

Als ziemlich ungewöhnlich empfindet auch Andreas Stuber, Vorsitzender des Freisinger Imkervereins "Lehrbienenstand", die niedrigen Temperaturen. "Normalerweise ist es so spät im Jahr nicht mehr so kalt", erklärt er. Er könne sich vorstellen, dass hier im Landkreis Freising vor allem der Rapshonigertrag geringer ausfallen werde.

Ein zweites Problem sieht Viktoria Schmidt bei der drohenden Futterknappheit. "Viele Knospen sterben bei der Kälte ab. Dadurch gehen die Blüten kaputt, sodass es für die Bienen schwierig wird, an Nahrung zu kommen." Vor allem seien die Bienen eigentlich gerade in dieser Jahreszeit in "totaler Brutstimmung" und die Brut müsse ausreichend gefüttert werden. Am wichtigsten sei es, auf das Futter zu achten, meint auch Alexander Frenzel, Leiter der Imkerei Frenzel in Neufahrn. Wenn es nicht anders gehe, müsse man die Bienen notfüttern.

Miller geht allerdings nicht davon aus, dass das notwendig seien wird. "Natürlich ist eine sichere Prognose schwierig, aber nur wenn die Kälteperiode noch mehr als zwei Wochen andauert, muss man eventuell auf diese Schutzmaßnahme zurückgreifen. Wenn sich das Wetter binnen einer Woche wieder ändern sollte, mache ich mir um die Völker keine Sorgen." Im Gegensatz zur momentanen Situation, sei der komplette Winter aber relativ mild gewesen, ergänzt Viktoria Schmidt. Auch dieser Umstand könne zur Futterknappheit beitragen: "Wenn die Bienen früher als bei strengen Wintern wieder aktiv werden und dementsprechend früher brüten, verbrauchen sie natürlich mehr Futter."

Für viele Imker ist die aktuelle Situation alles andere als rosig. Im schlimmsten Fall steht ihnen der Totalverlust ihres Ertrags bevor, wenn die Bienenvölker absterben. Berichtet wird sogar schon von sich häufenden Bienenvölkerdiebstählen unter den Züchtern. Im Landkreis Freising sei ein solcher Fall allerdings noch nicht bekannt, berichten sowohl Miller, Frenzel als auch Stuber. Gehört haben jedoch alle schon davon und Frenzel berichtet, dass mittlerweile einige Imker im Umkreis zur Vorbeugung Wildkameras aufgestellt hätten. Ein Ertragsverlust sei natürlich schmerzlich für die Imker, so Miller. Doch damit müsse offen und ehrlich umgegangen werden.

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